Braunschweig. Der Braunschweiger Bundesliga-Basketballer Chris Sengfelder will seine Basketball-Tugenden aufs Leben übertragen.

Bei aller Konzentration auf die Löwen verfolgt Christian Sengfelder dieser Tage auch die Spiele der Basketball-Nationalmannschaft ganz genau. Wie Dennis Schröder und Co. beim Supercup in Hamburg wirbelten und dies ab Donnerstag in der WM-Qualifikation tun werden, nimmt der Neuzugang der Braunschweiger Korbjäger als besten Anschauungsunterricht. „Mein Ziel ist es, auch irgendwann A-Nationalspieler zu werden“, betont der 23-Jährige.

Und er scheint auf einem guten Weg. Schließlich hat ihn Bundestrainer Henrik Rödl nach seinen starken Auftritten in der A2 diesen Sommer bereits in den erweiterten A-Kader berufen. Sengfelder gefiel bei der Turnierreise des Nachwuchsteams als bester deutscher Punkte- und Reboundsammler.

„Das waren tolle drei Wochen“, blickt er vor allem auf die Eindrücke aus China zurück, wo neben Training und Spielen auch noch Zeit war, touristische Highlights wie die chinesischen Gärten, die chinesische Mauer, die Terrakotta-Armee und die verbotene Stadt zu besichtigen. „Das kannte ich nur aus dem Film und Fernsehen, und jetzt konnte ich alles mit Basketball kombinieren“, schwärmt der 2,03 Meter große Powerforward.

Es sei schön gewesen, nach der Collegezeit wieder europäischen Basketball zu spielen, erzählt er. Die meisten Mitspieler kannte er aus den Junioren-Nationalteams, er habe sich schnell eingefunden. „Es ist ein bisschen physischer und muss schneller gehen als am College, weil man nur 24 Sekunden für die Angriffe hat – aber letztlich ist das Ziel dasselbe: du musst den Ball reinmachen.“

Sein sportliches Motto trägt Christian Sengfelder in Form von zwei bedruckten schwarzen Gummibändern als Armschmuck. Das englische Wort „Effort“ steht darauf, doch mit Anstrengung allein ist es nicht getan. Auf den Bändern, die er wie seine College-Teamkollegen an der Boise-University bekommen hat, steht auch jeder einzelne Buchstabe für eine bestimmte Tugend, wie er aufzählt. Die Schlagworte „Enthusiasm, Fokus, Finish, Opportunity, Resiliance und Together“, bedeuten zusammengenommen in etwa, immer alles zu geben, um fokussiert mit dem Team durchzuhalten und alle Gelegenheiten zu nutzen, um die Ziele zu erreichen.

Diese Parole sei auch groß an der Wand des Kraftraums seines Collegeteams zu lesen gewesen, erzählt Sengfelder, er habe sie verinnerlicht. „Ich werde die Armbänder auch hier tragen“, betont er. „Und das Motto gilt nicht nur für mein Basketball-Leben, ich möchte es auf alles übertragen.“

Zielstrebig ist der Leverkusener schon immer gewesen. Bereits zur Schulzeit sei ihm klar gewesen, dass er ans College wollte, berichtet Sengfelder. „Deshalb bin ich nach dem Abi von Bayer 04 an die Urspringschule gewechselt.“ Das Basketballinternat in Ehingen kooperiert mit US-Unis, so dass die angehenden Studenten auf ein Stipendium zählen können. Für die Ehinger spielte der Neu-Löwe in der U19 und der ProA, wechselte zur Fordham University nach New York und zum Schluss nach Boise/Idaho. „Alles hat geklappt, wie ich es mir ausgemalt hatte“, blickt er zurück.

So kann es weitergehen. Dass er den Löwen auf Anhieb wird helfen können, demonstrierte Sengfelder bereits. In den Testspielen gefiel er als unermüdlicher Wühler im Reboundkampf und mit einem lockerem Händchen von außen. „Das Schöne ist, dass in Braunschweig sieben alte Spieler geblieben sind, die wissen, wie es läuft“, lobt er. „Da schließt man sich einfach direkt an – ich denke, ich bin in einer guten Position, um mich weiterzuentwickeln.“

Worauf er dabei achten soll, hat ihm Bundestrainer Henrik Rödl mit auf den Weg gegeben, als er die A2 beim Turnier in Italien begleitete. „Er hat mir gesagt, ich soll mir viel von Luke Sikma und Danilo Barthel abgucken“, berichtet Sengfelder und hat vor, das Spiel von Alba Berlins Saison-MVP und Bayern Münchens Final-MVP genau zu studieren. Im Blick aufs Nationalteam ist er aber Realist. „Gerade auf den großen Positionen ist so viel Konkurrenz“, stöhnt er, „da werde ich noch ein paar Jahre brauchen, bis ich da reinkomme.“

Für nächsten Sommer hat er sich lieber gleich ein anderes Ziel gesteckt: „Da möchte ich gerne mit der A2 bei der Universiade spielen.“ Denn Student ist der Jungprofi immer noch. Bis Dezember dauere es wohl noch, bis seine Masterarbeit fertiggeschrieben ist, mutmaßt er.