Braunschweig. Im Oktober stieg die Zahl der Umweltprämien-Anträge für E-Autos bundesweit erstmals auf mehr als 4000. Die Niedersachsen sind noch zurückhaltend.

Das von der Autobranche geplante europaweite Ladenetz für Elektrofahrzeuge soll bis Ende des Jahres erste Gestalt annehmen. Bis dahin werde der Aufbau der ersten 20 von 400 geplanten Schnellladestationen an Autobahnen und anderen Hauptverkehrsachsen in Deutschland, Norwegen und Österreich beginnen, teilten die beteiligten Autobauer BMW, Daimler und Ford sowie VW mit den Töchtern Audi und Porsche mit.

2018 soll die Zahl auf über 100 steigen, bis 2020 sollen dann alle 400 Ladestationen stehen. Der Ausbau einer leistungsfähigen Ladeinfrastruktur gilt als Voraussetzung dafür, dass sich mehr Menschen für den Umstieg auf ein Elektroauto entscheiden. Erstmals waren im Oktober in einem Monat in Deutschland mehr als 4000 Umweltprämien für Elektroautos beantragt worden. Das berichtet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.

„Bei vielen Ladevorgängen zur gleichen Zeit könnten Störungen sich ins Stromnetz ausbreiten.“
„Bei vielen Ladevorgängen zur gleichen Zeit könnten Störungen sich ins Stromnetz ausbreiten.“ © Martin Kahmann, Physikalisch-Technische Bundesanstalt

In Niedersachsen ist das E-Auto dennoch ein Nischenprodukt. Hier wurden laut Bundesamt bis 31. Oktober 3331 Prämien genehmigt, davon 1706 für reine Batterieautos. Aus dem bundesweiten Fördertopf von 1,2 Milliarden Euro sind den Angaben zufolge rund 120 Millionen Euro und damit etwa zehn Prozent verbraucht.

Ein nun eigens für den Aufbau des Ladenetzes gegründete Unternehmen, an dem die vier Konzerne zu je einem Viertel beteiligt sind, firmiert unter dem Namen Ionity. Sitz ist München. Die Stationen sollen jeweils etwa 120 Kilometer voneinander entfernt liegen und stets über mehrere Ladesäulen verfügen. Der rasante Ausbau der Ladeinfrastruktur läuft indessen der behördlichen Regulierung teilweise davon. So habe ein großer Teil der rund 10 000 bereits installierten Säulen noch gar nicht das Zulassungsverfahren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig durchlaufen, sagt Martin Kahmann, Leiter des Fachbereichs Elektrische Energiemesstechnik an der PTB. Kahmann ist einer der Experten, die am Dienstagabend bei der Sendung „Logo – Wissenschaft aus Braunschweig“ von NDR Info über die, auch ökologischen, Vor- und Nachteile der E-Mobilität diskutieren werden.

Es gebe durchaus noch technische Probleme zu lösen, sagt Kahmann. So erzeugten Stromrichter, die den Wechselstrom aus dem Netz in Gleichstrom für die Batterieladung umwandeln, Störungen wie etwa sogenannte Oberschwingen. Bei einzelnen Ladesäulen sei das kein Problem, so Kahmann, aber: „Bei vielen Ladevorgängen zur gleichen Zeit könnten Störungen sich ins Stromnetz ausbreiten.“ Dass der Ausbau trotz allem derzeit stark politisch gefördert wird, hält der Elektrotechniker im Sinne der Elektromobilität aber für gerechtfertigt.