Berlin. In Polen waren zwei Russen mit Tausenden Anwerbe-Aufkleber unterwegs. Offenbar sollten sie für die Söldnertruppe Wagner rekrutieren.

Der polnische Geheimdienst hat zwei mutmaßliche russische Agenten festgenommen, die Anwerbe-Aufkleber für die Söldnertruppe Wagner verbreitet haben sollen. Die Männer wurden am Freitag vom polnischen Geheimdienst aufgegriffen, als sie Anwerbezettel an öffentlichen Plätzen anbrachten. Die Flugblätter trugen das markante Logo der Wagner-Gruppe und darunter auf Englisch den Aufruf: "Wir sind hier. Schließe dich an." Der darunter gedruckte QR-Code führte nach Polizeiangaben auf eine Rekrutierungs-Webseite der Söldnertruppe.

Die beiden russischen Staatsbürger hätten Ende der vergangenen Woche rund 300 Anwerbezettel in Krakau und Warschau an öffentlichen Plätzen angebracht, teilte der Sprecher des Koordinators der Geheimdienste, Stanislaw Zaryn, am Montag in einem Videoclip in sozialen Medien mit. Insgesamt hätten die zwei Männer mehr als 3000 Flyer mit Werbung für die Wagner-Gruppe bei sich gehabt. Das Material hätten sie in Moskau erhalten, für ihre Aktivitäten seien ihnen "bis zu 500.000 Rubel" (rund 4500 Euro) zugesagt worden.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Spionage für einen feindlichen Geheimdienst zum Schaden Polens sowie wegen Mitgliedschaft in einer internationalen Terrororganisation. Nach Angaben der Nachrichtenagentur PAP drohen den Männern bis zu zehn Jahre Haft.

Wagner-Söldner im benachbarten Belarus: Nervosität in Polen wächst

In Polen wächst die Nervosität, seitdem Truppen der Privatarmee von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin nach dem gescheiterten Aufstand gegen Moskau im benachbarten Belarus ihr Lager aufgeschlagen haben. Nach Angaben der Führung in Minsk sollen die Wagner-Kämpfer die belarussische Armee schulen.

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Experten warnen vor einer Eskalation der Spannungen zwischen Polen und Russland, da die Verbreitung der Wagner-Propaganda den Verdacht auf gezielte Provokationen verstärkt. Polnische Medien zeigten Bilder der Flyer, die an Wänden, Laternenpfosten und Mülleimern auftauchten und auf die Präsenz der Wagner-Gruppe hinwiesen. Die Verhaftungen der mutmaßlichen Agenten heizen die angespannte Situation in der Region weiter an. Angesichts der Lage hat Polen angekündigt, seine Truppenstärke an der Grenze zu Belarus zu erhöhen. (dpa/AFP/bef)

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