Vechelde. Bei dem Projekt „Du Flasche – Leitungswasser statt Einweg“ haben die Oberstufenschüler personalisierte Edelstahlflasche verkauft.

„Du Flasche!“ – was normalerweise nicht gerade als Kompliment gemeint ist, hat die Vechelder Gymnasiasten zum Erfolg geführt: Denn erneut hat dieses Gymnasium den Titel „Umweltschule in Europa/Internationale Nachhaltigkeitsschule“ erhalten; ausgezeichnet hat das Land diesmal das Projekt „Du Flasche – Leitungswasser statt Einweg“ des „Klimaretter-Oberstufenteams“.

Alle Schüler des Gymnasiums waren bei dem Projekt mit diesem provokativen Titel eingeladen, eine personalisierte Edelstahlflasche für wenig Geld zu erwerben. „Zunächst hat die PSD-Bank unsere Projektidee mit einem Preisgeld gewürdigt“, schildert der Elftklässler Finn-Malte Sieverding. Kurze Zeit später konnten die Oberstufenschüler das Vorhaben anschieben: Zunächst mussten aber geeignete Edelstahlflaschen gefunden werden. „Das ist gar nicht einfach gewesen“, erinnert sich der Schüler Finn Senft.

Nach mehr als drei Monaten intensiver Suche konnten die Vechelder sie aber ausfindig machen: Das Unternehmen „Steuber“ aus dem bayerischen Großkarolinenfeld war sofort vom Projekt begeistert und bot der Schule hochwertige Edelstahlflaschen zum günstigen Preis an. Die Firma „Düwel“ aus Braunschweig hat es dann möglich gemacht, jede einzelne Flasche mit moderner Lasertechnik zu personalisieren. „Die Flaschen-Aktion ist bei den Schülern und auch Lehrern richtig gut angekommen“, stellt Jamie Osuch von den „Klimarettern“ erfreut fest.

Das Vechelder Julius-Spiegelberg-Gymnasium (JSG) als Umweltschule zu etablieren, hat bereits 2012 mit der Idee begonnen, einen Schulwald in Wierthe zu pflanzen: „Heute sind die auf mehr als zwei Hektar gepflanzten Baumsetzlinge bereits bis zu sechs Meter hoch herangewachsen“, beschreibt Michael Aepkers, Politik-/Wirtschaftslehrer am Gymnasium: „Entstanden ist inzwischen ein junger Mischwald.“ Dort tauchen die Achtklässler an ihren Umwelttagen in die Welt des Naturerforschens und -erlebens ein: Sie bestimmen Baumarten und Insekten und beziehen eigene Messergebnisse in ihre Beobachtungen mit ein.

Daneben erfahren die Schüler in der schuleigenen Werkstatt auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik in Wierthe, wie aus Müll eigenhändig mit Nähmaschinen „neue“ Dinge gefertigt werden können. „Die Arbeit an der Nähmaschine ist für manchen Jugendlichen eine ganz neue und interessante Erfahrung“, ist die Kunstlehrerin Anna Petermann überzeugt. In der Werkstatt werden auch solarbetriebene Werkstücke nach Plan zusammengelötet. „Keine leichte Aufgabe, gerade am Gymnasium kommt diese Arbeit leider immer noch viel zu kurz“, meint der Physiklehrer Uwe Feyerabend.

Michael Aepkers merkt kritisch an: „Die Schüler- und Lehrerschaft des JSG sind sich bewusst, dass wir noch lange keine Umweltschule sind – dafür gibt es noch genug zu tun.“ So nehme mit der Digitalisierung der Papierverbrauch zwar ab, aber durch die Einführung von Tablets steige der Energieverbrauch vor allem durch das Streaming. „Ein neuer Konflikt, aber zugleich auch eine Zukunftsaufgabe“, weiß der Lehrer Sebastian Preis. Derzeit plant das Gymnasium die Einrichtung einer Ladeinfrastruktur in Schulnähe. Aepkers, verantwortlich für umweltbezogene Fragen am JSG, ist optimistisch: „Derzeit läuft die vierte Ausschreibung des Bundesamts für Verwaltungsdienstleistungen für den Aufbau von Lade-Infrastruktur. Wenn Politik und Verwaltung mitmachen, dann hat Elektromobilität auch bei uns eine Chance.“