Salzgitter. Marcia M. soll Bräute für den Islamischen Staat angeworben haben. Was die Bundesanwaltschaft ihr sonst noch vorwirft.

War eine junge Frau aus Salzgitter indirekt in Anschlagspläne auf ein deutsches Musikfestival verstrickt? Am Montag hat die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe Anklage gegen die mutmaßliche IS-Anhängerin Marcia M. erhoben. Die Deutsche war 2015 mit ihrem Mann nach Syrien ausgereist, um sich dort der Terrormiliz Islamischer Staat anzuschließen.

Demnach soll die Salzgitteranerin unter anderem Ehefrauen in Deutschland für designierte Attentäter gesucht haben. Die Männer sollten aus Syrien geschleust und hier zur Tarnung verheiratet werden, um dann ­– unter dem Radar Sicherheitsbehörden – Anschläge begehen zu können. Dazu kam es jedoch nicht, die Ausreise der Männer scheiterte, weil die Grenze nicht mehr passierbar war.

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Der Fall zeigt, dass selbst Jahre nach dem Zerfall des Islamischen Staats der IS-Terror noch lange Schatten auch nach Deutschland wirft. 2015, zur Hochphase des IS, waren zahlreiche Anhänger aus unserer Region nach Syrien oder in den Irak gereist, um für die Terrormiliz zu kämpfen. Auch Marcia M. und ihr Ehemann nach islamischen Recht, Oguz G., waren darunter. Die Elektronikerin war zum Islam konvertiert und hatte sich offenbar in einer Hildesheimer Moschee radikalisiert – im Umfeld des vor zwei Jahren verurteilten Predigers Abu Walaa.

Laut Anklage soll Marcia M. mit ihrem Mann bei Mossul im Irak in ein Haus gezogen sein, dessen rechtmäßige Bewohner vom IS vertrieben worden waren. 2016 trat sie den Angaben zufolge dann in Rakka einem Frauen-Bataillon des IS bei und erklärte sich zu Selbstmordattentaten bereit. Sie habe an einem Schießtraining teilgenommen und sei auch in die Herstellung von Sprengstof eingewiesen worden. „In der Folge stellte sie selbst Sprengstoffgürtel her“, heißt es.

Die Bundesregierung holte Frauen aus syrischen Gefangenenlagern zurück

Die Ermittler kamen Marcia M. offenbar auf die Spur, als sie auf der Suche nach heiratswilligen Frauen für potenzielle Attentäter Kontakt zu einer Frau aus der norddeutschen Islamistenszene aufnahm. Diese soll die Informationen an den Verfassungsschutz weitergegeben haben. Sowohl die Salzgitteranerin als auch der Hildesheimer Oguz G. saßen nach Zerfall des IS in kurdischer Haft.

Im Oktober dieses Jahres holte die Bundesregierung Marcia M. dann zusammen mit weiteren Frauen aus einem syrischen Gefangenenlager; es ist eine der letzten Rückholaktionen des Bundes von mutmaßlichen Anhängern der Terrormiliz IS. Seitdem sitzt Marcia M. in U-Haft. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor. Zudem wird ihr ein Kriegsverbrechen gegen Eigentum zur Last gelegt. Das Oberlandesgericht in Celle prüft nun die Anklage. Wann es zu einer Gerichtsverhandlung kommt, steht noch nicht fest.