Wolfsburg. Der VfL-Mittelfeldspieler sieht noch viel Verbesserungsbedarf auf seiner „neuen“ Position und äußert sich zur Causa Mesut Özil.
. Manche kriegen nie genug. Nach dem Testspiel gegen Norwich City (1:1) spielte Yunus Malli noch viele Minuten lang weiter auf dem Rasen. Allerdings nicht mehr im Trikot des VfL Wolfsburg gegen den englischen Zweitligisten, sondern mit seinem kleinen Neffen. Danach nahm er sich Zeit für ein Interview mit Leonard Hartmann. Der VfL-Spielmacher sprach über die harte Vorbereitung, eine neue Position und Mesut Özils umstrittenes Foto mit Recep Erdogan. Das Gespräch fand statt, bevor sich Özil erstmals zur Situation äußerte.
Sie stecken mitten in Ihrer vierten Vorbereitung beim VfL. Nehmen Sie eine Veränderung wahr?
Die Vorbereitung unter Bruno Labbadia ist schon sehr viel intensiver als in den Jahren zuvor. Der Trainer legt sehr großen Wert auf die Fitness, die wir für unser Spiel brauchen werden. Das spiegelt sich in den ersten drei Wochen in Umfang, Intensität und Aufwand wider. Dass es daher in den Testspielen teilweise schwerfällig aussieht, ist normal. Wichtig ist, dass wir fit werden. Und in den nächsten Wochen werden sicher die notwendige Frische und Spritzigkeit zurückkommen.
Fällt es Ihnen leicht, sich zu quälen?
Es macht mir natürlich nicht so viel Spaß wie das reine Fußballspielen, meinen Mitspielern geht es sicher ähnlich. Aber wir wissen, wofür wir uns quälen. Deswegen ziehen wir die Aufgaben als Mannschaft bisher gut durch. Nach der kurzen Verschnaufpause verschiebt sich der Trainingsschwerpunkt hoffentlich aufs Spielerische.
Ist das Team besser als in der vorigen Saison?
Es ist noch zu früh, um ein endgültiges Fazit zu ziehen. Mein bisheriger Eindruck ist aber sehr positiv. Wir arbeiten gut zusammen, die Neuen bringen gute Qualität in die Mannschaft. Deswegen versuchen wir jetzt, die Vorbereitung so gut wie möglich zu absolvieren, damit wir eine bessere Saison spielen.
Spüren Sie ein anderes Zusammen-Gefühl?
Klar, die Atmosphäre ist ganz anders. Sicher hängt es auch damit zusammen, dass es nun für jeden wieder bei Null losgegangen ist. Jeder hat die Motivation und den Ehrgeiz, bessere zu Zeiten zu erleben und Erfolg zu haben. Den haben hier alle schon viel zu lange vermisst. Deswegen gehen wir mit Spaß an die Sache heran, und das sieht man hin und wieder auf dem Platz an der guten Stimmung. Ich denke, dass es nur so funktionieren kann: Wenn wir als Team auftreten, Spaß miteinander haben und Vollgas geben. Wenn man will, geht alles. Der Trainer hat klare Forderungen vom ersten Tag an uns gestellt, und jeder muss voll mitziehen. Sonst ist man fehl am Platze Mein Eindruck ist: Wir haben das gut angenommen.
Bruno Labbadia ist Ihr vierter Trainer, seit Sie im Januar 2016 aus Mainz kamen. Welchen Eindruck macht er auf Sie?
Zunächst einmal ist es wichtig, dass Kontinuität auf der Position reinkommt. Es ist auch für die Spieler nicht einfach, wenn die Trainer so häufig gewechselt werden. Dann gibt es alle paar Monaten eine andere Philosophie, eine neue Ansprache. Die Spielidee und die Dinge, die der Trainer nun von uns sehen will, kommen immer besser zutage. Ich hoffe daher auf einen guten Saisonstart, damit wir in Ruhe weiterarbeiten können.
Ist es gut für Sie, dass Daniel Didavi den VfL verlassen hat? Schließlich konnten Sie auch wegen ihm nicht regelmäßig auf ihrer Lieblingsposition, der Zehn, spielen.
Nein, ich mag Daniel als Mensch und auch als Spieler. Wir haben uns immer gut auf dem Rasen verstanden. Nun hat er sich so entschieden, das muss man respektieren. Das heißt aber für mich nicht, dass ich nun eine Stammplatzgarantie habe. Für mich gilt das gleiche wie zuvor. Ich muss mich anbieten. Denn es gibt mehrere Spieler, die auf der Halbposition spielen können im 4-3-3-System.
Diese Formation scheint der Trainer zu favorisieren. In jener gibt es aber keinen klaren Zehner, sondern zwei ein wenig seitlich versetzte Achter. Sie haben diese Position in den Testspielen bekleidet, wie gefällt sie Ihnen?
Es ist schön, dass es im Zentrum ist. Da fühle mich am wohlsten. Obwohl ich am Ende der Vorsaison dort schon gespielt habe, muss mich noch ein bisschen daran gewöhnen. Ich muss läuferisch mehr an den Tag legen, auch in der defensiven Arbeit sehe ich noch viel Verbesserungspotential. Aber ich versuche, das im Training und in den Testspielen reinzukriegen. Für mich ist das absolut positiv.
Wie ist Ihre Meinung zur Causa Mesut Özil, der in Deutschland eine große Debatte ausgelöst hat, nachdem er sich mit dem türkischen Präsidenten Erdogan hatte fotografieren lassen?
Es ist schade, dass so viel darüber geredet und das Thema so groß gemacht wurde. Es hat der deutschen Nationalmannschaft bei der WM geschadet. Ich denke, jeder kann selbst entscheiden, was er macht, mit wem er sich trifft und ein Foto schießt. Man sollte das Thema nicht so hoch hängen. Für mich ist es einfach schade, dass so viel daraus gemacht wurde.