Lebenstedt. Der Aufzug eines Wohnhauses am Hüttenring ist bereits seit Ende März defekt. Dem Unternehmen ist es „peinlich“ – nun soll sich etwas tun.

Exakt 104 Stufen. Das ist der Weg, den Anthony Cordery und seine Frau Sieglinde derzeit zurücklegen müssen, wenn sie vom Einkauf oder anderen Aktivitäten in ihre Wohnung im sechsten Stock zurück wollen. Der Selbsttest zeigt: Das ist ganz schön anstrengend. Vor allem, wenn es über einen Zeitraum von mittlerweile knapp vier Monaten so geht.

Seit Ende März ist der Aufzug des achtstöckigen Wohnhauses am Hüttenring, in dem die Corderys bereits über 40 Jahre leben, wegen eines defekten Steuerungselements nicht nutzbar. Schon vorher habe es immer mal wieder „kürzere Ausfallzeiten“ gegeben, so das Rentner-Ehepaar. Das Problem: In dem Haus wohnen viele ältere Menschen und auch Familien mit jüngeren Kindern – denen der Alltag durch den langfristigen Ausfall „ihres“ Fahrstuhls wesentlich erschwert wird. Eine Nachbarin sei bereits ausgezogen – und sie selbst habe den Eindruck, sich durch das regelmäßige Treppensteigen körperliche Probleme „zugezogen“ zu haben, berichtet die 67-jährige Sieglinde Cordery.

Verzögerungen bei der Fertigung der Ersatzteile

Zuständig für das Gebäude ist das Hausverwaltungsunternehmen TAG Wohnen, das in Salzgitter rund 9000 Wohnungen betreut. Hier will man rechtzeitig auf die Missstände reagiert haben: „Alle Mieter wurden Mitte April schriftlich darüber informiert, dass wir die entsprechenden Ersatzteile für den Aufzug bestellt haben“, erklärt TAG-Pressesprecher Günter Ott. Diese Teile müssten jedoch erst gefertigt werden – das könne „bis zu zwölf Wochen dauern, was wir auch offen kommuniziert haben“, so Ott weiter. Das Unternehmen habe natürlich Verständnis für die Situation der Mieter: „Uns ist die ganze Sache peinlich, wir befinden uns aber genauso in wartender Position wie die Betroffenen“.

Die für die Ersatzteile verantwortliche Firma Schindler hat sich nun in einem Schreiben an die TAG Wohnen, das unserer Zeitung vorliegt, für die lange Wartezeit entschuldigt und versichert, „mit Hochdruck an der Beschleunigung der Materiallieferung“ zu arbeiten. Einen konkreten Termin für den Abschluss der Fahrstuhl-Reparatur könne man „voraussichtlich Anfang kommender Woche“ mitteilen. Die Mieter am Hüttenring würden dann „umgehend“ von der TAG Wohnen informiert, versichert Pressesprecher Ott.

Mieter kritisieren Kommunikationspolitik von TAG Wohnen

Die Kommunikationspolitik ist der Punkt, den die Bewohner des 1975 errichteten Hauses insbesondere kritisieren. „Seit dem Schreiben von April ist nichts mehr passiert. Niemand von der TAG Wohnen war vor Ort, telefonisch wurde man entweder vertröstet oder es kam gar keine Reaktion“, sagt Anthony Cordery. Gemeinsam mit weiteren Mietern hat der 71-Jährige ein – uns ebenfalls vorliegendes – Schreiben an das Unternehmen gerichtet und darin eine Mietminderung von 15 Prozent für den gesamten Zeitraum des Fahrstuhl-Ausfalls gefordert.

Auch der Deutsche Mieterbund sei eingeschaltet, eine offizielle Reaktion der TAG Wohnen jedoch erneut ausgeblieben. Günter Ott: „Wir werden den Bewohnern nun schriftlich zehn Prozent Minderung auf die Warmmiete anbieten“. Auch über 15 Prozent könne man sprechen, dies allerdings erst mit Wirkung ab dem 1. Juli. Hier scheint das letzte Wort noch nicht gefallen – den Corderys und ihren Leidensgenossen geht es aber ohnehin vorrangig darum, „dass der Fahrstuhl endlich wieder funktioniert“.