Schönefeld. Als Bahnchef war Hartmut Mehdorn im Herbst 2006 beim ersten Spatenstich des Hauptstadtflughafens dabei. Bis vor wenigen Wochen vertrat er als Air-Berlin-Chef die Interessen des größten Berliner Flughafenkunden.

Jetzt schließt sich der Kreis: Mehdorn übernimmt an diesem Montag den Vorsitz der Flughafen-Geschäftsführung. Wenn alles doch noch klappen sollte, wird er als Hausherr die ersten Fluggäste begrüßen und auf die Reise schicken.

Ob das noch drei Jahre dauern wird? So lange läuft zumindest der Dienstvertrag des 70-Jährigen. «Ich kann auch nicht zaubern», versuchte Mehdorn gleich am Freitag übergroße Erwartungen zu dämpfen, kurz nachdem der Aufsichtsrat ihn zum Flughafenchef berufen hatte. Chefkontrolleur Matthias Platzeck (SPD), der Ministerpräsident von Brandenburg, wollte abermals nicht sagen, wann der Airport endlich an den Start gehen kann. Vor Herbst 2014 wird es nichts werden, soviel war schon vorher bekannt.

Eigentlich sollte der neue Flughafen Berlin Brandenburg als Ersatz für Tegel, Schönefeld und Tempelhof im Oktober 2011 öffnen. Wegen schwerer Fehler bei Planung und Bau wurde der Starttermin viermal abgesagt. Im günstigen Fall wird jetzt mit einer Eröffnung im Herbst 2014 gerechnet. Dafür müsste allerdings die komplexe Brandschutzanlage funktionieren.

«Ich tu' mir hier nichts an», sagte Mehdorn auf die Frage, warum er den schwierigen Posten übernehme. «Das ist eine sehr ernste Situation. Das ist ja hier kein Puppenspiel, was wir hier veranstalten.» Es gebe nur ein Ziel: den Flughafen fertigzustellen.

Gewohnt selbstbewusst und auch sichtlich gut gelaunt stellte sich der leicht gebräunte Mehdorn bei seinem überraschenden Comeback in Schönefeld den Fragen. Als Notnagel nach der Absage mehrerer Kandidaten für die Geschäftsführung sieht sich der umstrittene Topmanager gewiss nicht. Schließlich habe er «eine gewisse Erfahrung» im Umgang mit komplexen Strukturen. «Ich denke, dass ich hier einen Beitrag leisten kann.»

Er wolle die Mannschaft auf der Flughafenbaustelle «revitalisieren», ihr neues Selbstbewusstsein geben, das nach viel öffentlicher Kritik an dem Projekt gering ist. In der Tat ist die Großbaustelle zu einer Lachnummer der Nation geworden. Spott ergießt sich im Netz auch über die Neuberufung. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin twitterte mit Anspielung auf das Großprojekt Stuttgart 21, das in die Vorstandsjahre von Mehdorn als Bahn-Chef fiel: «Der 8. März als 1. April, Hartmut Mehdorn wird BER-Chef. Von S21 zu BER - da wächst zusammen was zusammen gehört.»

Platzeck will bei seiner Suche nach einem Nachfolger schon seit einigen Tagen mit Mehdorn in Kontakt gestanden haben. «Seit Dienstag, Mittwoch sind wir uns einig gewesen», sagte Platzeck, auch über die Vergütung, deren Höhe er aber nicht nennt. Anders als bei den Querelen rund um den Kandidaten Wilhelm Bender, den früheren Frankfurter Flughafenchef, sei diesmal niemand überrumpelt worden, auch nicht die beiden Länder vom Bund.

Dessen Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba drückte ebenso wie Berlins Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) seine Freude über die Verpflichtung Mehdorns aus. Wowereit hatte mit Bahnchef Mehdorn manchen Strauß ausgefochten, als es etwa um die Schließung des Flughafens Tempelhof oder den Standort der Bahn-Logistikzentrale ging.

Mit der Berufung Mehdorns ist die neue Führungsmannschaft des Flughafens eigentlich noch nicht komplett. Es blieb aber offen, ob tatsächlich wie geplant noch ein Finanzexperte in die Geschäftsführung berufen wird. Man müsse mal sehen, «wen wir brauchen, wer da ist», sagte Mehdorn. «Ich habe da freie Hand.»

Dass er es nicht allen recht machen wird, zeigte Mehdorn schon mit seiner Meinung zu den Nachtflügen am neuen Flughafen. Der Hauptstadtflughafen müsse internationalen Standards entsprechen, das heißt möglichst lange offen sein. Er sei kein Freund zusätzlicher Einschränkungen, wie sie zurzeit von Anwohnern und in einem vom Brandenburger Landtag akzeptierten Volksbegehren gefordert werden. Damit geht der neue starke Mann am Flughafen schon vor seinem Arbeitstag in einer wichtigen Frage auf Konfrontationskurs mit dem Aufsichtsratschef.

Der bisherige Hoffnungsträger Horst Amann, seit August Technikchef des Flughafens, ist nun nur noch der zweite Mann. Schon bei Mehdorns Vorstellung saß er ganz am Rande des Podiums, keine Frage richtete sich an ihn. Später gab er zu Protokoll, dass er mit Mehdorn sicherlich vernünftig zusammenarbeiten werde: «Mehdorn ist ein Mann klarer Worte, ich auch.» (dpa)

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