Watenstedt. 95 Prozent weniger CO2-Emission bis 2050: Die Salzgitter AG stellt eine Neuheit vor.

Zukunftssicher und umweltfreundlicher: Die Salzgitter AG fühlt sich dem Wirtschaftsstandort Salzgitter sehr verbunden und verpflichtet. Zwar ist er für die Anlieferung der vielen Millionen Tonnen an Erzen und Kohle nicht mehr unbedingt optimal gelegen, da wäre ein Standort am Meer günstiger. Auf der anderen Seite hat aber die zentrale Lage in Deutschland mit ihren kurzen Wegen zu wichtigen Kunden auch Vorteile. „Wir verfügen über hochmoderne Produktionsanlagen, und unsere gut ausgebildeten sowie engagierten Mitarbeiter sind unser Pfund. Darunter sind viele Experten mit jahrzehntelangen Erfahrungen. Nur so kann man die geforderte hohe Produktqualität darstellen“, betont Konzernpressesprecher Bernhard Kleinermann.

Und da Salzgitter auch zukünftig weiter am Markt bestehen will, müssen innovative Pläne her, um die Stahlproduktion künftig klimafreundlicher zu machen. Die Salzgitter AG hat deshalb ein Konzept entwickelt, mit dessen Hilfe der Kohlendioxid-Ausstoß bei der Roheisengewinnung und Stahlproduktion, gemessen an den aktuellen Werten, bis 2050 um 95 Prozent reduziert werden könnte. Seit vier Jahren arbeiten die Ingenieure Volker Hille, Salzgitter AG, und Alexander Redenius vom Tochterunternehmen Salzgitter Mannesmann Forschung an einem zukunftsweisenden Projekt mit dem Namen Salcos. Der Begriff steht für: Salzgitter Low CO2 Steelmaking – eine CO2-reduzierte Stahlproduktion bei der Salzgitter Flachstahl.

Das Prinzip: Kohlenstoff wird weitgehend aus der Roheisenerzeugung verbannt und durch Wasserstoff ersetzt, der mit Strom aus der erneuerbaren Energiequelle Windkraft produziert wird. Dazu müssten die derzeitigen drei Hochöfen bis 2050 schrittweise durch neue Schachtöfen ersetzt werden, in denen dann Wasserstoff eingesetzt werden kann. Weil die Schachtöfen kein schmelzflüssiges Roheisen mehr erzeugen, sondern feste kleine Eisenkugeln, müssten diese aufgeschmolzen werden, um anschließend Stahl draus erzeugen zu können.

Daher würden auch die drei Konverter, in denen im Moment der Stahl aus flüssigem Roheisen „gekocht“ wird, durch neue Anlagen ersetzt werden. Die sogenannten Elektrolichtbogenöfen würden die Stahlproduktion elektrifizieren. „Weil wir mit bereits erprobten Technologien arbeiten, könnte unser Konzept schon morgen umgesetzt werden“, berichtet Projektleiter Alexander Redenius.

Da gibt’s nur einen Haken: das erforderliche Geld. Denn der erste von insgesamt drei großen Umbauschritten würde bereits 1,3 Milliarden Euro kosten. Dennoch würde der innovative Prozess bereits 26 Prozent des CO2-Ausstoßes verringern. „Wir haben die Lösungen. Jetzt liegt es an der Politik, unser klimafreundliches Konzept über entsprechenden Rahmenbedingungen und finanzielle Mittel zu unterstützen“, betont Volker Hille, Leiter der Konzern-Technologieentwicklung.

Er nennt dabei Investitionszuschüsse aus neuen Programmen, die das Europaparlament beschließen will, eine Reduzierung der Stromnebenkosten und einiges mehr. „Alle drei Umbauschritte sind bereits jetzt konkret beschrieben – das unterscheidet uns vom Wettbewerb. Wir unterbreiten der Politik das konkrete Angebot, zeitnah mit dem Umstieg zu beginnen und nicht erst nach zehn Jahren dauernden Versuchen im Technikum“, erläutert Professor Jörg Fuhrmann, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG. 2019 sollen neue Förderprogramme für Klimaschutzprojekte von EU und Bundesrepublik aufgelegt werden. Der Plan für Salcos steht. Nun fehlt nur noch das Geld – und dann kann der Startschuss erfolgen.