Wolfsburg. Hans Dieter Pötsch fordert günstige Strompreise und Kaufanreize für E-Autos.

Der Aufsichtsratsvorsitzende des VW-Konzerns, Hans Dieter Pötsch, ist optimistisch, was die Nachrüstung der vom Abgas-Betrug betroffenen Diesel-Fahrzeuge betrifft. Im Interview mit unserer Zeitung sagte der Manager: „Bei der Nachrüstung der betroffenen Fahrzeuge, die ein Software-Update erhalten, sind wir sehr gut unterwegs. In Deutschland, wo der Rückruf verpflichtend ist, wurden bereits mehr als 90 Prozent der Fahrzeuge nachgerüstet, in Europa deutlich über 70 Prozent. Dieses Kapitel werden wir in nächster Zeit abschließen können.“

Zu den juristischen und psychologischen Folgen des Skandals sagte Pötsch: „Natürlich ist das belastend. Aber mir macht Mut, dass ich zum Beispiel in Betriebsversammlungen oder in vielen persönlichen Gesprächen immer wieder feststelle, dass durch die Krise ein Ruck durch die Mannschaft gegangen ist. Sie hat eine ,Jetzt-erst-recht-Haltung‘ entwickelt.“

Durch den Abgas-Betrug sei VW bisher ein Schaden von 25,5 Milliarden Euro entstanden, für die das Unternehmen Rückstellungen gebildet habe. Davon seien 17,5 Milliarden Euro bereits geflossen. Die aktuellen Absatzzahlen zeigten, dass es VW gelinge, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. „Dafür sind wir dankbar“, sagte Pötsch.

Im Zusammenhang mit dem Ausbau der E-Mobilität ging Pötsch auf die Probleme mit der Lade-Infrastruktur in Deutschland ein: „In jedem Fall braucht es hier deutlich mehr Tempo. Jetzt geht es darum, dass Bund, Länder und Kommunen in einer großen Gemeinschaftsanstrengung dafür sorgen, dass die Lade-Infrastruktur auch in der Fläche und für alltägliche Situationen in den Städten vorhanden ist.“

Aber auch die Autoindustrie werde ihren Beitrag zum Ausbau der E-Mobilität leisten. In diesem Zusammenhang verwies Pötsch auf die Beteiligung des VW-Konzerns an dem Unternehmen Ionity, an dem noch BMW, Daimler, Ford und Shell Anteile halten. Dabei geht es um den Bau von 400 Ladestationen für ein Hochleistungsladenetz an wichtigen Verkehrsachsen Europas bis Ende 2019. Pötsch: „Wir brauchen nach meiner festen Überzeugung einen Schulterschluss zwischen Industrie und Politik.“ Erforderlich sei die Kombination aus Infrastruktur, günstigem Strompreis und steuerlichen Anreizen für den Erwerb eines Elektro-Fahrzeugs.

Pötsch kündigte an, dass VW die Verbrennungsmotoren weiter optimieren werde und das Angebot an Gasantrieben ausweiten wolle. Zwar arbeite VW auch an der Brennstoffzelle, sie werde vorerst jedoch keine große Rolle spielen. Grund: Die erforderliche Wasserstoff-Infrastruktur sei nicht vorhanden.

Lesen Sie hier das Interview mit dem VW-Aufsichtsratschef:Pötsch: An der E-Mobilität führt kein Weg vorbei