Hallendorf. Schikane, Zwangsarbeit, Tod: Der Hallendorfer Wald birgt ein dunkles Erbe. Ein neuer Gedenkstein soll nun daran erinnern.

Direkt am Waldrand liegt der neue Gedenkstein. Fährt man von Bleckenstedt aus in Richtung Hallendorf auf dem Westerholzweg, ist er sogar von der Straße aus zu sehen. Am braun-rötlichen Stein ist eine blaue Tafel angebracht – und kennzeichnet ihn so als Gedenkstein. Darauf steht „Lager 21: Arbeitserziehungslager“. Denn das befand sich von 1940 bis 1945 hier, im Hallendorfer Wald. Der Stein liegt auf der ehemaligen Zufahrt zum Lager.

„Hier sind schreckliche Dinge passiert“, berichtet Jörg Langenberg, Ortsheimatpfleger von Bleckenstedt. Inhaftierte bekamen oft kaum zu essen und mussten zwölf Stunden am Tag arbeiten. „Hinzu kam die Schikane der Wachleute, insbesondere die des Lagerleiters Fritz Lattmann. Er war ein sadistisches Ungeheuer“, erklärt Langenberg. Lattmann habe zum Beispiel Hunde auf die Häftlinge gehetzt, oder ihnen Essen vorenthalten. „Ein halbwegs gesunder Mann hätte in drei Wochen Gefangenschaft gut 50 Kilo Gewicht verloren“, beschreibt der Ortsheimatpfleger mit belegter Stimme. „Länger hier einsitzen zu müssen, war eigentlich ein Todesurteil.“

Ehemaliges Lager 21 in Salzgitter: Mehr als 30.000 Gefangene

Im Lager 21 wurden mehr als 30.000 Menschen inhaftiert, mindestens 932 Tote sind dokumentiert, berichtet Erster Bürgermeister Stefan Klein. Wie viele die Zwangsarbeit und die höllischen Bedingungen im Lager wirklich nicht überlebten, ist aber nicht genau bekannt. Langenberg schätzt die Zahl der tatsächlichen Opfer auf 3000. „Die Dokumentation dieser Schrecken ist wichtig, sonst wüsste heute niemand, was wirklich passiert ist“, findet der Ortsheimatpfleger.

Auf den ersten Blick erinnert mit Ausnahme des Steins nicht viel an das ehemalige Lager 21. „Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es geschlossen“, erklärt Langenberg. Heute seien im Hallendorfer Wald selbst aber noch ein paar Fragmente zu finden. Dazu kommt nun der Gedenkstein. Die Idee hierfür kam von Hallendorfer Ortsheimatpfleger Klaus Karrasch, Ortsratsmitglied der Ortschaft Ost, Torsten Stormowki und Langenberg selbst.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Den Stein selbst stifteten die Niedersächsischen Landesforsten, die außerdem in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Regiebetrieb den passenden Platz am Hallendorfer Wald auswählten. Die Gedenktafel erstellte der Arbeitskreis Stadtgeschichte, der Ortsrat Ost stiftete die finanziellen Mittel dafür. Damit der Stein und der kleine Platz um ihn herum weiterhin ordentlich aussehen, bat Ortsheimatpfleger Langenberg auch um Hilfe des Bürgervereins Bleckenstedt. Aber: „Solange ich hier noch lebe, übernehme ich die Pflege des Steins auch gerne“, betont er.