Braunschweig. Mit Spenden möchte die Braunschweiger BISS Opfern schwerer Straftaten die Rückkehr in ein normales Leben erleichtern.

Vielleicht sind es besorgte Nachbarn, die die Polizei rufen. Weil es laut zugeht in der Wohnung nebenan. Wegen der Schreie, wegen des Gepolters. Die Polizei hat in solchen Fällen ihre Mittel: Sie kann den gewalttätigen Partner zum Beispiel zwingen, die Wohnung zu verlassen. Wer schlägt, der geht. Und das Opfer der häuslichen Gewalt? Bleibt allein zurück mit seinen Sorgen, Ängsten, mit der Ungewissheit, wie es jetzt weitergeht soll.

Gut, dass es in dieser Situation landesweit die BISS gibt, die Beratungs- und Interventionsstellen bei häuslicher Gewalt. Nach einem Polizeieinsatz nehmen die Mitarbeiterinnen Kontakt zu den Opfern auf, die meistens, aber nicht immer Frauen sind. Bundesweit handele es sich bei 81 Prozent der Opfer um Frauen, bei 19 Prozent um Männer, zitiert Stefanie Albrecht aus der gerade veröffentlichten Kriminalstatistik für 2019. „Häusliche Gewalt ist ein Massendelikt. Sie kommt in allen Gesellschaftsschichten vor.“

BISS benennt das, was passiert ist

Stefanie Albrecht ist eine der drei Mitarbeiterinnen der Braunschweiger BISS an der Münzstraße. Die BISS gehört zur Frauenberatungsstelle, das Land finanziert die wöchentlich 18 Arbeitsstunden der für den Bereich der Polizeiinspektion Braunschweig zuständigen BISS. Mehr als 500 Fälle häuslicher Gewalt hat die Polizei Stefanie Albrecht und ihren Kolleginnen im vergangenen Jahr nach einem Einsatz gemeldet. „Nach der Polizei sind wir die ersten, mit denen die Betroffenen sprechen.“ Oftmals bleibe es nicht bei einem einzigen Gespräch.

Wie kann die BISS helfen? Stefanie Albrecht erlebt oft Menschen mit Ängsten, Zweifeln und auch Schuldgefühlen. „Wir benennen das, was passiert ist, klar als Gewalt und eine Straftat, aus der Konsequenzen resultieren.“ Eine wichtige Botschaft an die Opfer: Sie trifft keine Schuld. Eine andere: „Wir hören zu und glauben ihnen.“ Doch geht es neben der Krisenintervention um noch mehr: Die BISS-Mitarbeiterinnen besprechen bei Bedarf auch einen individuellen Sicherheitsplan bis hin zur Vermittlung ins Frauenhaus. Sie informieren Opfer häuslicher Gewalt über die Rechte und Möglichkeiten, die ihnen das Gewaltschutzgesetz eröffnet. Zum Beispiel können sie die ursprünglich gemeinsam genutzte Wohnung für sich allein beanspruchen oder durchsetzen, dass der Täter sich ihnen nicht nähern darf.

BISS ist auch eine Anlaufstelle für Angehörige

Es muss aber nicht erst zum Polizeieinsatz gekommen sein, um sich an die BISS zu wenden. „Wir sind Anlaufstelle für alle Betroffenen und auch für Angehörige, die sich Sorgen machen“, erklärt die Sozialarbeiterin. Dass es bei häuslicher Gewalt ein großes Dunkelfeld gibt, das ist den vergangenen Jahren zunehmend erhellt werden konnte, ist in Expertenkreisen Konsens. „Unsere große Sorge ist, dass durch die Isolation in der Corona-Krise wieder mehr Fälle ins Dunkle rücken.“

Mithilfe von Spenden möchten sich die BISS-Mtarbeiterinnen Projektträume erfüllen: Mehr Aufklärung und Prävention im Vorfeld würden sie gern leisten. Ebenso wichtig ist ihnen die Unterstützung von Opfern schwerer Gewalttaten, etwa von Vergewaltigungen oder Tötungsversuchen. „Viele dieser betroffenen Frauen machen bereits eine Traumatherapie“, weiß Stefanie Albrecht. Sie weiß auch: Durch massive Gewalt wird das Vertrauen in andere Menschen nachhaltig zerstört. Tiertherapie - der Beziehungsaufbau ohne Worte - könne helfen, Vertrauen wiederzugewinnen. Sei es eine Therapie mit Pferden, Hunden oder, auch das gebe es in Niedersachsen, mit Lamas.

So können Sie mit Ihrer Spende helfen

Spenden sind möglich auf das Konto der Aktion unter dem Stichwort „Das Goldene Herz“. Alle Spenden kommen ohne Verwaltungsaufwand den Projekten zugute. Einzahlungen bei allen Banken und Sparkassen auf das Spendenkonto des Paritätischen Braunschweig bei der Braunschweigischen Landessparkasse:

IBAN: DE53 25050000 0000300616

BIC: NOLADE2HXXX

Geben Sie auf Ihrer Überweisung Ihre Anschrift für eine Spendenquittung an. Bis 200,- Euro gilt der Überweisungsträger als Quittung. Die Namen der Spender veröffentlichen wir in unserer Zeitung auf der Leser-Seite. Wer das nicht möchte, schreibt bitte zusätzlich in den Verwendungszweck das Wort „Anonym“.