Bonn. Bei der BBL-Ligatagung war das Engagement von NBA-Star Dennis Schröder bei den Braunschweigern ein großes Gesprächsthema.

Die Nationalmannschaft und ihre sensationelle vorzeitige WM-Qualifikation mit acht Siegen aus acht Spielen ist auch bei den Basketball-Erstligisten das große Thema vor dem Saisonstart. Beim Tip-off-Meeting der BBL gestern in Bonn wurde aber nicht gejubelt, sondern geklagt. Im Vorjahr hatten führende Klubvertreter noch geunkt, es sei eine „Schande“, dass der DBB in den neuen Länderspielfenstern ohne NBA- und Euroleague-Spieler „nur ein B-Team“ aufbieten könne, womit „das Gütesiegel Nationalmannschaft mit Füßen getreten werde.“

Nachdem der grandiose Erfolg solche Bedenken pulverisiert hat, sind es aktuell die Spielerabstellungen in der Saisonvorbereitung, die den Standorten wehtun. Einige Spitzenteams konnten ohne ihre Nationalspieler nicht richtig trainieren und fühlen sich nicht eingespielt genug für die am Freitag beginnende Saison. Wer Nationalspieler hat, wird bestraft, hieß es, und bekommt noch nicht mal einen finanziellen Ausgleich. Die Kritik am Weltverband und die Forderung nach Veränderungen des Wettkampfkalenders wird schärfer.

Die Löwen Braunschweig sind da fein raus. Sie profitierten vom Triumph der DBB-Auswahl ganz erheblich, weil deren medial weit herausragendes Zugpferd Dennis Schröder schließlich Braunschweiger ist, müssen dafür aber keine Fehlzeiten verkraften. Und der fünftägige Ausfall von Thomas Klepeisz ließ sich verkraften, schließlich verpasste der österreichische Nationalspieler nicht mal eine Testpartie der Löwen.

Schröder als überregional bekanntes Aushängeschild der Löwen stand auch im Mittelpunkt der Fragen, die Geschäftsführer Sebastian Schmidt in der Bonner Talkrunde beantworten musste. Dank des Nationalmannschafts-Regisseurs als Hauptgesellschafter sind die Braunschweiger in der Basketball-Szene schlagartig wieder „sexy“ geworden. „Sein Einstieg hat uns erstmal eine extreme mediale Reichweite gebracht“, sagte Schmidt. Soziale Medien, überregionale Zeitungen, Wirtschaftsblätter und TV-Sender hätten berichtet. „So eine Persönlichkeit an Bord zu haben, ist auch für die gesamte BBL gut“, betonte der Geschäftsführer.

Dem Standort Braunschweig werde der am Sonnabend zum Trainingsstart seiner Oklahoma City Thunder abgeflogene NBA-Profi mit seinem Netzwerk und seinem Basketball-Knowhow mit Sicherheit noch enorm weiterhelfen. Erste gute Detailgespräche mit einer Event- und Kommunikationsagentur, in die Schröder eingestiegen ist, hätten stattgefunden. Der 25-Jährige und sein Berliner Partner hätten frischen Wind in den Aufsichtsrat gebracht und hohe Ziele formuliert, berichtet Schmidt. Manchem seien diese Vorstellungen vielleicht zu ambitioniert. „Aber ich bin da mit ihm auf einer Wellenlänge: man muss sich hohe Ziele stecken, um vorankommen zu können.“

Das hatte auch die BBL getan, als sie sich schon vor Jahren auf die Fahne geschrieben hatte, 2020 die beste Liga Europas zu sein. Der angestrebte große Sprung in die frei empfangbaren öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ist zwar noch nicht gelungen. Doch wurde gestern immerhin die Vertragsverlängerung mit dem Rechteinhaber Telekomsport und dessen Free-TV-Partner Sport1 um fünf weitere Jahre verkündet. Die Telekom zeigt weiterhin alle Partien live. Sport1 darf per Sub-Lizenz 60 Spiele übertragen und anders als zuletzt auch das entscheidende Finale. „Das ist die beste TV-Situation, die es bisher für uns gegeben hat“, sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz. Neuer Hauptsendetermin bei Sport1 ist sonntags um 15 Uhr zwischen Fußball- und Eishockey-Bundesliga. Und auch hier zeigt sich der Bedeutungszuwachs der Löwen: Gleich ihr zweites Heimspiel am 14. Oktober gegen Meister Bayern München wird gezeigt.

Das freut Schmidt, schließlich kann er seiner wachsenden Sponsoren-Schar somit noch ein bisschen mehr Medienpräsenz bieten. Zehn neue größere Werbepartner der höheren Sponsoring-Kategorien hat der Geschäftsführer hinzugewonnen. Sie zahlen mindestens 10 000 Euro pro Saison und tragen so zur geglückten Etaterhöhung bei, die Schmidt als „deutlich sechsstellig“ beziffert, und deren Großteil in den Mannschaftsetat geflossen sei.

Eingerechnet ist bereits ein sechsstelliger Grundstock an Fernsehgeldern, die die BBL erstmals an die Standorte ausschütten will. Weil die genaue Höhe erst noch auf einer Ligatagung ausgehandelt wird, könnte das Löwen-Budget sogar noch weiter steigen. Und außerdem denkt ja Dennis Schröder nach eigener Aussage darüber nach, bei seinem Heimatklub auch noch als Sponsor einzusteigen.