Moskau. Das Getreideabkommen ist ein seltener Verhandlungserfolg des Ukraine-Krieges. Deswegen droht eine erneute Verlängerung jetzt zu kippen.

Mitte Mai war die Erleichterung groß, als Russland der Verlängerung des Getreideabkommens für weitere zwei Monate zustimmte. Doch nach knapp einem Monat lässt der russische Außenminister Sergej Lawrow nun Zweifel laut werden. „Wenn das Paket von Istanbul nicht bis zum 17. Juli, wie vom UN-Generalsekretär initiiert, umgesetzt wird, dann kann von einer weiteren Verlängerung keine Rede sein“, sagte der russische Chefdiplomat am Mittwoch der Nachrichtenagentur Interfax zufolge auf einer Sitzung der Schwarzmeeranrainerstaaten. Das Getreideabkommen läuft am 18. Juli aus.

Das von der Türkei und der UN vermittelte Abkommen wurde im vergangenen Sommer geschlossen und mehrfach verlängert. Es beendete die mehrmonatige russische Seeblockade ukrainischer Schwarzmeerhäfen, die Moskau nach Beginn seines Angriffskriegs gegen den Nachbarstaat verhängt hatte.

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Ukraine-Krieg: Russland möchte Ammoniak exportieren

Jedoch stimmte Russland dem Deal nicht uneigennützig zu und forderte im Gegenzug die Lockerung der westlichen Sanktionen. Diese behinderten die Exporte von russischen Agar- und Düngemittelprodukten. Seit der Umsetzung beklagte Moskau mehrfach, dass diese Forderung nicht umgesetzt wurde. Lawrow kritisierte speziell, dass der Teil zur Wiederaufnahme des russischen Ammoniakexports nicht eingehalten wurde.

Ammoniak ist ein giftiges Gas, das zu Düngemitteln verarbeitet wird. Russland ist einer der größten Ammoniak-Produzenten und -Exporteure. Eine schon zu Sowjetzeiten gebaute Leitung von Togliatti an der Wolga in die südukrainische Hafenstadt Odessa wurde nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stillgelegt.

Russland hat in den vergangenen Monaten mehrfach darauf gedrungen, die Wiederinbetriebnahme der Leitung zum Teil des Abkommens zu machen. Zuletzt gab es Meldungen, dass die Pipeline im zwischen Russen und Ukrainern umkämpften Osten des Gebietes Charkiw beschädigt wurde. (fmg/dpa)

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt