Berlin. Noch vor dem Ergebnis des SPD-Mitgliedervotums sind Namen für ein schwarz-rotes Kabinett durchgesickert: SPD-Chef Gabriel soll Superminister werden.

Die SPD hat ihre sechs Minister für die Große Koalition intern bereits benannt – obwohl sie erst heute bekanntgibt, ob die Parteibasis dem schwarz-roten Bündnis überhaupt zugestimmt hat. Auch in der Union stehen wichtige Minister schon fest.

Nach Informationen unserer Zeitung wird SPD-Chef Sigmar Gabriel wie erwartet Vizekanzler Energie- und Wirtschaftsminister, er ist in diesem „Superministerium“ vor allem für das Management der Energiewende zuständig. Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier wird wie schon bis 2009 Außenminister.

Weitere SPD-Entscheidungen: Der saarländische Wirtschaftsminister Heiko Maas führt das Justizressort, Generalsekretärin Andrea Nahles das Arbeits- und Sozialministerium, Parteivize Manuela Schwesig das Familienministerium.

Größte Überraschung: SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks soll Umweltministerin werden und den Anspruch der NRW-SPD auf einen bedeutsamen Ministerposten abdecken. Zuvor war Hendricks für das Entwicklungshilfe-Ressort gehandelt worden, das Umweltministerium galt als CDU-Domäne.

Über die Personalentscheidungen informierte Gabriel gestern Nachmittag intern die Kandidaten. Auf Unions-Seite hielt sich Kanzlerin Angela Merkel noch bedeckt, doch nach Informationen unserer Zeitung will sie Finanzminister Wolfgang Schäuble und Verteidigungsminister Thomas de Maizière auf ihren Posten belassen. Bildungsministerin Johanna Wanka soll zusätzlich für den Aufbau Ost zuständig werden. Der Chef des Bundeskanzleramts, Roland Pofalla (CDU), gibt dagegen nach Berichten mehrerer Medien sein Amt aus persönlichen Gründen auf. Die bisherige Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) soll nach Informationen von Bild.de neue Innenministerin werden. Damit würde sie den bisherigen CSU-Minister Hans-Peter Friedrich ersetzen.

Die Spitzen von CDU und CSU wollen am Sonntagabend über die Kabinettsposten beraten, der SPD-Vorstand am Sonntagvormittag. Wenige Stunden später soll der SPD-Fraktion auch schon der Kandidat für das Amt des Fraktionschefs in der Nachfolge von Steinmeier vorgestellt werden: Diese Position soll auf Drängen der Parteispitze der bisherige Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann übernehmen, der eigentlich Minister werden wollte. Offiziell wollen alle Seiten noch das Ergebnis des SPD-Mitgliederentscheids abwarten, das die Sozialdemokraten am Samstagnachmittag verkünden wollen.

Nicht nur die SPD-Führung rechnet fest mit Zustimmung: Auch 83 Prozent der Bundesbürger gehen laut ZDF-Politbarometer von einem positiven Votum aus, bei den SPD-Anhängern sogar 92 Prozent. Von den knapp 475 000 SPD-Mitgliedern beteiligten sich 70,2 Prozent an der Abstimmung, wie Generalsekretärin Andrea Nahles gestern mitteilte.

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