Salzgitter. Der zweite Prozesstag zum mutmaßlichen „Ehrenmord“ von Salzgitter bringt neue Details ans Licht.

Kurz bevor die Polizistin im Krankenhaus eintrifft, hat die Zeugin erfahren, dass jemand ihre große Liebe erschossen hat. Diese Befragung „werde ich nie vergessen“, sagt die junge Kommissarin am Mittwoch im Braunschweiger Landgericht, als sie über die Ermittlungen zu dem mutmaßlichen „Ehrenmord“ berichtet, der sich am Abend des 26. Januars zugetragen hat. Die Frau habe aufrecht im Bett des Behandlungszimmers. gesessen. Ihr Oberkörper wippte vor und zurück, sie weinte und schrie, während sie ihre Geschichte erzählte. Die Polizistin erinnert sich: Es war „wie ein Klagelied“, das die junge Syrerin anstimmte. Ein Ausbruch reinen Schmerzes.

Ihr Freund Milad wurde 25 Jahre alt. Er starb, nachdem ihn fünf Kugeln auf einem dunklen Hinterhof an der Berliner Straße in Lebenstedt trafen. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hält ihren älteren Bruder für den Schützen. Der Muslim soll die Beziehung seiner Schwester zu dem irakischen Christen missbilligt haben – wie seine ganze Familie, die aus dem Norden Syriens stammt. Seit Montag muss sich der 33-Jährige vor der Schwurgerichtskammer verantworten. Man wirft ihm einen heimtückischen Mord aus niedrigen Beweggründen vor. Er soll dem Opfer aufgelauert haben.