Sonnenberg. Der 19-Jährige hat einen kurzen Weg vom Abiturienten in Vechelde zum Englisch-Aushilfslehrer in Afrika hinter sich.

Abitur geschafft! Und jetzt nichts wie raus. Weit weg, am besten ins Ausland. Gedanken, die auch Adrian Breiding durch den Kopf schwirrten, nachdem er im Frühjahr 2018 sein Abi am Vechelder Julius-Spiegelberg-Gymnasium in der Tasche hatte. Einen Anstoß, wohin es für den 19-jährigen Sonnenberger gehen könnte, gab Harald Welge, für Breilings Heimatort zuständiger Gemeindepastor.

Die Stiftung der Braunschweigischen Landeskirche suchte Schüler, die Partnerkirchen besuchen wollten. Etwa in Brasilien, Indien, England, Tansania, Japan oder in Namibia. Das war im Juli 2018. „Harald Welge regte an, dass ich mich für ein Stipendium der Stiftung bewerben sollte“, erinnerte sich der 19-Jährige. Ein reizvoller Gedanke für den jungen Mann, der ohnehin das Ferne suchte. Kurzerhand meldete Breiding sein Interesse an, erhielt den Zuschlag und reiste im Oktober 2018 für zehn Monate als Stipendiat der Stiftung Ökumenisches Lernen in den Norden Namibias, nahe der Grenze zu Angola.

Inzwischen ist Adrian Breiding zurück aus der über 8000 Kilometer von Deutschland entfernten südwestafrikanischen Republik. Von dem, was er als Aushilfslehrer für Englisch und Sport an der 640 Schüler großen Okanghudi Secondary School nahe des Grenzörtchens Ondobe erlebte, erzählte der 19-Jährige am Dienstagabend in seinem Vortrag in der St.-Nicolai-Kirche in Sonnenberg.

Nach der Landung in Namibias Hauptstadt Windhuk ging es für Breiding im Oktober 2018 zunächst 700 Kilometer im Bus Richtung Norden. Sein Ziel, die Okanghudi Secondary School, liegt „mitten im Busch“, so Breiding. Bis zu 45 Grad Außentemperatur herrschten zeitweise. Die Schule, bestehend aus gemauerten Gebäuden und Wellblechhütten, war die einzige in der landschaftlich kargen Region. „Einige Schüler mussten täglich zu Fuß zehn bis 15 Kilometer Schulweg zurücklegen“, so Breiding, der Achtklässlern Englisch beibrachte. Eine Sprache, deren Nutzen die Kinder und Jugendlichen für ihren Alltag indes als eher unbedeutend empfanden. „Für sie ist ihre Stammessprache Oshiwambo wichtiger.“ Einige Achtklässler waren gar älter als Adrian Breiding. Der Grund: Mädchen wurden früh schwanger, Jungen mitunter später eingeschult.

Der Sonnenberger half einer namibischen Lehrerin auch, Abschlussarbeiten zu korrigieren. Stapelweise seien die auf seinem Tisch gelandet. Breiding korrigierte im Freuen, denn „in den Gebäuden hätte man es vor Hitze nicht ausgehalten“.Breiding trieb Sport mit den Schülern – und lernte das Improvisieren. „Wir haben Plastiktüten mit Sand gefüllt und zu Bällen gemacht. Die hielten ungefähr eine Stunde“, erzählte er. Gelaufen oder Fußball gespielt wurde auf Sand. Breiding lernte heimische Sitten, zum Beispiel beim Essen. Er passte sich an, aß Würmer, Raupen und Zikaden. Der Sonnenberger prägte sich einige Brocken Oshiwambo ein. „Die reichten, um den Kindern beim Sport zu sagen, was sie tun sollen.“Zurück in Deutschland hat Adrian Breiding längst wieder eine Mischung aus Reisefieber und Fernweh gepackt. Er macht sich demnächst wieder auf den Weg. Das Ziel: Australien. Sieben Monate reist er quer über den Kontinent. „Aber irgendwann kehre ich nach Afrika zurück.“