Sonnenberg. Nadja und Martin Richter holen biologisch hergestellte Schokolade mit dem Rad aus Amsterdam ab und bringen sie nach Braunschweig – emissionsfrei.

Fahrräder spielen im Leben von Nadja und Martin Richter eine wichtige Rolle: je zwei herkömmliche Räder und Hallenräder (für Radball), dazu jeweils ein Lastenfahrrad und Klapprad – mit all dem ist das Ehepaar aus Sonnenberg ausgestattet. Nebenbei: Nadja und Martin Richter mögen auch Schokolade. Aus all dem ergibt sich, dass sich das junge Paar gerade auf der Schokofahrt nach Amsterdam befindet.

Doch nicht nur das: Nadja und Martin Richter lieben auch unser Klima und wollen es schützen, und sie mögen fairen Welthandel. Da kommt viel zusammen, das es nun aufzudröseln gilt. Wobei die beiden Sonnenberger schon einmal vorab versichern: „Niemand sollte ein schlechtes Gewissen haben, weil er Schokolade isst.“ Die Schokoladenfahrt diene aber dazu, sich „bewusst zu machen, dass es in diesem Zusammenhang auch klimafreundlichere Möglichkeiten gibt“.

Fangen wir also mit dieser Süßigkeit an: Aus Übersee, wo der Kakao angebaut wird, wird dieses für die Schokolade so wichtige Lebensmittel normalerweise mit Frachtern/Flugzeugen zur Produktion nach Europa gebracht – zu Lasten der Umwelt. Es geht jedoch auch anders: Der niederländische Schokoladenhersteller „Chocolate Makers“ mit Sitz in Amsterdam erhält den Kakao nach eigener Aussage aus der Dominikanischen Republik, aus Peru und dem Kongo – und zwar auf Frachtseglern, die „ihren eigenen Solarstrom produzieren, also emissionsfrei unterwegs sind“, versichert Martin Richter. Zudem hebt der niederländische Schokoladenhersteller hervor, seinen „biologischen Kakao direkt bei Bauern aus diesen drei Ländern zu einem guten und fairen Preis zu kaufen". Allerdings sind diese Schokoladentafeln dann in den Geschäften in Deutschland auch teurer als andere.

Mit der bundesweiten Schokoladenfahrt wollen die Richters und ihre Mitstreiter zudem beweisen: „Auch der Weg von den ,Chocolate Makers’ in Amsterdam zu den Läden etwa in der Bundesrepublik – also zu den Verbrauchern – kann emissionsfrei erfolgen.“ Ihre Idee: mit Lastenrädern – ihrem eigenen und einem geliehenen – die Schokolade in Amsterdam abholen und nach Braunschweig bringen.

Also haben sich Nadja und Martin Richter mit ihren beiden Rädern im Zug ab Vechelde auf den Weg gemacht: Ursprünglich ist der Plan gewesen, mit der Bahn bis kurz hinter die niederländische Grenze zu gelangen und dann mit den Lastenrädern weiter nach Amsterdam. Doch in Rheine ist der Zug „brechend voll“ gewesen; zudem sei „die Tür zu den letzten freien Fahrradstellplätzen in der Bahn defekt gewesen“ – so schildert es Martin Richter (29), der in Braunschweig in einem Steuerbüro arbeitet. Also hat sich das Ehepaar bereits in Rheine auf die Lastenfahrräder geschwungen: Weiter ging es über Apeldoorn nach Amersfoort (beides Niederlande), wo sie eine größere Radfahrergruppe getroffen haben, um von dort gemeinsam weiter nach Amsterdam zu radeln.

Von der niederländischen Hauptstadt geht es für die Sonnenberger zurück nach Braunschweig – und zwar die beiden Lastenräder voll gepackt mit Schokolade. Jeweils gut 80 Kilo, sagen sie, könnten sie transportieren – darunter sind aber beispielsweise auch Bekleidungsstücke (Regenschutz). Am Samstag, 12. Oktober, soll um 10 Uhr auf dem Platz der Deutschen Einheit in Braunschweig die Übergabe erfolgen an den Abnehmer aus Magdeburg. Die Aktion „Strampeln für ein besseres Klima“ wäre dann für die Richters beendet – und zur Belohnung könnten sie sich guten Gewissens auch diese Schokolade gönnen.

Allerdings: In der Region Braunschweig gibt es noch keine wirkliche Bereitschaft von Geschäften, die süßen Produkte der „Chocolate Makers“ aufzukaufen und an den Mann zu bringen. „Wir haben Kontakt zu einigen Läden gehabt, es hat aber nicht geklappt“, bedauert Martin Richter. Auch mit der Fridays-for-Future-Bewegung habe er gesprochen – übereingekommen sind sie aber nicht, weil eines der beiden Lastenfahrräder der Richters ein Elektro-Bike ist. „Wir sehen uns nicht als Klima-Aktivisten“, betonen Nadja und Martin Richte: „Aber wir hinterfragen unsere Lebensgewohnheiten.“ So hätten sie ihren Fleischkonsum „deutlich reduziert“. Und so erledigt Nadja Richter (27), die als Qualitätsingenieurin tätig ist, ihre Wocheneinkäufe im Vechelder Einkaufszentrum mit dem Lastenrad.

Martin Richter wiederum fährt mit dem Rad zur Arbeit nach Braunschweig: „Dann habe ich keinen Stress im Stau, bin aber in etwa zur gleichen Zeit bei der Arbeit wie mit dem Auto“, hat er herausgefunden. Seine Kritik: „Von Sonnenberg aus gibt es keinen Radweg an den Straßen.“ Den diskutierten Radschnellweg an der Bundesstraße 1 von Vechelde nach Braunschweig hält er für sinnvoll: „Der jetzige Radweg ist zu schmal – mit zwei Lastenrädern kann man dort nicht nebeneinander fahren.“

Von ihrer Tour berichten Nadja und Martin Richter regelmäßig in den Peiner Nachrichten.