Lebenstedt. Bei dem am Mittwoch Festgenommen handelt es sich um den Spross einer arabischen Großfamilie. Es geht um den Handel mit Drogen.

Bei dem Mann, der am Mittwochnachmittag bei einem Großeinsatz der Polizei festgenommen wurde, handelt es sich nach gesicherten Informationen unserer Zeitung um den „Paten von Salzgitter“. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig bestätigte das zwar auf Nachfrage nicht, sagte aber, dass es sich um einen „alten Bekannten“ handele. Und dass der Großeinsatz in der Lebenstedter Marienbruchstraße mit zahlreichen schwer bewaffneten Beamten mit einem jüngst erfolgten Zugriff in Berlin zu tun hat. Es geht um organisierten Drogenhandel.

„Pate von Salzgitter“: Festnahme in Lebenstedt steht im Zusammenhang mit Großeinsatz in Berlin

Dort ermittelt die Zentrale Kriminalinspektion Braunschweig (ZKI) unter Leitung der Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen eine Gruppe mutmaßlicher Drogenhändler aus Braunschweig. Der Verdacht: „Handelstreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge“. Im Verlauf der umfangreichen Ermittlungen des Fachkommissariates für organisierte Kriminalität habe ein 37 Jahre alter Mann aus Braunschweig als Encrochat-User identifiziert werden können, hatte die ZKI vor kurzem mitgeteilt.

Die Polizei in den Niederlanden und Frankreich hatte demnach im Frühjahr 2020 die Software der Firma Encrochat geknackt und einige Monate lang insgesamt mehr als 20 Millionen geheime Chat-Nachrichten abgeschöpft. Zwischenzeitlich hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass diese in Deutschland verwertet werden dürfen, wenn es um die Aufklärung schwerer Straftaten geht.

Schon vor Festnahme in Lebenstedt: In Berlin entdeckten Polizeibeamte 70 Kilogramm Marihuana

Über diese Nachrichten sind die Ermittler dem 37-jährigen Braunschweiger auf die Spur gekommen. Im Rahmen operativer Maßnahmen sei am 14. September festgestellt worden, dass durch einen bekannten 40-jährigen Mittäter mehrere große Plastiksäcke in die konspirativ angemietete Wohnung in Berlin gebracht worden seien. Nachdem der 37-jährige mutmaßliche Haupttäter zusammen mit dem Mittäter die Bunkerwohnung betreten habe, erfolgte der Zugriff durch ein Spezialeinsatzkommando. Anschließend seien die Bunkerwohnung und eine weitere Wohnung in Berlin durchsucht worden.

In einer Berliner Wohnung fanden die Beamten des SEK Berlin „etwa 70 Kilogramm Marihuana sowie tatrelevante Kommunikationsmittel und Bargeld“. Zudem sei ein vom Hauptbeschuldigten genutzter Porsche im Wert von etwa 200.000 Euro eingezogen worden. Die beiden Festgenommenen befinden sich seit vergangener Woche in Untersuchungshaft.

„Pate von Salzgitter“: Ermittlungsgruppe aus Braunschweig hat Zugriff geheim gehalten

Der Einsatz am Mittwoch in Lebenstedt beruhe auf Erkenntnissen derselben Ermittlungsgruppe wie im Berliner Fall, bestätigte Wolters. Diese habe den Zugriff in Salzgitter streng geheim gehalten. Augenzeugen des Einsatzes erkannten den „Paten“ bei der Verhaftung am Mittwochnachmittag in der Marienbruchstraße.

Wolters widersprach dieser Darstellung auf Nachfrage zumindest nicht. Bei „dem Paten“ handelt es sich um einen mehrfach verurteilten 31-jährigen Dealer aus einer arabischstämmigen Großfamilie. (Hier lesen Sie die ganze Geschichte um die Vorwürfe und die Vergangenheit des „Paten“.)

Was man dem Paten vorwirft – und wofür er verurteilt wurde

Das Landgericht Braunschweig hat den 31-Jährigen bereits zweimal wegen größerer Rauschgiftgeschäfte verurteilt. Er verbrachte weite Teile seines Erwachsenenlebens – rund zehn Jahre – im Vollzug. Auch im Knast in Wolfenbüttel habe er das Geschäft mit Drogen kontrolliert, sagen Ermittler. Der Prozess zu diesen Vorwürfen musste zweimal abgebrochen werden und soll im November neu beginnen.

Anfang des Jahres entschied eine Strafvollzugskammer des Landgerichts Hildesheim überraschend, dass der 31-Jährige trotz dieses schwebenden Verfahrens vorzeitig in die Freiheit entlassen werden darf. Man stellte ihm eine günstige Sozialprognose.

Auch diesmal geht es um den Vorwurf des Handels mit Betäubungsmitteln, heißt es in einer Mitteilung der Polizei Braunschweig vom Donnerstagnachmittag. Nach Informationen unserer Zeitung soll der „Pate“ rund 25 Kilogramm Marihuana zum Weiterverkauf von dem 37-Jährigen aus Braunschweig bestellt haben.

Am Donnerstagnachmittag führten Beamte den „Paten“ einem Richter in Braunschweig vor. Die Staatsanwaltschaft hatte einen Untersuchungshaftbefehl beantragt. Man verdächtigt den 31-Jährigen zusätzlich auch der Geldwäsche.

Hier lesen Sie die ganze Geschichte um die Vorwürfe und die Vergangenheit des „Paten“.