Salder. Das Städtische Museum im Schloss Salder erinnert mit dem Alltagsgegenstand an die deutsch-jüdischen Kleeblatts. Das war ihr Schicksal.

Auch hinter unscheinbaren Alltagsgegenständen verbergen sich oftmals Geschichten und Schicksale jener Menschen, die sie einst nutzten. Häufig geht dieses Wissen verloren – manchmal bleibt es aber auch erhalten. So im Städtischen Museum Schloss Salder, das in einer neuen aktuellen Vitrine einen Kleiderbügel zeigt, ein Geschenk Salderaner Bürger, berichtet die Stadt.

Das Stück ist demnach ein schlichtes Werbeobjekt, wie es zahllose Geschäfte im 20. Jahrhundert vergaben. „Die Beschriftung „S. Kleeblatt, Salder“ führt hier aber zurück in die Terrorherrschaft der Nationalsozialisten (1933 bis 1945), die auch das Leben einer Familie aus Salder zerstörten“, heißt es in der Pressemitteilung.

Die Kleeblatts waren geachtete Kaufleute in Salder

Die Mitglieder der deutsch-jüdischen Familie Kleeblatt waren geachtete, erfolgreiche Kaufleute. Nach Salder kamen am Ende des 19. Jahrhunderts die Geschwister Salomon und Henriette Kleeblatt. In ihrem als Verkaufsraum genutzten Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung an der Bahnhofstraße konnte man Nähbedarf und Stoffe erwerben, erläutert die Verwaltung.

Der Schriftzug „S. Kleeblatt“ bezog sich wohl auf Salomon. Die Geschwister betrieben das Geschäft mit ihrer Ehepartnerin/ihrem Ehepartner. Das Familienunternehmen war erfolgreich, 1894 konnte ein großes Wohn- und Geschäftshaus am Gänsebleek 13 gebaut werden.

Die gute Zeit endete mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten

Im Laufe der Zeit kamen zwei Adoptivsöhne hinzu. Das vergrößerte Sortiment umfasste nun auch Bettwäsche, Gardinen und Kurzwaren. Die gute Zeit endete jedoch abrupt mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933. Die Dorfbevölkerung boykottierte das Geschäft, es kam zu körperlicher Gewalt gegen ein Familienmitglied. Ende 1935 gaben die Kleeblatts ihr Geschäft schließlich auf und verließen Salder. Die meisten engeren Familienmitglieder wurden in deutschen Konzentrationslagern ermordet. Nur drei überlebten die Shoah: Gretel, Walter und ihr Neffe Werner Hirsch.

Die Geschichte der Kleeblatts ist in dem von Dena Rueb Romero und Bernhild Vögel verfassten und mittlerweile online verfügbaren Werk „Gretels Alben: Die Geschichte der deutsch-jüdischen Familie Kleeblatt aus Salder“ dokumentiert, so die Stadt weiter. Seit 2021 erinnern zudem sieben Stolpersteine vor dem ehemaligen Wohnhaus am Gänsebleek an die Familie.

Im Schloss Salder gibt es die neue Vitrine

Weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Im Städtischen Museum Schloss Salder trägt nun der unscheinbare Kleiderbügel dazu bei, dass die Kleeblatts auch hier nicht vergessen werden. Ab sofort ist er in der aktuellen Vitrine am Eingang des Sonderausstellungsbereichs Kuhstall barrierefrei zu besichtigen.“

Weitere Informationen zur Familie Kleeblatt finden sich im Internet unter der Adresse www.birdstage.net/kleeblatt/ Öffnungszeiten des Städtischen Museums Schloss Salder: dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr. Weitere Informationen zum Museum: www.salzgitter.de/kultur/museum/index.php

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