Wolfsburg. Der VW-Konzern unterstützt Menschen bei der Integration – in Wolfsburg helfen dabei Mittelständler.

Elisie Kamikazi (26) stammt aus Ruanda, Majed Murad (21) aus Syrien, Sahel Yosofi (20) aus Afghanistan. Sie kamen als Flüchtlinge nach Deutschland, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Sie sind drei von mehr als 5000 geflüchteten Menschen, denen der VW-Konzern nach eigenen Angaben seit 2015 bei der Integration in Deutschland geholfen hat.

Die Art der Unterstützung fällt von Standort zu Standort unterschiedlich aus. Der Kern seien stets Begegnungen, Sprachunterricht, Bildungsangebote und Hilfe beim Einstieg ins Berufsleben, erläuterte Ariane Kilian, Leiterin der VW-Flüchtlingshilfe. In unserer Region gebe es Angebote an den VW-Standorten Wolfsburg und Braunschweig.

Frank Witter, VW-Finanzvorstand und Schirmherr der VW-Flüchtlingshilfe, sagte am Mittwoch in Wolfsburg, dass VW mit seiner Unterstützung bei der Integration der Tradition folge, sich um seine einzelnen Standorte zu kümmern. „Dabei ist soziales Engagement ein wichtiger Punkt. Das passt zu Volkswagen.“

Witter bezifferte die Kosten für diese Unterstützung auf einen siebenstelligen Betrag, ohne konkreter zu werden. Ohnehin sei das Geld nicht der Kern des Engagements. Vielmehr gehe es darum, Brücken zu bauen und voneinander zu lernen. Witter hob hervor, dass sich zahlreiche Mitarbeiter des Autobauers in ihrer Freizeit ehrenamtlich in die Flüchtlingsarbeit einbrächten. In Einzelfällen werden Mitarbeiter auch freigestellt, zum Teil engagierten sich Auszubildende für die Flüchtlingsarbeit.

Nach Angaben Kilians bildet der Konzern in eigenen Programmen 154 Geflüchtete seit 2016 aus. Hinzu kämen Geflüchtete, die ein übliches Bewerberverfahren durchlaufen hätten. Programm-Teilnehmer werden allerdings nicht automatisch und nicht überall in eine VW-Ausbildung übernommen. Das zeigt das Beispiel Wolfsburg. Am Stammsitz unterstützt VW das zehnmonatige „Projekt Ausbildungsperspektive für Geflüchtete“ – eine Art Berufsvorbereitungslehrgang.

Dabei arbeitet der Autobauer mit dem Verein Regionalverbund für Ausbildung zusammen, der von der Stadt Wolfsburg und den Kreisen Gifhorn und Helmstedt getragen und unter anderem von VW gefördert wird. Je Jahrgang können 10 bis 15 Geflüchtete teilnehmen, im vergangenen Herbst ist bereits der dritte Jahrgang gestartet.

Ralph Linde, Chef des VW-internen Bildungsträgers VW-Akademie, erläuterte, dass das Projekt aus mehreren Bausteinen bestehe. Einem zweimonatigen Sprachkurs folge eine achtwöchige Berufsvorbereitung bei VW. Dabei gehe es einerseits um technische und handwerkliche Aspekte, aber auch um Qualität sowie um Faktoren wie Pünktlichkeit. Im Anschluss absolvierten die Teilnehmer ein sechsmonatiges Praktikum in einem Unternehmen, das an dem Projekt teilnimmt.

Dabei handele es sich um kleine und mittelständische Betriebe, sagte Kristin Panse, Geschäftsführerin des Regionalverbunds für Ausbildung. Zunächst werde in Gesprächen geklärt, welchen Berufswunsch die Teilnehmer haben. Auf dieser Basis spreche der Regionalverbund dann gezielt Betriebe an – mit dem Ziel, dass diese die Praktikanten als Auszubildende übernehmen. Von den 22 Teilnehmern aus den ersten beiden Jahrgängen sei 20 eine Lehrstelle angeboten worden.

Zu den Partnerunternehmen zählen unter anderem das Autohaus Wolfsburg sowie der Wolfsburger Optiker Ehme de Riese. Das Autohaus hat im vergangenen Jahr den Afghanen Yosofi als Auszubildenden übernommen. Geschäftsführer Michael Roth zeigte sich beeindruckt, dass sich der junge Mann trotz aller Schwierigkeiten durchgesetzt habe – er will Lackierer werden. Roth sagte, dass sich das Unternehmen verpflichtet fühle zu helfen – zumal VW seine Produkte ja auch weltweit verkaufen wolle. „Und wir sehen uns als einen Teil von VW.“ Das Engagement ende nicht mit der Anstellung Yosofis. „Es ist unsere Aufgabe, ihn durch unseren Dschungel zu führen und ihn zu unterstützen“, sagte Roth. Dazu gehöre etwa ein Umzug vom aktuellen Wohnort Gifhorn nach Wolfsburg.

Optiker de Riese beschäftigt Kamikazi aus Ruanda als Auszubildende zur Optikerin und wird in diesem Jahr noch eine Praktikantin aufnehmen. „Frau Kamikazi bringt alles mit, was der Beruf erfordert“, sagte er. Offenheit, Freundlichkeit, Kommunikationsfähigkeit – diese Eigenschaften der Bewerberin hätten ihn überzeugt. Die Kunden hätten die junge Frau rasch in ihr Herz geschlossen. Sein Engagement begründete de Riese mit dem Wunsch zu helfen und seinem Anspruch, eigene Erfahrungen zu sammeln. „Nur dann kann ich mitreden.“

Den Sprung in das Berufsleben hat Murad aus Syrien noch vor sich. Er begann im vergangenen Herbst im jüngsten Jahrgang des Projekts. Murad strebt eine Ausbildung als Zahnarzthelfer an. Doch damit soll es nicht genug sein. „Ich will mich weiterbilden, studieren und Zahnarzt werden“, sagte er selbstbewusst.