Salzgitter/Wolfenbüttel. Experten geben Tipps, wie Halter die heißen Sommermonate angenehm für Hund, Katze, Vogel, Kleintier und Pferd gestalten können.

Schon vor dem kalendarischen Sommeranfang am 21. Juni war der Sommer in Deutschland mit hohen Temperaturen und viel Sonne angekommen. Meteorologische Langfristmodelle des amerikanischen Wetterdienstes National Oceanic and Atmospheric Administration und des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage prognostizieren für 2023 einen sehr warmen und trockenen Sommer, Hitzerekorde nicht ausgeschlossen. Und auch der Deutsche Wetterdienst rechnet mit zu hohen Temperaturen und warnt vor extremer Trockenheit. Was Haustierbesitzer für ihre Lieblinge während der Hitze-Monate tun können, haben wir drei Experten gefragt.

Birga Dexel.
Birga Dexel. © Cat Institute Birga Dexel | Andreas Friese

Wasserspiele für die Katze

Abstammend von der afrikanischen Falbkatze kommt unsere Hauskatze grundsätzlich gut mit Hitze klar, sagt Katzenverhaltenstherapeutin Birga Dexel vom international tätigen Cat Institute Birga Dexel aus Berlin. Dennoch gelte es, beim Lieblingstier der Deutschen (2021 lebten 16,7 Millionen Katzen in deutschen Haushalten) einiges zu beachten. So sollten Katzenhalter darauf achten, dass die Tiere – nicht nur im Sommer – gut trinken. Laufendes Wasser, etwa ein Trinkbrunnen, animiere Katzen dazu, Flüssigkeit aufzunehmen. Oder schmackhaftes Wasser, zum Beispiel von gedünstetem Fisch (kein Thunfischsaft, der ist zu salzig), erläutert die aus TV-Sendungen wie „Hundkatzemaus“ (Vox) bekannte Katzenexpertin, die derzeit auch werktags um 14.10 Uhr in der ARD-Reihe „Die Haustierprofis“ zu sehen ist. Auch Wasserschalen mit schwimmendem Spielzeug, auf dem Leckerli verteilt sind, förderten die Wasseraufnahme, da die Tiere mit den Pfoten im Nass planschten und sich danach trocken leckten.

Wellensittichdame Saroo badet.
Wellensittichdame Saroo badet. © Alexandra Ritter

Katzen regulieren ihre Körpertemperatur nicht wie der Mensch. Sie haben nur an wenig behaarten Stellen, wie den Pfotenballen, Schweißdrüsen, die jedoch nicht der Kühlung dienen, sondern etwa unter Stress Schweiß absondern.

Kühlung können Halter daher auch schaffen, indem sie Kühlmatten mit einem leichten Leinentuch darauf anbieten oder der Katze mit einem feuchten Lappen über das Köpfchen streichen. „Ein nasses Handtuch auf dem Körper finden Katzen meist nicht angenehm. Nass bedeutet Stress“, erläutert Dexel: „Sinnvoller ist es, schattige Plätze zu schaffen.“ Geschützte Orte, am besten mit Luftbewegung, aber ohne Durchzug. Ein katzensicherer Balkon mit Pflanzen, unter die sich die Tiere legen können, mit Trinkwasser und der Möglichkeit, stets wieder nach drinnen gehen zu können.

Für Spiel oder Training rät die Katzenexpertin, den Morgen oder späteren Abend zu nutzen und besonders die Tageszeiten mit hoher UV-Strahlung zu meiden; die höchsten Werte liegen zwischen 11 und 15 Uhr. Übrigens anders als die landläufige Meinung: „Katzen können nicht abschätzen, ob es für sie zu warm ist“, erklärt Dexel. So könnten sie Sonnenbrand, etwa an Ohren und Nase, bekommen, was wiederum zu Hautkrebs führen könne. Oder gar einen Hitzschlag. „Wird die Katze apathisch oder hechelt, ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen“, sagt Dexel.

Kaninchen mögen es im Schatten.
Kaninchen mögen es im Schatten. © dpa-tmn | Jennifer Jahns

Von Speise- oder eigens für Katzen hergestelltem Eis rät die Expertin ab. Die Kälte führe häufig zu Magen-Darm-Problemen. Zudem beinhalte Speiseeis zu viel Zucker und unter Umständen für Katzen giftige Inhaltsstoffe. „Eis ist ein No-Go“, sagt sie. „Das entspricht nicht der Physiologie der Katze. Sie frisst ihre Beute warm.“ Dexel rät dazu, öfter kleinere Portionen Futter anzubieten. „Im Sommer fressen viele Katzen weniger, nehmen auch ab.“ Das sei völlig normal. Wichtig sei, sein Tier genau zu beobachten und auf dessen Motivation in den heißen Monaten einzugehen – sei es beim Fressen, Spielen oder Trainieren.

