Salzgitter. Ein Mann will seinen Hund aus dem See retten. Dabei bricht er ins Eis ein. Taucher können ihn zwar retten, doch er stirbt später im Krankenhaus..

Es war ein Drama mit tragischem Ende, das selbst erfahrene Retter in der Not noch nie erlebt haben. Ein 75-jähriger Mann, der am Montag mit seiner Frau am Hundestrand des vereisten Salzgittersees spazieren ging, ist bei dem Versuch, seinen Hund zu retten, eingebrochen und unter Wasser geraten. Taucher konnten ihn zwar ans Ufer holen. Der Mann wurde wiederbelebt, starb aber später an den Folgen des Unfalls im Krankenhaus.

Es war noch einmal klirrend kalt am See, gestern Morgen kurz vor
9 Uhr auf der Insel. Von den warmen Temperaturen des Tages keine Spur. Der 75-Jährige und seine Frau waren am Hundestrand unterwegs, ließen ihren Terrier-Mischling leinenlos herumtoben. Ernst wurde es wohl erst, als der Vierbeiner das Ufer hinab lief und auf die allenfalls zwei Zentimeter dicke, brüchige Eisschicht sprang. Zwar ist das Wasser darunter nur bis zu sechs Meter tief. Doch das Gefälle dort ist stark, erinnert sich Markus Spiller, Sprecher der Berufsfeuerwehr. Eine zwei Grad kalte tückische Falle.

Das Eis brach vermutlich sofort

Der Mann (75), warm eingemummelt in dicke, dunkle Kleidung, sah seinen Vierbeiner in großer Gefahr, lief ihm nach, wollte ihn vom dünnen Eis holen. Doch der Mann kam wohl nicht weit, ahnt Spiller. Die fragile Schicht unter seinen Füßen muss sofort gesplittert sein und riss den Senior mit Wucht unter Wasser. Seine Kleidung sog sich voll und wurde so zum zusätzlichen Ballast für den betagten Mann.

Die Ehefrau rief sofort um Hilfe. Doch als gegen 9.11 Uhr die
Berufsfeuerwehr, die Ortswehr
Lebenstedt, zwei Notfallseelsorger und der Rettungswagen eintrafen, war klar, so Spiller, dass nur noch Taucher helfen konnten: Während sich der Hund aus eigener Kraft retten konnte, fehlte vom 75-Jährigen jede Spur. Er war offenbar unters Eis geraten und bewusstlos. „Wenn Sie es bis zu fünf Minuten ohne Sauerstoff aushalten, grenzt das an ein wahres Wunder“, sagt Spiller.

Neben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) trafen auch acht Taucher der Werkfeuerwehr der Salzgitter AG am See ein. Doch ihr sofortiger Einsatz erwies sich als schwierige Mission. Im trüben Wasser hatten sie kaum Sicht, die Spurensuche wurde zum Rennen gegen die Zeit. Auch ein Polizeihubschrauber fahndete vergeblich per Wärmebildkamera aus der Luft über dem vereisten See nach dem Mann. Da er dunkle Kleidung trug, konnte er nicht mal anhand von Kontrasten im dunklen Wasser ausgemacht werden.

Transport ins Krankenhaus

Erst knapp eine halbe Stunde später, um 9.40 Uhr, konnten Taucher den Mann lokalisieren und aus dem eisigen See ziehen. „Er wurde sofort vom Rettungsdienst reanimiert und ins Krankenhaus transportiert“, berichtet Spiller. Rund 30 Helfer in der Not waren im Einsatz. Kurz nach 10 Uhr war die Rettungsaktion beendet.

Spiller betont grundsätzlich, dass das Betreten von Eisflächen lebensgefährlich ist. Sollte ein Tier oder ein Mensch ins Eis einbrechen, sei umgehend die Feuerwehr zu rufen.

Für den Hundebesitzer selbst, der seinen Vierbeiner aus höchster Not retten wollte, kam in der Klinik
offenbar jede Hilfe zu spät. Der
75-Jährige sei an den Folgen des Unfalls gestorben, hieß es am späten Nachmittag.