Braunschweig. In der Corona-Krise sind in der Braunschweiger Frauen- und Mädchenberatungsstelle bei sexueller Gewalt viele Angebote weggebrochen.

Ein Fremder ist der Täter fast nie. „Mehr als 90 Prozent aller sexuellen Übergriffe finden im Familien- und Bekanntenkreis statt“, sagt Ann-Christin Hartz. Mitarbeiterin der Braunschweiger Frauen- und Mädchenberatungsstelle bei sexueller Gewalt. Doch nicht zuletzt die Debatte nach der Kölner Silvesternacht, die fortschreitende Enttabuisierung häuslicher Gewalt, die Verschärfung des deutschen Sexualstrafrechts und die #MeToo-Bewegung haben Opfer mutiger werden lassen, sich gegen sexuelle Übergriffe zu wehren und das widerfahrene Unrecht zu benennen, statt es hinzunehmen und zu verdrängen.

Nun Corona, der erzwungene Rückzug ins Private, der Lockdown auch in den Beratungsstellen. Eine offene Beratung ohne Termin ist derzeit nicht möglich, eine anonyme Beratung von Angesicht zu Angesicht ohnehin nicht, weil Kontakte aus Gründen des Infektionsschutzes mit Namen und Anschrift registriert werden müssen. „Unser Angebot ist eingeschränkt“, sagt Ann-Christin Hartz. Trotzdem gebe es schon wieder Wartelisten für Erstgespräche. Der Bedarf ist da.

Durch die Corona-Krise müssen digitale Wege bestritten werden

Verschärft Corona das Problem sexueller Gewalt hinter verschlossenen Türen vielleicht sogar noch? Einen Anstieg der Fälle verzeichnet die Beratungsstelle aktuell nicht. Doch will das nichts heißen. Denn bis Opfer sexueller Gewalt den Schritt wagen, sich zu offenbaren, können Monate oder Jahre vergehen. Kinder und Jugendliche kämen oft erst, wenn sie sich etwa aus dem Familiensystem gelöst und zum Täter Distanz hätten, so eine Erfahrung.

In der Corona-Krise teilt die Frauen- und Mädchenberatungsstelle die Erfahrung vieler: Sind persönliche Begegnungen eingeschränkt, müssen digitale Wege beschritten werden, um zueinander zu finden. Doch für professionell aufgestellte Online-Angebote fehlt es noch an allen Ecken und Enden. Spenden wären hilfreich, um passende Smartphones und Laptops mit Kameras für die Videoberatung anschaffen zu können.

Das Goldene Herz kann bei der digitalen Ausstattung helfen

Denn zum einen sind die Fördermittel von Land und Stadt begrenzt. Zum anderen sind seit Ausbruch der Pandemie Einnahmen weggebrochen. „Wir mussten alle Fortbildungsangebote absagen“, bedauert Ann-Christin Hartz. Dabei sind die Expertinnen der Frauen- und Mädchenberatungsstelle von Unternehmen, Vereinen, Behörden oder Pflege- und Jugendhilfeeinrichtungen zunehmend gefragt, wenn es um Konzepte zum Schutz vor sexueller Belästigung oder gar Gewalt etwa am Arbeitsplatz oder im Jugendzentrum geht. „Wir haben den Auftrag, hier gesellschaftlich zu unterstützen“, sagt Hartz, die hofft, künftig auch Fortbildungen digital anbieten zu können. Das Thema der sexuellen Gewalt stehe im Fokus der Öffentlichkeit. Arbeitgeber sähen sich in der Verantwortung, innerbetriebliche Leitlinien und Schutzkonzepte zu entwickeln.

Daneben soll es mithilfe der nötigen technischen Grundausstattung künftig Videosprechstunden für die individuelle Beratung geben. Vorreiter in der Beratungslandschaft kennt Hartz bereits. Sie ist sich sicher: „Selbst wenn Corona irgendwann einmal Geschichte ist, werden digitale Angebote wichtig sein.“ Betroffene könnten dann zwischen verschiedenen Wegen wählen, um Hilfe in der Not zu finden.

So können Sie mit Ihrer Spende helfen

Spenden sind möglich auf das Konto der Aktion unter dem Stichwort „Das Goldene Herz“. Alle Spenden kommen ohne Verwaltungsaufwand den Projekten zugute. Einzahlungen bei allen Banken und Sparkassen auf das Spendenkonto des Paritätischen Braunschweig bei der Braunschweigischen Landessparkasse:

IBAN: DE53 25050000 0000300616

BIC: NOLADE2HXXX

Geben Sie auf Ihrer Überweisung Ihre Anschrift für eine Spendenquittung an. Bis 200,- Euro gilt der Überweisungsträger als Quittung. Die Namen der Spender veröffentlichen wir in unserer Zeitung auf der Leser-Seite. Wer das nicht möchte, schreibt bitte zusätzlich in den Verwendungszweck das Wort „Anonym“.