Braunschweig. Der Autor zieht im Vortrag Schlüsse zur aktuellen politischen Lage und warnt, dass wir nur aus der Geschichte für die Zukunft lernen können.

„Ein beherztes, todesmutiges Überrennen des Todesstreifens auf die Mauer zu – und dann, bereits auf der Mauerkrone die Salve aus einer Kalaschnikow, mit der die Grenztruppen der DDR ausgestattet waren, ohne Vorwarnung. Gezielt drangen die Kugeln in den Oberkörper des Jungen, der im Januar dieses Jahres 18 Jahre alt geworden war.“ Mit diesem Zitat aus seinem Buch „Vom Wachsen der Flügel“ eröffnet Manfred Casper die virtuelle Veranstaltung zum Thema „Eine Jugend in der DDR“. Er schildert mit diesem eindrücklichen Erlebnis den Freiheitsdrang des jungen Ost-Berliners Peter Fechter im Jahr 1962, der diesem zum schicksalhaften Verhängnis und für Manfred Casper zu einem prägenden Ereignis werden sollte.

Virtuelle Veranstaltung für Schüler und Auszubildende

Knapp 100 Teilnehmer hörten Manfred Casper bei seinen autobiografischen Erzählungen während einer Online-Veranstaltung unserer Zeitung zu. Schülerinnen und Schüler der Peter-Pan Schule in Wolfsburg und vom CJD Braunschweig sowie Auszubildende der Braunschweigischen Landessparkasse, dem Landkreis Helmstedt, MAN und unseres Medienhauses informierten sich über die Erlebnisse Caspers in der DDR.

In einer Mischung aus Lesung, Vortrag und Diskussion schilderte Casper an diesem Vormittag, wie Schlüsselerlebnisse, wie die eindrückliche Szene von Peter Fechtner auch ihn dazu brachten, zu einem Systemgegner in der DDR zu werden, wie er nach einem gescheiterten Fluchtversuch inhaftiert wurde und wie er dann in die Bundesrepublik freigekauft wurde.

Heimatverlust erleben viele Flüchtlinge

Doch in der Vergangenheit blieb Casper nicht stecken. Der 71-Jährige schaffte es, einen Bogen zur heutigen politischen Lage zu spannen: „Ich war ein liberaler Freigeist und wollte aus der DDR raus, daher lässt sich mein Schicksal nur schwer mit den aktuellen Flüchtlingsbewegungen vergleichen. Aber ich weiß, was ein Heimatverlust, wenn auch nur auf Zeit, bedeutet.“

Und auch aus der Propaganda zum antifaschistischen Schutzwall könne Casper aktuelle Schlüsse ziehen: „Hier wurde dem Westen unterstellt, dass dort nur Faschisten leben. Die Propaganda, die dort betrieben wurde, die Lügen, das gleiche passiert heute auch in Russland. Auch hier werden von Wladimir Putin Lügen über andere Länder verbreitet.“

Von Zeitzeugen können wir vieles lernen

So viele Generationen habe diese Deutsch-Deutsche-Geschichte maßgeblich geprägt, betonte Casper. „Wir müssen aufhören, diesen Teil unserer Geschichte so stiefmütterlich zu behandeln und anfangen aus der Geschichte und den Fehlern von damals zu lernen.“

„Vom Wachsen der Flügel“ erschien im Oktober 2019 als autobiografische Erzählung beim Johann-Heinrich-Meyer-Verlag Braunschweig. Infoveranstaltungen für Schulklassen können über die Website www.vomwachsenderfluegel.de angefragt werden.