Sülfeld. Nicole und Manuel Lapisch heirateten im ersten Corona-Lockdown nur standesamtlich. Zur kirchlichen Trauung ließen sich einige Gäste extra impfen.

Aller guten Dinge sind drei. Diese Redewendung passt manchmal auch ganz gut zum Ankersetzen im Ehehafen. Nachdem das Coronavirus die Hochzeitspläne von Nicole und Manuel Lapisch zweimal ganz oder teilweise torpediert hatte, gab es für das Paar am Samstag mit der kirchlichen Trauung in der Sülfelder Markus-Kirche und der großen Feier im Familien- und Freundeskreis ein echtes Happy End.

Die Achterbahnfahrten der Gefühle rund um die komplizierte Hochzeitsplanung waren vergessen, als das Paar ­– unter Glockengeläut und durch ein Meer von Seifenblasen – mit Pastor Stephan Eimterbäumer und zwei Blumenstreukindern vorne weg nach ans Herz gehenden 45 Minuten die Kirche verließ. Bevor die Eheleute mit ihren Gästen auf ihr Glück anstießen, griffen sie beherzt zu Arbeitshandschuhen und Handsäge, um den Birkenstamm durchzusägen, den die Sülfelder Dorfjugend bereitgestellt hatte.

Eigentlich sollten Standesamt und Kirche im Doppelpack am 24. April 2020 stattfinden

„Bei mir sind in der Kirche Tränen der Rührung geflossen“, verriet Nicole Lapisch. „Ich habe sie weggedrückt“, ergänzte ihr Manuel. „Wenn wir sehen, wie entspannt alle hier ohne Maske stehen, wissen wir, dass wir mit der Verschiebung alles richtig gemacht haben.“

Die Hochzeitsgäste hatten für Nicole und Manuel Lapisch vor der Kirche Hochzeits-Rituale wie das gemeinsame Durchsägen eines Baumstamms vorbereitet.
Die Hochzeitsgäste hatten für Nicole und Manuel Lapisch vor der Kirche Hochzeits-Rituale wie das gemeinsame Durchsägen eines Baumstamms vorbereitet. © regios24 | LARS LANDMANN

Ein kurzer Rückblick: Es sollten die schönsten Tage im Leben werden, als das Sülfelder Paar nach acht Jahren Beziehung mit zwei Jahren Vorlauf seine Hochzeit im Doppelpack generalstabsmäßig plante: sowohl die standesamtliche Eheschließung als auch die kirchliche Trauung am 24. April 2020.

Eheschließung wegen Corona in Rekordzeit in der Verwaltungsstelle

„Das war sehr fuchsig geplant“, erinnerte sich Nicole Lapisch. „Dann kam Corona und hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Es begann mit der Eheschließung, die wegen der anfangs extremen Corona-Beschränkungen in kleinstem Kreis in kaum mehr als 10 Minuten in der Verwaltungsstelle Fallersleben über die Bühne gehen musste. Statt mit 30 Gästen schick im Restaurant zu tafeln, gab es für die seinerzeit auf maximal zehn Personen plus Brautpaar limitierte Hochzeitsgesellschaft Kaffee und Kuchen in der Wohnstube der Großmutter in Sülfeld.

„Damals hatte niemand Zweifel daran, dass wir an unserem ersten Hochzeitstag endlich kirchlich heiraten können“, erinnerte sich die 26-Jährige. Voller Optimismus verschickte das Paar Einladungen an

Das war vor zwei Jahren: Damals heirateten Nicole Emter und Manuel Lapisch wegen der strengen Corona-Beschränkungen nur standesamtlich – mit von der Tante genähten Edel-Masken.
Das war vor zwei Jahren: Damals heirateten Nicole Emter und Manuel Lapisch wegen der strengen Corona-Beschränkungen nur standesamtlich – mit von der Tante genähten Edel-Masken. © regios24 (Archiv) | Helge Landmann

100 Gäste und plante bis ins letzte Detail, bis Corona erneut alles über den Haufen warf. „Unsere Eltern hatten früh damit gerechnet, dass es knapp werden könnte. Ich hatte bis zuletzt gehofft“, verriet die Sülfelderin. Immerhin waren die Festlocation gebucht, das Menü ausgesucht und, und, und…

Neue Einladungskarten, aber das Prinzessinnenkleid passte wie angegossen

Anfang Februar 2021 war klar, dass eine erneute Verschiebung unausweichlich ist. „Das hatte ich anfangs gut weggesteckt, aber als der Tag da war, kam alles wieder hoch.“ Spätestens danach hieß es für die ausgebremste Braut: aufstehen, Krönchen richten, „Save-the-date-Karten“ mit neuem Hochzeitsdatum verschicken und munter weiter planen.

Denn es kamen neue Problemchen dazu. Dazu zählten auch die Corona-Kilos, die sich die Eheleute wie die halbe Nation angefuttert hatten. „Ich wollte noch abspecken, aber das hat nicht geklappt.“ Was zählte, war, dass das Prinzessinnenkleid, das so lange im Schrank bereit hing und zwischendurch einige Male anprobiert wurde, wie angegossen passte. Das war bei dem Traum aus Tüll der Fall. Der Bräutigam musste sich dagegen komplett neu einkleiden. „Der Hochzeitsanzug ist tatsächlich im Schrank eingelaufen“, meinte er augenzwinkernd.

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Wegen Pandemielage Hochzeitsfest mit 2G-plus-Regeln und kein Osterfeuer-Besuch

Auch beim Datum hatte sich das Ehepaar zu einem Kompromiss durchgerungen. Weil der 24. April in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, der sich nicht für eine lange Partynacht eignet, wurde am 23. April geheiratet und in den Hochzeitstag hineingefeiert.

Das war vor einem Jahr: Den ersten standesamtlichen Hochzeitstag mussten Nicole und Manuel Lapisch ohne kirchliche Trauung feiern. Wieder waren Corona-Beschränkungen der Grund.
Das war vor einem Jahr: Den ersten standesamtlichen Hochzeitstag mussten Nicole und Manuel Lapisch ohne kirchliche Trauung feiern. Wieder waren Corona-Beschränkungen der Grund. © regios24 (Archiv) | LARS LANDMANN

Weil die Pandemielage lange diffus blieb, wurde das Fest mit 2G-plus-Regeln geplant. „Wir haben alle Gäste angerufen“, sagte Nicole Lapisch. „Einige haben sich extra für unsere Hochzeit impfen lassen.“ Als der Termin näher rückte, wuchs die Angst vor einer Corona-Infektion. Als Vorsichtsmaßnahme hatte die Braut das Osterfeuer gemieden.

Kuchenbacken war wegen Mehl- und Speiseöl-Mangel Herausforderung für die Tante

Nachdem sich das Brautpaar zum Fototermin verabschiedet hatte, brach die Hochzeitsgesellschaft zur Partyscheune in Voitze auf, wo ein Kuchenbüffet die Wartezeit auf das Brautpaar versüßte sollte. Manuel Lapischs Tante Stefanie Broistedt, die dem Paar zur standesamtlichen Trauung vor zwei Jahren zu Beginn der Corona-Krise edle Masken genäht hatte, war beim Backen federführend.

Von Brownies bis Zitronenkuchen war alles dabei. „Ich habe neun Kuchen gebacken“, verriet die stolze Tante. Und wusste von Schwierigkeiten zu berichten, die eine andere Krise hervorgebracht hat, der Ukraine-Krieg mit den daraus resultierenden Lebensmittel-Lieferengpässen: „Es war eine Herausforderung, an ausreichend Mehl und Speiseöl heranzukommen.“