Braunschweig. Nora war auf einem Lehrgang bei der Bundeswehr, als ihr Leben auf den Kopf gestellt wurde: KO-Tropfen, Vergewaltigung, Schwangerschaftsabbruch.

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KO-Tropfen, Vergewaltigung, Schwangerschaftsabbruch: Worte, die triggern. Worte, die Noras Geschichte ganz gut beschreiben. Sie ist Soldatin – seit nunmehr als 15 Jahren. Im Podcast „Deine Lieblingsmenschen“ erzählt sie, wie sich plötzlich ihr Leben bei der Bundeswehr veränderte, warum ihr ein Kollege ihr erstes Baby nahm und wie sie heute damit umgeht.

2016 war Nora auf einem Lehrgang bei der Bundeswehr. Gemeinsam mit zwei Kollegen wollte sie den Abend – das Dresdner-Nachtleben, wie sie es nennt – in einer Bar genießen. „Ich habe mich immer sehr sicher gefühlt“, erinnert sie sich. Sicherer als teilweise bei ihren eigenen Freundinnen und Freunden. Schließlich gibt es das Soldaten-Gesetz, das die Pflicht zur Kameradschaft beinhaltet, erklärt sie.

Erinnerungsblitze: Bundeswehr-Soldatin kann sich kaum an die Vergewaltigung erinnern

Sie kann sich nur noch bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erinnern. Dann ist das Gedächtnis wie ausgelöscht. 6 Stunden fehlen ihr. Erinnerungsblitze spielen ihr zwischendurch immer mal wieder Ausschnitte vom Abend vor. Es waren vermutlich KO-Tropfen, die Nora außer Gefecht gesetzt haben. Eine Situation – Hilflosigkeit – die ein damaliger Kollege ausnutzte.

„Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, habe ich gemerkt, dass etwas seltsam ist. Ich war noch wie in so einem Nebel und habe das alles noch nicht so wahrgenommen“, erinnert sich Nora. Erst Nachmittags wurde ihr die ganze Situation klarer. „Dann bin ich zusammengebrochen.“

Mit Hilfe einer Freundin ist Nora schließlich zur Polizei gegangen, sie wurde untersucht und befragt. Die Beweislage machte deutlich: Nora wurde vergewaltigt. „Der Täter hat kein Kondom verwendet, ich habe zu dem Zeitpunkt nicht verhütet“, erzählt Nora. „Bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung hat man Spermaspuren gefunden. Der schlimmste Beweis für mich ist aber, dass ich schwanger wurde bei dem Übergriff. Ich habe das Kind abgetrieben.“

Nora möchte kein Opfer sein und klärt auf

Untersuchungen, Gerichtsverhandlungen, Befragungen und der subtile Vorwurf, sie hätte sicherlich ihren Teil zum Geschehen beigetragen, später, sieht sie ihre Aufgabe darin, offen über diese Tat zu sprechen. „Ich möchte weg von dem hilflosen Opfer auf dem Bett, was nichts tun konnte und hin in den Aktionismus. Ich möchte die Kontrolle wiederbekommen und selbst entscheiden, wie ich mit mir, meinem Schicksal und meiner Geschichte umgehe.“

Im Podcast nimmt sie die Hörerinnen und Hörer mit auf ihre Reise und spricht offen über die Unterschiede zwischen körperlicher und emotionaler Nähe, erklärt, warum sie sich nach der Tat schuldig fühlte und spricht über ihre Zwillinge.