Barsinghausen. Seit einem Jahr ist Günter Distelrath aus Salzgitter im Amt. Im Gespräch erläuterte er nun, was er schon bewirken konnte und was er noch vor hat.

Die Reform des Niedersachsenpokals war die bislang tiefgreifendste Veränderung, die Günter Distelrath in seiner nun ein Jahr andauernden Amtszeit als Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes bewirkt hat. Gleichzeitig war es aber auch die kontroverseste und ein Zugeständnis für den Amateursport. Denn der Pokalwettbewerb wird seit dieser Spielzeit zweizügig ausgetragen.

Die Mannschaften der 3. Liga und der Regionalliga-Nord spielen ihren Sieger aus und die Teams der Oberliga und darunter. Nur die Gewinner qualifizieren sich für die erste Runde des DFB-Pokals, die garantierte Einnahmen von über 150 000 Euro bedeutet. Zuvor hatten stets beide Finalteilnehmer das Ticket für den DFB-Pokal sicher. „Der Reiz eines Endspiels war nicht gegeben“, sagt Distelrath. Niedersachsens Pokalfinale war deutschlandweit das Einzige, in dem es um nichts mehr ging. Der 2016 vom DFB ins Leben gerufene Tag der Amateure an dem alle Landespokalendspiele live im Fernsehen gezeigt werden, war deshalb ein Faktor bei der Umgestaltung.

Und: „Es ist ein deutliches Zeichen pro Amateure“, sagt der Präsident. Dennoch hat der neue Modus einen Beigeschmack, denn für die höherklassigen Klubs wie Eintracht Braunschweig wird das Nadelöhr immer enger. „So richtig Freude ist nicht überall aufgekommen“, gibt Distelrath zu. Zumal eine vorherige Abstimmung mit den Drittligisten nicht erfolgt sei. Alle hätten jedoch im April die Ausschreibung akzeptiert – vermutlich zähneknirschend. Deshalb will der NFV-Boss den neuen Modus auch nicht gleich manifestieren. Er sei ein Pilotversuch, der wenn notwendig angepasst werden könne.

Es bestätigt den Eindruck den Distelrath, der in Salzgitter lebt, in seiner bisherigen Zeit im Amt macht. Der 69-Jährige packt an der Basis an. Er spricht mit den Leuten aus den Vereinen, schwebt nicht nur wie eine graue Eminenz über ihnen. Mitarbeiter des NFV sprechen anerkennend darüber, wie viele Stunden der gebürtige Gelsenkirchener in sein Ehrenamt investiert. „Ich war schon immer viel unterwegs – im Berufsleben als Geschäftsführer des Sparkassenverbandes Niedersachsen wie auch jetzt als NFV-Präsident“, sagt Distelrath, der sich auf die Fahne geschrieben hat, die Vereine zu entlasten.

350 000 Euro sollen im kommenden Jahr an die niedersächsischen Klubs fließen – unter anderem sollen dafür Gebühren für Trikots, Schiedsrichter und Turnier-Antritte wegfallen. Aber auch im administrativen Bereich will Distelrath etwas tun. „Es kann nicht sein, dass ein Vorsitzender Experte im Steuerrecht ist.“ Er kennt die andere Seite, war selbst viele Jahre Vorsitzender des MTV Salzgitter – kurioserweise ein Verein ohne Fußballabteilung. „Ich glaube, wenn man weiß wie Vereinsarbeit funktioniert, ist die jeweilige Sportart am Ende zwar ein wichtiger, aber nicht der entscheidende Baustein“, sagt er. Sorgen bereitet ihm die Anzahl der Vereine in einigen Kreisen. Durch zahlreiche Fusionen gibt es ohnehin schon weniger solcher Gliederungen – einst waren es 47, heute sind es aufgrund von zuletzt drei Fusionen nur noch 33. „Der NFV-Kreis Braunschweig ist in dieser Hinsicht ein Vorreiter. Die Fusion des NFV-Kreises Nordharz war 2012 die erste von vielen, die folgten und weiter folgen werden“, erklärt Distelrath. „Wir müssen sehen, wie es weitergeht und rechtzeitig die richtigen Schlüsse ziehen.“

Einen dieser Schlüsse hat er bereits gezogen. Mit dem Thema E-Soccer – also dem Fußballspiel an der Konsole – wagt sich der Verband auf neues Terrain, um junge Menschen zum Sport zu bringen. Derzeit sagt der Deutsche Olympische Sportbund noch, dass E-Sport kein Sport sei, aber dem gesellschaftlichen Trend will man sich auch in Barsinghausen nicht verschließen. „Wir müssen vorsichtig mit dem Thema umgehen“, sagt der Präsident, dessen Landesverband als erster in Deutschland einen Leitfaden für den virtuellen Sport herausgeben und im Januar eine Niedersachsenmeisterschaft veranstalten wird. Immer mit dem einen Ziel: „Wir wollen, dass Fußball gespielt wird“, sagt Distelrath. Deshalb ist auch davon auszugehen, dass die bisherigen Neuerungen in seiner Amtszeit nicht die letzten bleiben werden – auch wenn die nicht immer allen schmecken.