Braunschweig. Den glorreichen Lions-Footballern steht zu ungewohnter Zeit am Sonntagmittag vermutlich ein schweres Spiel gegen Berlin bevor.

Genau drei Tage lang durften sich die Lions-Footballer nach ihrem Eurobowl-Triumph auf ihren Lorbeeren ausruhen. Dann hatte sie ihr Trainingsalltag wieder eingeholt. Denn Zeit zum Verschnaufen gibt es nicht. In der Bundesliga stehen nun die Wochen der Wahrheit für die Braunschweiger an. Jede Woche steht ein Spitzenspiel an. Den Anfang macht das Heimspiel am Sonntag um 13 Uhr im Eintracht-Stadion gegen die Berlin Rebels.

„Bei den Rebels weiß man nie so genau, was einen erwartet. Fest steht, dass sie ein sehr talentiertes Team haben. Es wird nötig sein, dass wir unser bestes Football spielen. Ich erwarte ein knappes Spiel“, sagt Lions-Cheftrainer Troy Tomlin und betont: „Das war ein schönes Gefühl, den Eurobowl zu gewinnen. Aber nun geht es um das andere ganz große Ziel in diesem Jahr, den German Bowl zu gewinnen.“

Die Rebels sind so etwas wie die Wundertüte in der Bundesliga Nord. Sie verloren überraschend gegen den sehr starken Aufsteiger Potsdam Royals (20:31) und ebenso völlig unerwartet am vergangenen Samstag gegen die Kiel Baltic Hurricanes (24:28), die in Braunschweig hoffnungslos unterlegen waren (3:42). Aber die Rebels besiegten die Dresden Monarchs deutlich (30:7), die wie die Lions ansonsten ganz souverän durch die Saison marschieren.

„Die Rebels haben immer mal wieder ein großes Problem mit der Disziplin. Durch unnötige Strafen, die sie sich einhandeln, gelangen sie in Spielen ins Hintertreffen, die sie nicht verlieren müssten“, hat Tomlin festgestellt.

Ein paar unnötige Strafen hat sein Team zuletzt auch eingesammelt, sogar beim Eurobowl-Finale, das die Braunschweiger am Samstag in Frankfurt nach 7:19-Rückstand noch mit 20:19 gewannen. Was die Lions letztlich zum Sieg geführt hat, war nicht nur Klasse, sondern die Fähigkeit, immer zusammenzubleiben, nie mit dem Finger auf den Nebenmann zu zeigen, wenn etwas schief lief. Und sie haben zu keiner Zeit den Glauben an den Erfolg aufgegeben.

Einen gewissen Anteil an der erfolgreichen Aufholjagd hatten auch die Fans. Rund 1000 waren geschätzt nach Frankfurt mitgereist und feuerten ihre Lieblinge immer dann besonders intensiv und laut an, wenn es im Spiel mal nicht so gut lief. Dagegen hörte man die doppelt so vielen einheimischen Football-Anhänger nur dann wirklich lautstark, wenn Frankfurt gelungene Aktionen bot. Diese Braunschweiger Fans also sind goldwert und könnten auch am Sonntag den Ausschlag geben. Denn aus Berlin werden kaum mehr als eine Handvoll Anhänger erwartet. Selbst bei Heimspielen gegen die Lions in der Vergangenheit sind die Rebels auf den Rängen häufig in Unterzahl gewesen.

Und so lautet das Motto für die hiesigen Footballfans am Sonntag zu ungewohnter Kick-off-Zeit: Erst Football schauen, die Lions zum Sieg brüllen und dann am Fernsehen die deutschen Fußballer bei ihrer WM-Premiere anfeuern.