Vechelde. Wilhelmine Conrad sucht in Vallstedt einen Nachfolger. Das Kneipensterben gibt es aber in der Gemeinde: Der Kneipe in Vechelade droht das Aus.

Auf Wilhelmine Conrad ist Verlass: Auch unangemeldet kann der Gast bei ihr in „Minnis Bierquelle“ an der Vallstedter Ortsdurchfahrt (fast) zu jeder Zeit vorbeischauen. Denn ihre Dorfkneipe hat „Minni“, wie sie hier im Ort liebevoll genannt wird, „täglich von 9 bis 23 oder 24 Uhr“ geöffnet. „Minnis Bierquelle“ ist wirklich etwas ganz Besonderes in der heutigen Zeit. Denn das Kneipensterben ist bundesweiter Trend und hat auch im Landkreis Peine längst um sich gegriffen – nicht nur in der Stadt Peine, sondern auch in Landgemeinden wie Vechelde.

Im November des vergangenen Jahres ist Heinz Voges gestorben: „Pico“ ist über Jahrzehnte Wirt der Kultkneipe „Zur guten Quelle“ in Vechelade gewesen – mit seinem Tod droht der „Guten Quelle“ das Aus. Eine Nachfrage beim Vechelder Bürgermeister Ralf Werner bestätigt: Außer „Minnis Bierquelle“ und „Zur guten Quelle“ gibt es gemeindeweit momentan nur noch eine dieser klassischen Dorfkneipen: „Zum Schwalbenwirt“ in Wierthe; je nach Sichtweise kommt allenfalls noch die Gaststätte „Geldmacher“ in Vechelde dazu.

Zurück in „Minnis Bierquelle“. An einer Stelle der mit vielen kneipentypischen Accessoires behängten Wände ist ein Datum zu lesen: 5. Dezember 1996 – seitdem betreibt Wilhelmine Conrad diese Kneipe, die zuvor ein Kiosk gewesen ist. Was ist ist Erfolgsrezept? „Ich mache mit der ,Bierquelle’ weiter: Es macht mir Spaß“, ist so ein Satz aus ihrem Mund, der ein Erfolgsrezept andeutet: Diese unglaublichen Öffnungszeiten – im Prinzip hat die Kneipe ja ständig geöffnet – scheinen Wilhelmine Conrad, die in diesem Jahr 70 wird, gar nichts auszumachen. Wo gibt es das heute noch?

In dem Moment sind zwei Kunden in „Minnis Bierquelle“: zwei ältere Männer, die ihre Getränke einnehmen, aber bitte nicht mit Namen/Bild in der Zeitung erscheinen wollen. Einer von ihnen stammt aus Alvesse (Gemeinde Vechelde) und wohnt dort in der ehemaligen Kneipe – als er das Gebäude gekauft habe, sei die Gaststätte aber schon lange geschlossen gewesen. „Die Theke ist allerdings noch drin gewesen“, erzählt er. Aber auch das ist ein Trend, der im Landkreis Peine auffällig ist: Gaststätten werden zu Wohnungen umgebaut. Am Tisch erhält der Hund des zweiten Gastes aus Vechelde gerade Wasser von Minni – kostenlos. „Nicht nur Dein Herrchen kriegt etwas zu trinken – Du auch“, sagt sie schmunzelnd – so einen Service wünscht man sich.

Um dann wieder Ernst zu werden: Ein paar Stammgäste, die vorher bei „Pico“ waren, kommen nun zu Minni. „Aber so viele sind es auch wieder nicht“, ergänzt sie. Bei den Menschen ist es heute offenbar einfach nicht mehr so angesagt, in die Kneipe zu gehen. „Unsere Essenslieferungen außer Haus erhalten uns am Leben“, weiß Ehemann Bernd Conrad. Und dann kommt noch ein Satz, der die Vallstedter aufhorchen lassen sollte: „Wir suchen einen Nachfolger für ,Minnis Bierquelle’.“ Interessierte könnten sich bei ihr melden. Auch Heinz Voges („Pico“) hat für „Zur guten Quelle“ bereits zu Lebzeiten einen Nachfolger gesucht – erfolglos.

In Denstorf ist der jahrhundertalte Dorfkrug im vergangenen Jahr abgerissen worden: Dort sowie nebenan (ehemalige Schlachterei/Wohnhaus) werden insgesamt drei Mehrfamilienhäuser gebaut. Der Denstorfer Karneval, der früher im Dorfkrug über die Bühne gegangen ist, fällt in diesem Jahr aus. Der Carneval-Club Denstorf wird aber bestehen bleiben, und ab dem nächsten Jahr soll es auch wieder Karneval geben. Im Februar in der Ortsratssitzung soll es dazu Informationen geben.