Lebenstedt. Sanfte Entwicklung oder progressive Umgestaltung? Am Wassersportparadies wird sich einiges tun.

Keine Frage, der Salzgittersee ist ein Anziehungspunkt. Für die, die sich im Sommer abkühlen möchten, für die Sonntagsspaziergänger, die Naturliebhaber, die Jogger, die Inliner, Radfahrer und die Wasserliebhaber. Der Baggersee, der in den 60er-Jahren Stück für Stück gewachsen ist und heute eine Wasserfläche von stolzen 75 Hektar hat, gehört nicht nur zur Stadt – er wertet sie auch auf. Allein für den See kommen zahlreiche Sportler regelmäßig nach Salzgitter und lassen sich überraschen: schönste Natur in der Industriestadt.

Uwe Schleicher hat die Bagger noch gesehen, die vor fünf Jahrzehnten den Kies herausholten. „Da hat es hier noch ganz anders ausgesehen“, erinnert er sich lächelnd. Anders, natürlich. Aber damals wie heute: Uwe Schleicher mag den Salzgittersee. Genau wie Jens-Marco Scheidewig, und deswegen haben die beiden Lebenstedter gemeinsam mit anderen Mitstreitern die „Bürgerinitiative Salzgittersee“ gegründet, die sich vor ein paar Wochen ganz offiziell in einen Verein umgewandelt hat.

Das Hauptanliegen der Mitglieder: Der Salzgittersee soll weiterhin für die Allgemeinheit zugänglich sein, eine Privatisierung des Uferbereichs mit zum Beispiel Wohnbebauung lehnen die Mitglieder ab. Bestandspflege ist favorisiert, Veränderung im erträglichen Rahmen, Stichworte: sanfter und naturnaher Erlebnistourismus.

Insbesondere in den vergangenen 15 Jahren hat sich viel verändert am Salzgittersee. 2004 wurde am Westufer eine Wasserski-Anlage eröffnet, 2008 ging ein Prestige-Projekt der Stadt an den Start, der Piratenspielplatz, und seit 2015 kann man in der Reppnerschen Bucht im Café del Lago Cappuccino mit Blick aufs Wasser schlürfen. Und es soll noch weitergehen.

Bereits 2015 hat die Allianz für die Region gemeinsam mit Architekten und Planern ein Freizeit- und Tourismuskonzept entwickelt, das immer noch als Grundlage für künftige Planungen genommen wird. Das Konzept sieht unter anderem eine Wohnbebauung am Ostufer vor, ein Wassersport-Infozentrum und die umstrittene Seepromenade. Die 600 Meter lange Promenade zwischen Piratenspielplatz und Yachthafen sollte unter der Baumallee verlaufen, dazu würde es einen zentralen Platz im Süden geben, an dem Besucher über mehrere Stufen zum Ufer gelangen könnten. Auf Höhe der DLRG-Station soll eine künstliche Bucht mit einem 500 Quadratmeter großen Strandareal entstehen. Angesetzte Kosten: mehr als 2,2 Millionen Euro.

Pläne, die die „Bürgerinitiative Salzgittersee“ nicht unterstützen kann. Man sollte doch zum Beispiel zunächst einmal die Wege, so wie sie angelegt sind, beibehalten und sanieren, meint Uwe Schleicher. Es sei ja gar nicht so, dass die Mitglieder des Vereins kategorisch gegen alles seien, unterstreicht Jens-Marco Scheidewig. „Aber wir wollen die Entwicklung kritisch begleiten und mit den Bürgern ins Gespräch kommen. Wenn die Bagger erst einmal rollen, ist es zu spät, um über eine Umgestaltung zu reden“, sagt er.

Vorerst werden die Bagger aber nicht rollen können: Ende Oktober erst hat die Stadtverwaltung die eingeplanten 800 000 Euro Mehrkosten zur Finanzierung der Seepromenade aus dem Etatentwurf 2019/20 gestrichen: Dafür steht vorerst kein Geld zu Verfügung. Stillstand gibt es am Salzgittersee aber trotzdem nicht. So wird nach Aussage der Verwaltung eine geplante Wegebeleuchtung rund um den See spätestens im April 2019 umgesetzt. Zudem soll es im Bereich des Piratenspielplatzes in der kommenden Saison eine mobile „Beach Bar“ geben: Momentan wird ein Pächter gesucht.