Lebenstedt. In der Johanniter-Kita in Lebenstedt werden Erzieherinnen zu Entertainern. Denn nur wenige Kinder können während der Corona-Krise betreut werden..

Wie sich Kinderbetreuung „auf Sparflamme“ anfühlt, das müssen gerade die Kinder der Johanniter-Kita „Helifanten“ erleben . Die wegen der Corona-Pandemie verordnete Distanz ist hier besonders schwer einzuhalten.

Kita-Leiterin Sandra Bey geht forschen Schrittes durch die leere Halle zum Krippenbereich. Dort sitzt die kleine Mila, gerade erwacht von einem Mittagsschläfchen, und spielt auf einer Matte. Mila ist allein, die anderen drei Kinder schlafen noch: Gespielt wird, wie so oft in diesen Tagen, mit den Erziehern.

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Milas Eltern gehen einer Arbeit nach, die zu den sogenannten „systemrelevanten Berufen“ zählt, deswegen hat die Zweijährige einen Platz in der Notbetreuung in der Kita erhalten. „Wir haben momentan Kinder von Krankenschwestern, Ärzten, Feuerwehrmännern oder auch Verkäufern bei uns“, sagt Sandra Bey. 15 Kinder aufgeteilt in vier Gruppen kommen täglich in die Betreuung. Für eine Einrichtung, die sonst täglich bis zu 115 Mädchen und Jungen im Alter von 0 bis 6 Jahren aufnimmt, ist das sehr wenig. „Für uns ist das kein Alltag“, sagt Sandra Bey. „Wir fahren auf Sparflamme – und wissen nie, wie es in der kommenden Woche aussieht.“ Seitdem die Corona-Pandemie Mitte März dazu geführt hat, dass die Kindergärten in Niedersachsen geschlossen wurden, mussten nicht nur Eltern und Kinder ihre Tage neu strukturieren, auch das pädagogische Personal der Johanniter-Einrichtung musste sich neu organisieren. Natürlich gelten verschärfte Hygiene-Standards in den Gruppenräumen und im Sanitärbereich – wenngleich auch schon vor der Corona-Krise penibel auf Sauberkeit geachtet wurde und Desinfektionsmittel regelmäßig zum Einsatz kamen. Nun wird eben täglich noch mehr desinfiziert, nicht nur die Hände, sondern auch das Spielzeug. Aber: Zwischenmenschliche Distanz ist im Kindergarten nur bedingt möglich – das Zusammenspiel von Kita-Mitarbeitern und Kindern lebt vom Kontakt. „Zu den Eltern halten wir natürlich Abstand“, sagt Bey. „Aber die Kinder möchten und müssen wir an uns heranlassen.“

Die Gruppen werden immer im Wechsel von den 16 pädagogischen Fachkräften betreut. Wer nicht im Einsatz ist, arbeitet Überstunden ab, hat Urlaub oder nutzt die Zeit, sich intensiv mit dem pädagogischen Konzept der Kita „Helifanten“ auseinanderzusetzen und für den Normalbetrieb nach Corona zu planen. Auch kleinere Renovierungsarbeiten im Gebäude werden von einigen Mitarbeitern gerade übernommen. Wer in der Notbetreuung arbeitet, erlebt andere Aspekte seiner Arbeit. „Wir sind vom Beobachter zum Entertainer geworden“, erklärt Bey lächelnd. Eigentlich stoße man als Erzieher oft etwas an und beobachte dann die Kinder. Nun fehlen aber die anderen Mädchen und Jungen für die Interaktionen – den Part übernehmen die Pädagogen.

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Sandra Bey würde sich freuen, wenn möglichst schnell möglichst viele Kinder wiederkommen könnten. Und man es irgendwie schaffen würde, den Vorschulkindern noch einen würdigen Abschied zu organisieren: mit Schultüte, Spaß und Fotos. So wie vor Corona. red