Salzgitter-Bad. Zur zentralen Gedenkfeuer hatte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge am Sonntag an die Vöppstedter Ruine geladen.

Stefan Klein, Erster Bürgermeister der Stadt Salzgitter, erinnerte am Sonntagvormittag während der zentralen Gedenkfeier in Salzgitter zum Volkstrauertag an den Remarque-Klassiker „Im Westen nichts Neues“ und die Aktualität des 1928 erschienen Antikriegswerkes. Die Neuverfilmung hatte im März vier Oscars erhalten. Der Film zeigt das Leid der Soldaten im Ersten Weltkrieg, eine „verratene Generation“ und mehr noch ihr sinnloses Sterben.

Die Kriegsgräberfürsorge hatte am Volkstrauertag nach Salzgitter-Bad zur zentralen Gedenkfeier geladen

Stefan Klein, Jahrgang 1970, sei hingegen in einer von Glasnost (Umbau) und Perestroika (Veränderung) geprägten Zeit aufgewachsen. Einleitende Prozesse, die zum Ende des Ost-West-Konflikts, zum Fall des „Eisernen Vorhangs“ und auch zum Ende des „Kalten Krieges“ geführt hätten und Frieden für die Welt versprachen. Doch der Verlauf der Geschichte und das Handeln der Menschheit zeige einmal mal den Irrtum hinter der Hoffnung.

Nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 kam vor wenigen Wochen mit dem Krieg in Nahost eine weitere, gewaltgeladene Auseinandersetzung in Israel hinzu. Die Menschheit stehe an einem Scheideweg und hätte eigentlich (viele) andere, gemeinsame Aufgaben im Gepäck, mahnte Klein. Doch Friede zwischen den Völkern wolle in der Welt einfach nicht einkehren.

„Ich stehe seit über 35 Jahren Jahr für Jahr bei einer neuen Gedenkfeier zum Volkstrauertag“, schloss sich Pastorin Marlen Below mit ihrer Rede an. Im Zuge immer neuer Konflikte und Kriege habe sie Lust zur Frage: „Hat die Menschheit noch nicht genug?“ Was sei das für eine Zeit, in der wir leben? Eine Zeit, in der Polizisten wieder Synagogen bewachen, aufgefordert wird, die Kippa nicht öffentlich zu tragen, und Erinnerungen an Flucht und Krieg so nah seien, dass sie selbst bei den Jüngsten im Kindergarten zum Thema würden.

Pastorin Marlen Below: Wir müssen weiter entschieden für Frieden und Freiheit eintreten

„Dass wir hier heute stehen, ist ein wichtiges Zeichen“, hielt sie fest. Neulich in der Kita hatte die Pastorin den Kindern erklärt, dass es Krieg, Unrecht und Gewalt bereits zu Zeiten Jesu gegeben hatte. In einer Zeit ohne Autos und Handys... Doch resignieren mochte sie auch im Angesicht dieser Erkenntnis nicht: „Wir dürfen die Augen nicht verschließen und müssen weiterhin entschieden für Frieden und Freiheit eintreten“, mahnte sie.

Organisiert wurde die zentrale Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag am Mahnmal der Vöppstedter Ruine vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Viele Organisationen und Menschen aus dem Stadtgebiet nahmen teil. Die Ehrenwache stellte die Freiwillige Feuerwehr Salzgitter-Bad. Der Propstei-Posaunenchor Salzgitter-Bad unter der Leitung von Pia-Cécile Kühne begleitete die Gedenkfeier musikalisch. Ein Gottesdienst in der Altstadtkirche, gestaltet von Pastorin Dagmar Janke, hatte vor der Feierstunde am Mahnmal stattgefunden.