Braunschweig. Prozess vor dem Landgericht Braunschweig: Der Täter war erst 16. Er versuchte sich noch mit einer Ausrede aus der Verantwortung zu stehlen.

Louisa Dellert aus Hornburg (Kreis Wolfenbüttel) zählt zu den bekanntesten deutschen Influencerinnen. Die 33-Jährige setzt ihre Reichweite im Internet dafür ein, um auf Themen aufmerksam zu machen. Dazu zählen Umweltschutz, aber auch Sexismus. Möglicherweise ist das der Grund, womöglich ihre Prominenz, vielleicht einfach nur, weil sie eine Frau ist, dass sie immer wieder mit den negativen Seiten des Netzes Erfahrung sammeln muss. Dazu zählen Hassreden, aber auch „Dickpics“ – widerliche Penisbilder, die ihr immer wieder geschickt werden. Vor dem Landgericht Braunschweig wehrte sie sich nun erfolgreich gegen einen Versender.

Ermittlungen bei Instagram-Mutter führen auf die Spur des Täters

Dies ist kein Einzelfall. Dellert hat gegen verschiedene Versender von unerwünschten Nacktbildern und -videos Strafanzeigen erstattet. Die Ermittlungen laufen. Im Fall vor dem Landgericht Braunschweig ging es um eine Nachricht, die sie im Januar 2021 bei Instagram erhalten hatte. Der Versender schickte ihr nicht nur unaufgefordert ein Nacktbild, sondern auch eine drastische Einladung zu einer Sexualpraktiken.

Der Versender hatte Louisa Dellert nicht nur unaufgefordert ein Nacktbild geschickt, sondern dies auch mit einem drastischen Text zu Sexualpraktiken versehen.
Der Versender hatte Louisa Dellert nicht nur unaufgefordert ein Nacktbild geschickt, sondern dies auch mit einem drastischen Text zu Sexualpraktiken versehen. © dpa (Symbolfoto) | Sebastian Gollnow

Dellert bringt jeden Fall zur Anzeige, so auch diesen. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig gab das Verfahren an ihre Kollegen in Hannover ab, die in Niedersachsen eine Zentralstelle zur Bekämpfung gewaltdarstellender, pornografischer oder sonst jugendgefährdender Schriften unterhält.

Überraschung: Der Versender war 16 Jahre alt

Zunächst wurde gegen Unbekannt ermittelt. Ein beschuldigter Nutzer konnte schließlich durch eine Abfrage beim Instagram-Mutterkonzern Meta in Irland ausfindig gemacht werden. Er war zur Tatzeit erst 16 Jahre alt. Gegenüber der Polizei und später auch vor dem Landgericht behauptete der heute 18 Jahre alte Mann, er sei nicht der Versender. Er sagte, er hätte angeblich zuvor sein Handy verkauft – wohl eine Schutzbehauptung.

Das Strafverfahren wurde von der Staatsanwaltschaft Hannover unter anderem mit Blick auf das Alter des Beschuldigten zur Tatzeit wegen Geringfügigkeit eingestellt. Im Zivilprozess vor dem Landgericht Braunschweig gab der junge Mann schließlich eine Unterlassungserklärung ab, in Zukunft Dellert mit dem Foto nicht mehr zu belästigen. Er muss außerdem die Kosten für die außergerichtliche Abmahnung, sowie die gesamten Kosten des Verfahrens tragen – Dellerts Anwaltskosten, seine eigenen Anwaltskosten, außerdem die Gerichtskosten. Das wird teuer.

Die Erklärung: Was ist das – ein Dickpic?
Die Erklärung: Was ist das – ein Dickpic? © Kristin Heine

Dellert stellt klar: Ich bringe alle Fälle zur Anzeige

Im Interview mit unserer Zeitung erklärte Dellert zu ihren Erlebnissen mit sexueller Gewalt in den sozialen Medien: „Der Sexismus im Netz ist schonungsloser. Kommentare, die ich unter meinen Beiträgen oder in meinen privaten Nachrichten bekomme, habe ich so noch nicht ins Gesicht gesagt bekommen.“ Sie stellt klar: „Es ist ganz einfach: Wer mir ungefragt Dickpics ins Postfach schickt, den bringe ich vor Gericht.“

Über alle Hintergründe des Falls und was Expertinnen dazu sagen, lesen Sie in unserem ausführlichen Hintergrund-Stück.