Salzgitter. Radfahren macht Spaß. „Zukunft Bilden“-Teilnehmer helfen ehrenamtlich bei einer Fahrrad-Fahrschule für Frauen im Mütterzentrum in Salzgitter.

Fahrradfahren – das bedeutet Spaß, Eigenständigkeit und Bewegungsfreiheit. Deshalb helfen Fiona Kim Lehné und Vanessa Datta gerne dabei, dass neun Frauen, für die Fahrradfahren bisher kein Thema war, diese Erfahrungen bald ebenfalls machen können. Ihre Fahrrad-Fahrschüler sind Teil des Projekts „Gesellschaftliche Teilhabe und Inklusion für Frauen mit Fluchterfahrung und/oder Migrationshintergrund“. „Das sind alles Frauen, die jetzt gerne Fahrradfahren lernen wollen, weil sie sehen, dass das in Deutschland zum Alltagsbild gehört und sie damit mehr Bewegungsfreiheit erlangen können“, erklärt Jenny Nemet, die das Projekt beim SOS Mütterzentrum in Salzgitter leitet.

Dass sie bei diesem Vorhaben gleich sechs Auszubildende der Stadt Salzgitter und der Volkswagen Financial Services AG unterstützen, findet sie toll. „Mir hat es auf jeden Fall sehr geholfen und für die Frauen ist es auch schön, die Auszubildenden kennenzulernen“, sagt sie.

Die Auszubildenden und Teilnehmer des Projekts
Die Auszubildenden und Teilnehmer des Projekts "Zukunft Bilden" (von links) Lütfü Tosun, Leon Schock, Berfin Algu, Saskia Gieseke und Selina Strube machten HERTA-Leiterin Susanne Löchner eine Riesenfreude und reparierten elf Fahrräder. © Nadine Zimmer

Die Auszubildenden machen beim Projekt „Zukunft Bilden“ unserer Zeitung mit und bringen sich wie rund 60 andere Auszubildende unter dem Motto „Seid ein Geschenk für die Region“ bei verschiedenen sozialen Projekten ein.

Die Fahrrad-Fahrschule haben die Azubis in drei Theorieblöcke und einen Praxistag unterteilt. „Immer zwei Azubis übernehmen einen Theorietag und am Praxistag sind wir dann alle sechs vor Ort“, erklärt Fiona Kim Lehné (27).

Sie und Vanessa Datta erklären den Frauen, die vor allem aus Syrien und der Türkei stammen, die wichtigsten Bestandteile eines Fahrrads. Dazu haben sie ein Plakat gemalt, wo alles deutlich abgebildet und beschriftet ist. „Das hilft uns sicher zusätzlich beim Verständigen. Das Schwierigste ist ja, dass es noch Sprachbarrieren gibt. Wir wollen also alles möglichst einfach halten“, sagt Vanessa Datta (19).

Zur Vorbereitung haben sich die ehrenamtlichen Fahrrad-Fahrlehrerinnen am Wochenende getroffen und auch mit Hilfe von einfach formulierten Kinderbüchern alles vorbereitet. „Fahrradfahren war für mich immer wichtig, weil ich auf dem Dorf großgeworden bin und froh war, dass ich mit dem Fahrrad unabhängiger war“, erklärt Vanessa Datta ihre Motivation. Und Fiona Kim Lehné ergänzt: „Für uns ist Fahrradfahren ja etwas ganz Normales. Man lernt es schon als Kind. Wenn man es aber als Erwachsener lernt, kommt die Angst dazu, hinzufallen. An so etwas denkt man als Kind nicht so. Es macht echt Spaß hier und es ist toll, dass wir etwas weitergeben können.“

Etwas weitergeben – das wollen auch fünf Auszubildende von MAN Truck & Bus Salzgitter, die parallel zur Fahrrad-Fahrschule bei „Herta“, dem kleinen Ableger des Mütterzentrums in der Ost- und Westsiedlung, mit Schraubenschlüssel, Luftpumpe und Putzlappen ans Werk gehen und Räder reparieren. Lütfü Tosun, Leon Schock, Berfin Algu, Saskia Gieseke und Selina Strube wechseln Fahrrad-Schläuche, ersetzen Vorder- und Rücklichter, tauschen Bremsen aus und natürlich putzen sie auch alles wieder blank. „Herta“-Leiterin Susanne Löchner ist begeistert: „Die Räder standen schon lange hier herum. Alles Spenden, aber eben nicht verkehrssicher. Die Ersatzteile konnte ich mit Hilfe von Spenden besorgen. Dass die jungen Leute die Räder jetzt reparieren, ist eine tolle Zeitspende für uns. Mit Fahrradreparatur kennen wir uns nicht wirklich aus.“ Aber die MAN-Azubis kennen sich damit aus und so machen sie an einem Nachmittag gleich elf Fahrräder wieder vorzeigbar und vor allem fahrtauglich. „Wir haben bei MAN sogar selbst eine Fahrradwerkstatt. Von daher sind wir da eingespielt. Keine Frage, dass wir da unterstützen“, sagt der angehende Mechatroniker Lütfü Tosun.