Braunschweig. Braunschweigs Basketballer wollen am Sonntag im Pokal-Achtelfinale gegen den MBC in eigener Halle den ersten Saisonsieg landen.

Wenn ein etwas wichtigeres Spiel ansteht im Sport, wird gern die Floskel vom „Do or die“ recht inflationär bemüht. Doch diesmal trifft sie nach sechs Jahren Pokalabstinenz wieder zu für Braunschweigs Basketballer. Im neuen Pokalmodus der BBL dürfen alle Erstligisten mit Ausnahme der Aufsteiger mitmischen, und so heißt es für die Löwen am Sonntag gegen den Mitteldeutschen BC tatsächlich: Siegen oder fliegen.

„Ich mag die K.o.-Spiele, die sind immer etwas Besonderes“, schwärmt Löwen-Kapitän Thomas Klepeisz. „Jeder weiß, dass man mit 40 guten Minuten eine Menge erreichen kann und ist nochmal speziell fokussiert.“ Für Mannschaften mit großem Namen sei es etwas schwieriger, so eine besondere Pokal-Motivation aufzubauen als für die Außenseiter, sagt der Österreicher, der weiß, wie es geht: 2015 führte er sein Heimatteam Güssing zum Pokalsieg – mit Braunschweigs US-Profi Travis Taylor an seiner Seite – und wurde zum wertvollsten Spieler des Top-4-Turniers gewählt.

Weil die Löwen Losglück hatten und Heimrecht gegen einen Kontrahenten genießen, der keine Übermannschaft ist, sollten sie es nun auch nutzen, findet Klepeisz. „Ich hoffe, dass wir die Heimstärke, die wir vergangene Saison auch gegen die besseren Teams bewiesen haben, wieder zeigen können.“

Die Auftakt-Pleite gegen Oldenburg sei mit dem Comeback in Bonn abgehakt, auch wenn die Löwen gegen den zweiten Favoriten die zweite Niederlage kassiert hatten. „Ich habe ein gutes Gefühl. Die Mannschaft hält zusammen, und du bist in Bonn wieder mit einem besseren Gefühl vom Feld gekommen“, sagt der Kapitän. „Nun wollen wir den nächsten Schritt machen und mal ein Spiel gewinnen.“

Womit die zweite Pokal-Eigenheit ins Blickfeld rückt, dass dieser Wettbewerb auf dem schnellsten Weg zu einem Titel führt, aktuell nach vier K.o.-Runden. Während der Titelaspekt in der Pressemitteilung der Löwen noch Erwähnung findet, redet Trainer Frank Menz lieber von „einer Chance, relativ weit zu kommen. Im Fußball kann man deutlich unterlegen sein und trotzdem gewinnen, das ist im Basketball nicht möglich“, betont er und will von den sprichwörtlich eigenen Gesetzen des Pokals nichts wissen.

In Runde eins gegen den MBC werde es ein Duell auf Augenhöhe, glaubt Menz. Und zudem ein ganz, ganz wichtiges Spiel für den Fortgang der Saison. Angesichts des schweren Punktspielprogramms, in dem als nächstes zwei weitere Niederlagen drohen, wollen die Löwen mit Macht einen Sieg für ihr Selbstvertrauen erringen. „Und wir wollen dem Publikum zeigen, was wirklich in uns steckt“, verspricht der Coach.

Besser werden muss seine Mannschaft dazu vor allem bei der Wurfquote und der Ballsicherheit. Mit nur 35 Prozent Feldtreffern sind die Löwen das zweitschlechteste Team der Liga, mit 18 Ballverlusten im Schnitt das viertschlechteste. „Unser Ziel für diese Saison ist es, diese Zahl auf 13 zu reduzieren“, kündigt Menz an, nachdem seine Schützlinge im Vorjahr 14,4-mal das Spielgerät verloren hatten, und setzt auf wachsende Erfahrung seiner Leute und eine ruhigere Hand, wenn sich erstmal Erfolgserlebnisse einstellen. Sollte das morgen gelingen, wären die Löwen zumindest im Pokal schon mal dort, wo sie perspektivisch auch in der Liga hinwollen, unter den Top-8.

Löwen – MBC, Sonntag, 18 Uhr, VW-Halle

Der Gegner Mitteldeutscher BC

Für den MBC gilt das Gleiche wie für die Löwen: Er will nach zwei BBL-Niederlagen versuchen, im Pokal den Erfolgsweg zu finden und hat dabei als Auswärtsteam noch weniger Druck. Für das Team von Aleksandar Scepanovic ist es das erste Pokalspiel seit zehn Jahren. „Eine große Chance“, betont der Trainer.

Die Weißenfelser hatten großes Verletzungspech. Beim 84:91 in Gießen zum Auftakt fehlte ihr Center Aleksandar Marelja, und ihr zweiter langer Mann, der starke James Farr, schied mit einer Halswirbelverletzung aus. Trotzdem hätten sie gewinnen können. In Göttingen setzte es mit dem Tschechen Adam Pechacek als Ersatz eine 63:105-Pleite. „Aber daran darfst du den MBC ebensowenig messen wie uns an dem Oldenburg-Spiel“, betont Löwen-Kapitän Thomas Klepeisz.

Für ein Team mit kleinem Budget haben sich die Wölfe überraschend gut verstärkt. Mit Adika Peter-McNeilly (Ludwigsburg), David Brembly (Bremerhaven) und Ferdinand Zylka (Erfurt) holten die drei Profis von BBL-Rivalen. Sie haben inzwischen neben den Ausländern auch eine starke deutsche Riege, sind somit tief besetzt.