Salzgitter.

Die „Fankurve“ im Audimax der Ostfalia Hochschule Salzgitter.
Die „Fankurve“ im Audimax der Ostfalia Hochschule Salzgitter. © Ostfalia

Fanforscher Jonas Gabler ging vor den Sportmanagement-Studenten der Ostfalia Hochschule in Salzgitter-Calbecht weit zurück. „Seit den 1960er Jahren sammeln sich Jugendliche auf den billigen Plätzen in den Fußballstadien und empfinden dies als sozialen Freiraum“, so Gabler.

Dadurch käme es zur Verschiebung von Verhaltensnormen. „Wenn man im Zug sitzt und singt, weil die Mitreisenden mitmachen, wundert sich keiner. Sitzt man aber alleine im Zug, macht das kein Mensch“, sagte Gabler. Das Gemeinschaftserlebnis und die damit verbundene Akzeptanz von Emotionen seien besonders wichtig in der Szene.

Allein in seinem Workshop beim Kongress lauschten 60 Zuhörer dem Vortrag des Diplom-Politologen, der mit viel Fachwissen und einer unterhaltsamen Vortragsweise zu überzeugen wusste. Dabei geht es dem Fanforscher um die Änderung der Sichtweise der Öffentlichkeit in Bezug auf die Ultraszene im Fußball.

Denn mit diesem Gemeinschaftserlebnis treten Probleme auf. „Bei Massenveranstaltungen ist eine gewisse Anonymität gewährleistet. Hinzu kommt die emotionale Aufladung vieler Spiele durch die Medien. Bei Derbys etwa werden alte regionale und historische Konflikte auf den Fußball projiziert“, sagte Gabler, selbst Anhänger von Hertha BSC Berlin.

Dabei birgt die soziale Vermischung im Stadionblock ein gewisses Potenzial für die Ultras. Neue soziale Verbindungen werden aufgebaut, der Fußball dient dabei als Ventil, um aus dem Alltag auszubrechen. Gabler sieht darin eine große Chance. „Die Ultras haben ein enormes Potenzial zur Regulierung des Verhaltens des einzelnen Fans, indem sie ihm gewisse Normen vermitteln.“

Blickpunkt Sportmanagement

Jeweils im fünften Semester des Studiengangs Sportmanagement organisieren die Studierenden diesen Kongress mit prominenten Referenten. Das Thema 2012 hieß „You´ll never walk alone – Wie wichtig ist der Fan?“ Dazu sprachen auch Fußball-Manager wie Michael Meier oder Ex-Handballnational-Torhüter Henning Fritz zu den Studierenden.

Dass das manchmal zu Konflikten führen könne, ist klar. Um die einzudämmen, soll heute von den 36 Profiklubs das neue Sicherheitskonzept verabschiedet werden. „Es gab bereits einen Aufschrei nach der Veröffentlichung des ersten Papiers, daraufhin ruderte die DFL etwas zurück, aber die Fans trauen dem Braten nicht, es herrscht absolut kein Vertrauensverhältnis“, kritisiert Gabler die Situation.