Wolfsburg. Ohne zu schreien, sondern ruhig, sachlich und ganz individuell – so stellt sich der neue Torwarttrainer das Coaching der Grizzlys-Keeper vor.

„Beide Torhüter sind heiß“, sagt Charly Fliegauf und reibt sich die Hände. Der Manager des Eishockey-Erstligisten Grizzlys Wolfsburg erhofft sich durch den internen Konkurrenzkampf von Jerry Kuhn und Felix Brückmann starke Leistungen der Schlussmänner. Zumal sich um diese erstmals im Klub ein Vollzeit-Torwarttrainer kümmert: Ilari Näckel (45), der zuletzt beim in Bankrott gegangenen finnischen Zweitligisten Espoo und davor auch in Finnlands 1. Liga und in Russlands KHL gearbeitet hatte.

Der Deutsch-Finne gibt in dieser Woche seinen Einstand bei den Grizzlys und lernt seine beiden Hauptschützlinge sowie die Nummer 3, Mirko Davi, kennen. Auf dem Eis kann Näckel noch nicht mit ihnen arbeiten. Aber auch so verschaffte er sich bereits einen guten Überblick über die Qualitäten. Kuhn und Brückmann schaute er sich auf Videos an, die aus der vergangenen Saison stammen, und studierte ihre Statistiken. Sein erster Eindruck: „Jerry und Felix sind unterschiedlich von ihrer Art zu spielen. Deshalb werde ich auch unterschiedlich mit ihnen arbeiten. Ich zwinge ihnen nicht eine bestimmte Spielweise auf, sondern versuche, sie auf individuelle Art und Weise besser zu machen.“

Doch worin liegen die Unterschiede zwischen Kuhn, der sich vergangene Saison als Neuzugang überraschend zur Nummer 1 aufgeschwungen hatte, und Brückmann? „Jerrys Stil würde ich vielleicht nicht als modern bezeichnen. Aber er ist ein Wettkampftyp, der von seiner mentalen Stärke lebt. Felix hingegen verfügt über eine gute Technik und Taktik, hat nach einer Reihe guter Saisons aber ein etwas unglücklich verlaufenes Jahr hinter sich. Bei ihm wird es auch darauf ankommen, das Selbstvertrauen zurückzugewinnen“, erklärt Näckel.

Einen harten Hund und Schleifer haben die Grizzlys nicht als Torwarttrainer verpflichtet. „Ich würde mich eher als ruhig und sachlich bezeichnen.“ Genossen die Grizzlys-Keeper bislang nur ab und zu, wenn der Honorartrainer in regelmäßigen Abständen in Wolfsburg war, gezielte Einheiten, bekommen sie nun erstmals täglich Extraschichten. „Ich ziehe es vor, jeden Tag ein bisschen speziell mit den Torleuten zu üben und nicht an einem Tag drei Stunden und am anderen Tag gar nicht. Ich denke, wir werden täglich schon eine Viertelstunde vor den Feldspielern aufs Eis gehen und absolvieren dann ganz normal das Mannschaftstraining.“

Auch Videostudium steht an. Eigene Clips und Beispielclips anderer Torhüter will Näckel zeigen. „Der Großteil meiner Arbeit findet nicht auf dem Eis statt, sondern geht für die Vorbereitung drauf. Die sichtbare Arbeit eines Trainers ist immer nur die Spitze des Eisbergs.“

In Kontakt mit den Grizzlys kam Näckel übrigens durch Eigeninitiative. „Ich hatte gehört, dass die Grizzlys einen Torwarttrainer suchen und habe Cheftrainer Pekka Tirkkonen angesprochen. Finnland ist ein kleines Land, da kennt jeder jeden.“