Salzgitter. Deutschland hat IS-Frauen und Kinder zurück nach Deutschland geholt. Mit dabei ist auch eine Salzgitteranerin. Hier erfahren Sie die Hintergründe.

In einer weiteren Rückholaktion hat die Bundesregierung mutmaßliche IS-Anhängerinnen und deren Kinder aus dem Gefangenenlager Roj in Nordostsyrien nach Deutschland gebracht. Mit dabei ist auch eine Frau aus Salzgitter, die 2015 in das damalige Gebiet der Terrormiliz ausgereist war. Sie ist nach ihrer Ankunft am Flughafen in Frankfurt/Main festgenommen worden; ein Ermittlungsrichter ordnete am Donnerstag Untersuchungshaft an, wie ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe unserer Zeitung bestätigte. Der Frau wird mitgliedschaftliche Beteiligung an einer ausländischen terroristischen Vereinigung vorgeworfen.

Nach Informationen unserer Zeitung handelt es sich um Marcia M., die sich im Umfeld des inzwischen verbotenen Deutschsprachigen Islamkreises Hildesheim bewegt hatte. Der Prediger in der Moschee, Abu Walaa, und einstige Deutschlandchef der Terrormiliz war im vorigen Jahr vom Oberlandesgericht in Celle nach einem Mammut-Prozess zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden. In der Hildesheimer Moschee waren zahlreiche junge Menschen vor allem aus dem Ruhrgebiet und Niedersachsen rekrutiert und für den IS nach Syrien und in den Irak in den Kampf geschickt worden. Der Mann der Beschuldigten, Oguz G. galt als früherer Vertrauter von Abu Walaa. Er war im Vorstand des Deutschsprachigen Islamkreises eng in die Strukturen des Vereins eingebunden.

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Die Salzgitteranerin soll nach unseren Informationen 2016 unter anderem von Syrien aus alte Bekannte im norddeutschen Raum kontaktiert haben, da der IS Kämpfer nach Deutschland schleusen wollte. Zur Tarnung wurden demnach Frauen gesucht, die diese Kämpfer heiraten würden. Die Aufgabe der Beschuldigten soll es gewesen, sein, die Islamistinnen mit möglichen Attentätern zu verkuppeln. Die mutmaßlichen Pläne scheiterten jedoch.

Bei der Rückholaktion handelt es sich nach Angaben von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) um insgesamt vier Frauen, sieben Kinder und einen jungen Mann, der als damals 11-Jähriger nach Syrien verbracht worden war. Nach Medienberichten sollen sie unter anderem aus Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Hessen stammen. Sie saßen seit Jahren in kurdischen Gefangenenlagern.

Nach Angaben Baerbocks wurden mit der neuen Aktion nun fast alle bekannten Fälle abgeschlossen. In sechs Rückholungen seien insgesamt 26 Frauen, 76 Kinder und ein Heranwachsender aus Nordostsyrien nach Deutschland gebracht worden. Die Außenministerin zeigte sich erleichtert, dass die Kinder nach Deutschland zurückkehren können. Sie treffe keine Schuld für die „fatalen Lebensentscheidungen ihrer Eltern“. Sie seien Opfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Rückholungen von Kindern sind laut Auswärtigem Amt nur mit Zustimmung und gleichzeitiger Rückholung der Mütter möglich. Derzeit gebe es nur noch einen Fall, in dem die Zustimmung vorliege, die Rückholung bisher aber nicht umgesetzt werden konnte. In weiteren Fällen wollten die Mütter derzeit keine Rückholung.