Hunde: Gefahr Wasservergiftung

Ein Hund trinkt unter normalen Temperaturverhältnissen einen Liter Wasser am Tag je 10 Kilo Körpergewicht, sagt Tierarzt Dr. Thomas Laube aus Salzgitter-Bad. Wie viel genau er trinke, hänge auch vom Futter ab: Weise Dosenfutter eine Feuchtigkeit von etwa 70 Prozent auf, betrage diese bei Trockenfutter nur etwa 3 oder 4 Prozent. Folglich müsse der Hund bei Letzterem mehr Flüssigkeit zu sich nehmen.

Da Hunde keine Schweißdrüsen auf der Hautoberfläche haben, müssen sie über Pfoten und Zunge (Hecheln) Verdunstungskälte erzeugen, um sich zu kühlen. Zum Ausgleich „müssen sie dann nach Bedarf vermehrt trinken“. „Ein Hund trinkt allerdings nicht mehr, als er verträgt“, sagt Laube. Und dennoch bestehe – gerade im Sommer – die Gefahr einer Wasservergiftung. „Das betrifft Hunde, die gerne baden und schwimmen und dabei unbewusst beim Spielen zu viel Wasser aufnehmen.“ Die Folge: Speicheln, neurologische Störungen bis hin zu Krämpfen. „Da kann nur ein Tierarzt helfen“, sagt Laube.

Dr. Thomas Laube.
Dr. Thomas Laube. © Kleintierpraxis Laube

Wie bei anderen Tieren auch, gelte es, heiße Tageszeiten zu meiden. Für Spaziergänge, Radfahren oder Training. „Statt einer Wanderung auf freiem Feld ist es besser, Waldwege oder den Waldrand zu nutzen, wo es Schatten gibt und die Luft kühler ist“, gibt Laube einen wichtigen Ratschlag. Geachtet werden sollte auch auf heißen Asphalt, damit sich der Hund keine Verbrennungen zuzieht. „Wenn es barfuß für den Menschen zu heiß ist, ist es das auch für den Hund“, sagt Laube.

Doch wie kühlt man einen bereits erhitzten Hund? Nasse, kalte Tücher auf Stellen, wo die Blutgefäße dicht unter der Hautoberfläche sind und die Behaarung gering ist, empfiehlt Laube. Etwa am Innenschenkel. Stark behaarte Hunde könnten auch am Unterbauch geschoren werden, um sich selbst auf kühlem Untergrund abkühlen zu können. Laube hat die Erfahrung gemacht: „Langhaarige Hunde fühlen sich im Sommer geschoren wohler.“

Als Erfrischung eigne sich auch Eis. Allerdings kein Milcheis, denn Hunde könnten Laktose nicht richtig verwerten. „Wassereis mit wenig Zucker ist aber möglich“, sagt Laube. Viele Hundehalter stellten Eis selbst her aus Fruchtsorten oder püriertem Nassfutter mit Wasser. „Die meisten Hunde stehen auf Wassereis mit Leberwurstgeschmack“, weiß Laube zu berichten. Doch auch hier gelte, wie bei vielem: Die Menge macht’s, damit der Hund keine Gastritis bekommt.

Für den Urlaub rät Laube, genau zu planen: möglichst nachts fahren oder im klimatisierten Auto, Wasser für die Fahrt mitnehmen, am Strand ebenfalls für Süßwasser sorgen und den Hund auf der Raststätte nicht im Fahrzeug lassen. Denn schon bei einer Außentemperatur von 20 Grad beträgt die Temperatur im Auto nach fünf Minuten 24 Grad, nach einer Stunde gar 46 Grad.

Erleide ein Hund einen Hitzschlag, äußere sich dies in Panik, der Hund speichele und hechele und werde womöglich komatös. Ab einer Temperatur von etwa 43 Grad denaturierten die Eiweiße im Körper. „Dann geht es um Leben und Tod“, sagt Laube. Kalte, ständig austauschbare Umschläge seien eine Sofortmaßnahme, doch dann müsse es so schnell wie möglich zum Tierarzt gehen. Bei Katzen und Kleintieren verhalte es sich beim Thema Hitzschlag ähnlich.

Salz für die Pferde

Mit falschen Denkweisen will Dr. Monica Venner, Fachtierärztin für Pferde in der Pferdeklinik Destedt im Landkreis Wolfenbüttel, aufräumen. „Pferde sind Pferde, Kühe sind Kühe, und Menschen sind Menschen“, sagt sie. Heißt: „Wir sollten nicht von uns auf Tiere schließen.“ Während Kühe kühlere Plätze bevorzugten, stünden Pferde gerne in der Sonne, benötigten folglich nicht zwingend einen Unterstand, da sie diesen häufig nicht annähmen – es sei denn als Schutz vor Stechinsekten, wenn sich etwa stehendes Gewässer in der Nähe befinde. „Es ist wissenschaftlich belegt, dass Pferde Wärme besser vertragen als Menschen und viele andere Tierarten“, sagt Venner. Vor einem Hitzschlag müsse der Halter also keine Angst haben. Vorsicht sei jedoch bei alten oder kranken Pferden geboten.

