Westerstede. Millionen Rhododendren blühen im Frühling im Nordwesten. Im Mai lockt zudem die Ausstellung „Rhodo 18“.

Bald ist es wieder soweit: Das Ammerland feiert sein Markenzeichen – den Rhododendron. Von Ende April bis Juni wird die Blüte erwartet, zu der jedes Jahr zahlreiche Besucher reisen. Die Region gilt als wichtigstes europäisches Anbaugebiet für Bäume und Sträucher. Eine Fahrradtour ist die beste Methode, das europäische Zentrum der Baumschulwirtschaft kennenzulernen.

Die ältesten Stecklinge wurden vor über 90 Jahren gepflanzt

Die Ammerland-Route führt über 165 Kilometer als Rundkurs durch die Parklandschaft. Meist abseits verkehrsreicher Straßen durchstreift die Route auch die verschiedenen Landschaftsformen der Region: im Westen die Fehnlandschaft mit Kanälen und Klappbrücken, in der Mitte mit dem Zwischenahner Meer den drittgrößten Binnensee Niedersachsens und im Osten die Schwelle von der Geest in die tiefere Marsch.

Mehr als 300 Baumschulen gibt es in der Region. In der Kreisstadt Westerstede sind es allein rund 60. In Schröders Baumschule in Wiefelstede lernen die Pflanzen, hier Rhodos genannt, vor allem eines: groß und stark werden. 120 Sorten reifen auf sieben Hektar, was mehr als sechs Fußballfeldern entspricht. „Lila, Rosa, Weiß und Rot sind die gängigen Blütenfarben der Rhodos“, erklärt Inhaber Timo Schröder einer Radlergruppe auf seinem Hof.

Die Geschichte der Rhododendren beginnt am Barockschloss in Rastede: Bei der Gestaltung des Schlossparks im englischen Landschaftsstil brachte der Gartenarchitekt Carl Ferdinand Bosse um 1784 die immergrünen Sträucher ins Ammerland. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Flachwurzler zum farbenfrohen Schmuck in den Gärten von Bürgerhäusern und Gutshöfen der Gegend. Um 1850 entstanden in der Region aus Landwirtschaftsbetrieben heraus die ersten Baumschulen. „Unsere Vorfahren hatten entdeckt, dass die Rhodos im feuchten Klima der nahen Nordsee und auf sauren Böden besonders prächtig gedeihen“, sagt Schröder. Wer keine Zeit für die gesamte Radroute durch das Ammerland hat, kann in Westerstede einen von sieben kürzeren Radwegen von 47 bis 77 Kilometer Länge wählen. Stationen mit Leihrädern gibt es in Westerstede, Bad Zwischenahn und Rastede. E-Bikes sind hilfreich, wenn der Wind mal wieder kräftig über die Ebene bläst.

Ein schöner Zwischenstopp ist der Rhododendronpark Hobbie in Linswege. Mit 70 Hektar Fläche ist der Privatpark Deutschlands größte Rhododendren-Schau. Farbenpracht links und rechts des Weges, fünf Meter aufragend und mehr – ein imposanter Blütenwald. „Die ältesten Rhodos wurden vor über 90 Jahren gepflanzt und sind heute etwa zehn Meter hoch“, sagt Birgit Hobbie, die den Park mit ihrem Mann Volker und bis zu 60 Beschäftigten pflegt.

Großvater Dietrich Gerhard gründete den Rhododendronpark 1928, zunächst wohl als Hobby. Der Landwirt sammelte Rhododendronsamen aus England und den USA, unternahm Exkursionen in englische Parks und reiste sogar ins Himalaya-Hochland, das als Heimat zahlreicher Rhododendronarten gilt.

Ein besonderes Ziel für Rhododendron-Fans in diesem Jahr: Die Innenstadt Westerstedes verwandelt sich bei der Blumen- und Pflanzenschau „Rhodo“ alle vier Jahre in ein farbenprächtiges Blütenmeer. „Perspektivwechsel“ ist das Motto der „Rhodo 18“ (10. bis 21. Mai).