Vechelde. Dorothea Schulz und Margrit Basse von der Werbegemeinschaft Vechelde haben diese Veranstaltung 1984 aus der Taufe gehoben.

Die Zeit vergeht wie im Fluge – knapp zwei Stunden dauert das Gespräch, und es hätte noch viel mehr zu besprechen gegeben. Die Namen von Geschäften an der Hildesheimer Straße in Vechelde gehen hin aus her zwischen Dorothea Schulz und Margrit Basse – Geschäfte, die längst Geschichte, aber irgendwie unvergessen sind. Dann kommt auch die Erinnerung an den Slogan „Vielfalt. Vorteil. Vechelde“ wieder auf – die drei großen „V“ der Werbegemeinschaft Vechelde.

Blick zurück ins Jahr 1984: Damals ist die Werbegemeinschaft entstanden durch die drei Initiatorinnen Dorothea Schulz, Margrit Basse und Elfi Pollock. Yvonne Brandes, die dem Verein aktuell vorsteht, ist also keineswegs die erste Vorsitzende der Werbegemeinschaft. „Vor 35 Jahren sind wir als Werbegemeinschaft allerdings noch kein Verein gewesen“, erinnert sich Dorothea Schulz, die in Groß Gleidingen wohnt. Vielmehr sei es ein Zusammenschluss von Geschäftsleuten mit Läden an der Hildesheimer Straße, Taubenstraße und am Dornberg in Vechelde gewesen. Bei der ersten Versammlung im Sportheim von Arminia Vechelde hätten die Sitzplätze nicht ausgereicht, so voll sei es gewesen. Nein, mit einer solchen riesigen Resonanz habe sie nicht gerechnet, sagt Dorothea Schulz, die bis zum Jahr 2002 an der Hildesheimer Straße ein Elektro-Geschäft geführt hat (heute Fahrschule).

Dorothea Schulz, Margrit Basse und Elfi Pollock – sie sind gewissermaßen die „Mütter“ des Straßenfestes, das bis heute alljährlich in Vechelde stattfindet und am Samstag wieder Tausende Besucher angelockt hat. „Überall gab es damals bereits Weihnachtsveranstaltungen“, blickt Dorothea Schulz ins Jahr 1984: „Deshalb wollten wir auch etwas anbieten, bei dem die Geschäftsleute in Vechelde ihre Angebote präsentieren konnten.“ Viele Jahre hat das Straßenfest noch quasi auf ganzer Länge der Hildesheimer Straße stattgefunden. „Praktisch alle Geschäfte haben mitgemacht, hatten geöffnet an dem Samstag und haben Aktionen bei sich angeboten wie Lesungen“, berichten Dorothea Schulz und Margrit Basse: „Jeder hat das gezeigt, was er in seinem Geschäft hatte.“ Mit dem Aufkleber „Wir sind dabei“ haben die Läden – von außen sichtbar – ihre Teilnahme am Straßenfest bekundet.

Vier Weihnachtsmänner, die die Hildesheimer Straße rauf und runter gehen und Süßes an Kinder verteilen, Pantomime, Tänzerin, Karussell, ein Weihnachtsbaum vor jedem Geschäft: So hat es lange ausgesehen beim Straßenfest, mit dem „wir völliges Neuland betreten haben“, erzählt Dorothea Schulz: „Wir mussten uns alles anarbeiten.“ Vereine haben ebenfalls mitgezogen und sich am Straßenfest beteiligt. Heute unvorstellbar: Lange Zeit war die Hildesheimer Straße – bevor 2009 die Umgehungsstraße eingeweiht worden ist – als Bundesstraße 1 eine enorm befahrene Ortsdurchfahrt, dennoch ist sie beim Straßenfest nicht abgesperrt worden für den Autoverkehr. Mit Schildern „Achtung Straßenfest“ seien die Autofahrer aufmerksam gemacht worden. „Und sie sind dann auch vorsichtig gefahren", freut sich Dorothea Schulz – ein Unfall sei nie passiert. „Ich bin aber jedes Mal froh gewesen, wenn das Straßenfest unfallfrei über die Bühne gegangen ist“, räumt die Groß Gleidingerin ein.

Doch die Zeiten ändern sich – auch beim Vechelder Straßenfest. Heute bezieht sich das Straßenfest nicht mehr auf die gesamte „Hildesheimer“, abgesperrt ist nur ein Abschnitt: Es gibt mehr Buden, eine Aktionsbühne mit Programm, und „Security haben wir früher auch nicht gebraucht“, setzt Margrit Basse hinzu – die Vechelderin hat bis zum Jahr 2008 ein Blumengeschäft an der Hildesheimer Straße betrieben. Elfi Pollock hatte eine Polsterei an der Hildesheimer Straße nahe der heutigen TAS-Tankstelle. Nicht schlecht: „Auf unserem Konzept für das Straßenfest konnte die Werbegemeinschaft später aufbauen“, sagen Dorothea Schulz und Margrit Basse nicht ohne Stolz. Später ist aus der Werbegemeinschaft ein gemeinnütziger Verein geworden mit Karl Basse als Vorsitzendem.

Zur heutigen Situation in Vechelde sagen die beiden Frauen: „Die Umgehungsstraße ist ein Segen für uns, und die PKW-Untertunnelung unter der Hildesheimer Straße ist lebensnotwendig nicht nur für die Geschäfte.“ Die Hildesheimer Straße mit offenbar aktuell nur einem Leerstand scheint nach wie vor eine attraktive Geschäftsstraße zu sein, auch wenn Margrit Basse meint: „Im Einzelhandel ist es früher nur aufwärts gegangen.“ Diese „guten Zeiten“ seien nicht zuletzt wegen der Konkurrenz Online-Shopping heute vorbei. Doch das Straßenfest, es bleibt – nächstes Jahr folgt die nächste Auflage.

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