Braunschweig. Im Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung greifen 40 Leser und Leserinnen unserer Zeitung selbst zur Pipette.

Entdeckertouren

Impfen per Spritze: Das könnte bald entbehrlich sein. Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) arbeitet ein Team an einer Weiterentwicklung der Impfung mit Nasenspray – oder per Hautcreme. Über die Haare dringt der Impfstoff in den Körper ein. Bei unserer Entdeckertour am Freitag erhielten 40 Leser auf dem 96 000 Quadratmeter großen Campus Einblick in neue Vorhaben und aktuelle Herausforderungen im Kampf gegen Infektionen – und standen dann selbst im Labor.

„Für mich war das hier Neuland. Man nimmt Antibiotika und weiß gar nicht, was dann im Körper passiert. Der Einblick hat mich fasziniert.“
„Für mich war das hier Neuland. Man nimmt Antibiotika und weiß gar nicht, was dann im Körper passiert. Der Einblick hat mich fasziniert.“ © Barbara Sendzik, Gifhorn.

Im Labor für Elektronenmikroskopie erfuhr die Gruppe zum Beispiel, wie man Krankheitserreger sichtbar macht. Bakterien sind winzig – mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Professor Manfred Rohde führte mit einem bildgebenden Verfahren vor, wie Bakterien in Zellen eindringen; wie sie durch unterschiedliche Mechanismen den Menschen infizieren. Streptokokken etwa verursachen Mandelentzündungen, Hautentzündungen und lebensbedrohliche Infektionen. Die Gruppe A-Streptokokken nehmen dabei eine Sonderstellung ein. Sie können sich vermutlich in das Gewebe ihres Wirtes zurückziehen. Dort warten sie ab, bis das Immunsystem seine Abwehr einstellt. Sie überleben auch längere Antibiotika-Behandlungen. Welche Faktoren sorgen dafür, dass die Bakterien sich in den Zellen ihres Wirtes einnisten können? Das ist ein Forschungsthema am HZI.

„Bakterien entwickeln schnell Resistenzen gegen Antibiotika. Wir laufen ihnen hinterher. Die einstige Wunderwaffe Penicillin etwa, ist heute in vielen Fällen schon erfolglos“, berichtete Pressesprecherin Susanne Thiele. Neue Wirkstoffe finden die insgesamt 900 Mitarbeiter und 200 Gastforscher zum Beispiel auch in der Natur. Aktuell gibt es am HZI eine Wirkstoffbibliothek mit über 400 isolierten chemischen Substanzen.

„Sehr spannend. Verständlich erklärt. Da bekommt man fast Angst, was alles in einem selbst sein könnte. Ich habe auch im Labor pipettiert.“
„Sehr spannend. Verständlich erklärt. Da bekommt man fast Angst, was alles in einem selbst sein könnte. Ich habe auch im Labor pipettiert.“ © Astrid Schecker-Loch, Wolfenbüttel.

Im Biotechnologischen Schülerlabor zogen sich unsere Leser dann Kittel und Handschuhe an und pipettierten. Über 24 000 Schüler, Studenten und Lehrer nutzten seit 2002 bereits die Gelegenheit, in den beiden Laboren zu experimentieren. „Sie untersuchen zum Beispiel eigene DNA. Tragen sie Neandertaler-DNA in sich? Wir zeigen, wie die Polizei mit dem genetischen Fingerabdruck arbeitet oder überprüfen anhand der DNA, was in der Wurst ist“, berichtete Leiter Dr. Andreas Plink. Im Herbst wird nun ein Schüler-Ferienkursus zur Systembiologie angeboten. Fest terminiert ist am HZI zudem eine Vortragsreihe über Krankheitserreger: über das Ebola-, Zika- und Mers-Virus, verständlich erklärt. Da wird man dann sicher auch einige der Leser sehen. Sie zeigten durch viele Fragen, wie sehr sie das Thema interessiert. Beim gemeinsamen Mittagessen in der Kantine sorgte die Entdeckertour dann noch für lebhafte Gespräche.