Dr. Monica Venner.
Dr. Monica Venner. © Pferdeklinik Destedt

Auch dürfe Pferden nach dem Ausritt kaltes Wasser zum Trinken angeboten werden, nur nicht unter 10 Grad. Habe das Wasser dagegen mehr als 10 Grad, dürfe ein Pferd auch mal zehn Liter trinken. „Das führt nicht zu Koliken.“ Abkühlen ließen sich Pferde – etwa nach einem Wettkampf oder Geländeritt – besonders effektiv, indem man „eimerweise sehr kaltes Wasser, durchaus von null bis fünf Grad, über sie kippt oder sie abspritzt“. Das sorge für eine schnelle Erholung und sei weitaus sinnvoller als feuchte Decken, die schnell warm würden und unter denen sich die Hitze staue. Zudem verursache es keinen Kreuzverschlag („Muskelkater“ des Pferdes), wie viele Menschen dächten.

Und noch eines ist Venner wichtig: „Menschen schwitzen Elektrolyte, Pferde Natriumchlorid. Daher sollten wir standardmäßig bei jedem Freizeitpferd um die 500 Kilo 2 mal 20 Gramm Kochsalz ohne Jod, ohne Fluorid am Tag füttern, 2 mal 80 Gramm, wenn es schwitzt.“ Die Gabe ins Futter sei sinnvoll, sagt die Expertin, „denn nicht alle Pferde haben den Instinkt, einen Salzleckstein abzulecken“. Auch sollte ein Pferd stets Wasser im Angebot haben, vorzugsweise stehendes – in einem Eimer oder Bottich. Denn viele Pferde würden daraus lieber trinken als aus einer Selbsttränke, seien für Letztere zu ungeduldig, störten sich am Betätigen der Tränke sowie an den kleinen Mengen, die dort herauskämen.

So heiß wird es im Auto.
So heiß wird es im Auto. © Jürgen Runo

Für den Transport rät die Pferdeärztin, sofern der Transporter nicht klimatisiert ist: „Alle Luken auf, wenn es windstill ist.“ Durchzug schade nicht, sofern das Tier nicht krank sei. Das Pferd müsse sich allerdings akklimatisieren, reise der Besitzer etwa für ein Turnier in ein Land mit deutlichen Temperaturunterschieden. Hier gelte: eine Woche bis zehn Tage für die Gewöhnung. Grundsätzlich sei es im Sommer ratsam, sein Pferd genau zu beobachten: „Was macht es auf der Koppel? Wo steht es? Zu welcher Zeit ist es aktiver?“, sagt Venner.

Kleintiere: Sonnenverlauf planen

Kaninchen, Meerschweinchen und Co. dürfen nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden. „Wenn man das Haus verlässt, muss man den Verlauf der Sonne mitplanen“, gibt Tierarzt Laube Hinweise für das Aufstellen der Käfige. Denn die Tiere haben keine Schweißdrüsen, sind im Sommer schnell gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt. Schattige Plätze, kühle Räume, Zimmer ohne Fenster oder im Freilaufgehege feuchte Tücher oder angefeuchteter Rasen können für Abkühlung sorgen. „Ein Riesenproblem bei Kaninchen im Sommer ist ungeeignete Nahrung“, erklärt der Spezialist für Kleintiere. Feucht und schimmlig, Bakterien in den Näpfen. Das könne zu Durchfall und mit Kot verschmiertem Analbereich führen. Eine Folge: Myiasis, ein Fliegenlarven-Befall. „Die Kaninchen werden von den Maden bei lebendigem Leib aufgefressen“, bringt es Laube auf den Punkt. Er rät, Kaninchen täglich hochzuheben, um den Analbereich zu kontrollieren, und verstärkt auf Hygiene zu achten.

Durchzug vermeiden bei Vögeln

Stubenvögel wie Wellensittiche oder Kanarienvögel benötigen ebenfalls schattige Plätze und ausreichend Flüssigkeit. Auch Bademöglichkeiten mit Wasser, in dem sie noch stehen können, sagt Laube. Ein Problem sei im Sommer auch die Zugluft: Ob Durchzug oder ein auf den Käfig gerichteter Ventilator – die Folge könne eine Lungenentzündung und damit oft der Tod sein.

Lesen Sie auch:

Psychologie der Katzen- Schmusetiger oder Terrorkatze?

Region Braunschweig- Tierhalter in Angst vor einem Katzenkiller

Warum Braunschweigs Gänse „gelbe Hälse“ haben

Salzgitters Tier der Woche- Muschu hat schon einiges hinter sich