Dortmund. Aubameyang fliegt zum Medizincheck nach London, Batshuayi wird ihn wohl ersetzen.

Fraglos handelt es sich um ein Lob. Allerdings eines, das demjenigen, dem es gewidmet ist, auch unbekömmlich sein könnte. Es vereint höchste Höhen der Anerkennung mit den Untiefen professionellen Sports. „Er ist der Beste – wenn er will“ – das ist der Satz von Igor de Camargo. Der frühere Gladbacher spielte einst mit Michy Batshuayi bei Standard Lüttich und jene Einschätzung begleitet diesen seit ein paar Jahren beständig. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit machen der Stürmer und das Urteil über ihn ab Mittwoch Halt in Dortmund.

Batshuayi ist der Angreifer, den die große Lotterie namens winterliches Transferfenster nun offenbar für den Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund bereit hält. Viele Tage hat der Poker angedauert, 24 Stunden vor Ende der Wechselfrist am Mittwoch um 18 Uhr scheint der entscheidende Durchbruch vollzogen, um eine europaweit seltene Rochade in Gang zu setzen.

Die sieht so aus: Der bisherige Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang wechselt für rund 65 Millionen Euro vom BVB zum englischen Topklub FC Arsenal. Das verstellt dem bisherigen Reservisten Olivier Giroud den Weg in die Mannschaft noch mehr. Der zunächst angedachte Tausch zu Schwarz-Gelb scheiterte am Veto des französischen Nationalspielers, der zwar seine Nominierung für die WM bedroht sah, doch aus privaten Gründen einen Ortswechsel scheute. Aber London mangelt es nicht an erstklassigen Adressen. Der FC Chelsea meldete Verwendung für einen Stürmer an, weil dort der belgische Nationalspieler namens Batshuayi seine Chancen auf die WM schwinden sah. Ihn zog es längst zum BVB, der nur bereit war, Aubameyang ziehen zu lassen, wenn er Ersatz findet. Das blockierte das lustige Karussell zuletzt.

Den Weg nach Westfalen ebnete Batshuayi aber erst die Einigung zwischen den beiden Premier-League-Klubs in der Personalie Giroud. Wie der Daily Telegraph berichtete, soll die Ablösesumme für Giroud rund 20 Millionen Euro betragen. Batshuayi hingegen wechselt vorerst lediglich auf Leihbasis zum BVB. Offiziell von den Vereinen bestätigt sind die Deals noch nicht – und die wirre Historie dieses Dominospiels belegt, dass erst die Tinte unter den Verträgen für Gewissheit sorgt.

Mit seinen 24 Jahren weist Michy Batshuayi zwar Entwicklungspotenzial auf, doch hielt seine Karriere bislang nicht, was sein Talent vor Jahren schon versprach. 40 Millionen bezahlte der FC Chelsea 2016 als Ablösesumme an Olympique Marseille. Doch durchsetzen konnte sich der Mann, der sich seine Fans auf seinen Social-Media-Kanälen bisweilen als Batsman präsentiert, dort nicht. Der Spitzname: eine Mischung aus Nachname und Zuneigung für die Comic-Fledermaus Batman.

In dieser Hinsicht ist er ein würdiger Nachfolger für Aubameyang. Der verließ am Samstag nach dem Spiel gegen Freiburg (2:2) mit Batman-Kappe auf dem Kopf das Stadion. 90 Minuten hatte er auf dem Platz gestanden, am Montag meldete er sich als Zeuge vor Gericht krank ab, wo wegen des Sprengstoffanschlags auf die Mannschaft im April 2017 wegen 28-fachen versuchten Mordes verhandelt wird. Am Dienstag dann tauchte er scheinbar gesund am Dortmunder Flughafen auf. Dem goldfarbenen Geländewagen entstieg nicht nur der Torjäger, sondern auch seine Familien-Entourage. Gemeinsam ging es im Privatjet Richtung London – zum Medizin-Check bei Arsenal.