Salzgitter. Die Polizei ist mit einem Aufgebot vor Ort. Nicht nur Trauergäste aus dem familiären Umfeld sind gekommen, um an die getötete 15-Jährige zu erinnern.

„Es fällt schwer, in diesem Moment Worte zu finden. Das grausame Geschehene liegt so weit außerhalb des Vorstellbaren, dass die Gedanken keinen Zugang dazu finden wollen. Und doch ist es geschehen. Und wir sind gezwungen, uns dem zu stellen.“ Mit diesen Worten begann der evangelische Seelsorger Claus-Ulrich Heinke seine Trauerrede bei der öffentlichen Trauerfeier für die getötete Anastasia aus Salzgitter.

20 Polizeibeamte sorgen für reibungslosen Ablauf

Schon eine Stunde vor Beginn betraten am Mittwoch die ersten Trauergäste den städtischen Friedhof in Lebenstedt. Am Ende nahmen ungefähr 130 Menschen an der Trauerfeier teil, wie die Polizei Salzgitter auf Anfrage mitteilte. Um die 20 Einsatzkräfte begleiteten und beobachteten das Geschehen, um einen störungsfreien Ablauf zu garantieren, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Urnenbeisetzung soll später stattfinden. Seelsorger standen zur Unterstützung bereit.

 Menschen kommen mit Blumen auf den städtischen Friedhof Salzgitter-Lebenstedt, auf dem eine Trauerfeier für die getötete 15-jährige Anastasia stattfindet.
Menschen kommen mit Blumen auf den städtischen Friedhof Salzgitter-Lebenstedt, auf dem eine Trauerfeier für die getötete 15-jährige Anastasia stattfindet. © dpa | Julian Stratenschulte

Friedhofskapelle ist komplett mit Trauergästen gefüllt

Polizeisprecher Matthias Pintak betonte im Interview: „Wir erwarten in keiner Weise, dass es bei dieser Trauerfeier zu größeren Vorfällen kommt. Deswegen halten wir uns zurück und eher bedeckt, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass die Polizei hier irgendetwas schützt.“ Mit diesem Vorgehen wolle die Polizei auch der Familie der Jugendlichen einen Raum lassen, damit sie sich emotional verabschieden kann.

Mehr zu dem Fall der getöteten Anastasia:

Blumen und Kerzen stehen in der Nähe des Tatorts, an dem die 15-jährige Anastasia getötet wurde. Die Leiche des Mädchens war am 21. Juni auf einer Grünfläche in Salzgitter entdeckt worden. Ermittler gehen davon aus, dass sie zwei Tage zuvor von zwei 13- und 14-jährigen Mitschülern getötet worden ist. Am Mittwoch haben zahlreiche Menschen bei einer Trauerfeier Abschied von Anastasia genommen.
Blumen und Kerzen stehen in der Nähe des Tatorts, an dem die 15-jährige Anastasia getötet wurde. Die Leiche des Mädchens war am 21. Juni auf einer Grünfläche in Salzgitter entdeckt worden. Ermittler gehen davon aus, dass sie zwei Tage zuvor von zwei 13- und 14-jährigen Mitschülern getötet worden ist. Am Mittwoch haben zahlreiche Menschen bei einer Trauerfeier Abschied von Anastasia genommen. © dpa | Julian Stratenschulte

Die kleine Friedhofskapelle war zur Trauerrede komplett gefüllt. Trauernde versammelten sich bis zum Eingang der Kapelle, um von Anastasia Abschied zu nehmen. Darunter waren nicht nur die Familie der 15-Jährigen, sondern auch Mitschülerinnen und Mitschüler, Weggefährten und betroffene Bürger.

Seelsorger ist von der Situation in Lebenstedt berührt

Auch der erfahrene Seelsorger und Theologe Heinke war von der Situation angefasst, wie er im Gespräch erzählt. Um eine Familie in dieser Situation zu begleiten, sei es vor allem wichtig, zuzuhören, zu recherchieren und das alltägliche Leben in einer passenden Form mit Spiritualität zu verbinden. Heinke weiter: „Ich habe hier eine Funktion als fester Ankerpunkt in der Zeremonie, in der Menschen oft vor Trauer zerfließen. Und wenn es gelingt, dass Menschen in dieser Zeremonie in eine trauernde Ruhe übergehen, dann ist das sehr wichtig für mich.“

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Die Anteilnahme in der Bevölkerung ist insgesamt groß

Die Brutalität und das Alter der Betroffenen sorgten über die Region hinaus, vor allem aber in dem Ortsteil, für Entsetzen. „Es herrscht Fassungslosigkeit“, sagte Ulrich Hagedorn, Geschäftsführer der örtlichen Arbeiterwohlfahrt, die mit Sozialarbeitern in Fredenberg aktiv ist. In den Tagen nach der Tat sprach er von einer emotionalen Situation, die sich noch beruhigen müsse. Auch aus der betroffenen Schule wurde von tiefer Betroffenheit und extremer Belastung berichtet. Ein Krisen- und Notfallteam unterstützte dabei, mit den Geschehnissen umzugehen.

In der Nähe des Tatortes in Fredenberg im Ortsteil Lebenstedt sind Engelfiguren, Briefe, Blumen und viele Grablichter aufgestellt. Auf einer großen, hellen Kerze steht geschrieben: „Aus unserem Leben bist du gegangen, in unserem Herzen wirst du bleiben.“ Handschriftlich wurde hinzugefügt: „Wir werden dich nie vergessen. Deine Klasse“. Das Gebüsch ist immer noch mit rot-weißem Flatterband abgesperrt.