Vechelde. Olaf Marotz begrüßt den Zuzug von Neubürgern und sieht das als eine Chance für die Vereine. Jedoch wünscht er sich eines Bio-Supermarkt im Ort.

Zwei Nachbarortschaften, die in dieser Frage aber Welten trennen: Während aus Wahle immer wieder Skepsis bis Ablehnung wegen der dortigen Neubaugebiete zu hören ist, sieht Ortsbürgermeister Olaf Marotz die neuen Wohngebiete in Vechelde als Gewinn.

Mit einem klaren „Nein“ beantwortet Marotz dann auch die Frage, ob ihm angesichts des Zuzugs von Neubürgern in Vechelde Ablehnung zu Ohren gekommen sei. Möglicherweise liegt das auch daran, dass die Ortschaft Vechelde (knapp 6100 Einwohner) deutlich größer ist als Wahle (rund 1530 Einwohner).

Jedenfalls sieht der „Bauflächenentwicklungsplan 2030“, den die Gemeindeverwaltung zusammen mit ihrem Braunschweiger Planungsbüro erarbeitet hat, für den Ort Vechelde die Möglichkeit – und den Bedarf – von zwei weiteren Neubaugebieten vor, und zwar in folgenden Bereichen:

• Westrand (südlich Hildesheimer Straße/Brackestraße, also westlich Am Windmühlenberg).

• Südrand (südlich Modersohn-Becker-Ring/Bert-Fricke-Weg).

„Solange die Nachfrage nach Wohnbauplätzen in der Gemeinde so groß ist wie jetzt, sollten wir auch in einem qualitätvollen und verträglichen Rahmen Grundstücke ausweisen“, ist Marotz mit Blick auf die millionenschweren Einnahme für die Gemeindekasse überzeugt. Dabei schließt er ausdrücklich auch die Ortschaften Vechelde und Wahle ein – gerade diese beiden Orte seien aufgrund ihrer „guten Lage nahe Braunschweig“ sehr begehrt bei Bauherren.

Vechelde und Wahle bilden ein Grundzentrum, in dem der Regionalverband Großraum Braunschweig unbegrenztes Wachstum zulässt: Im „Bauflächenentwicklungsplan 2030“ sieht die Rathausverwaltung in den beiden Ortschaften einen Bedarf von insgesamt 269 Wohneinheiten in den nächsten elf Jahren vor – das aktuelle Baugebiet „In den Kühläckern“ am Ostrand von Wahle mit 130 Bauplätzen ist da noch gar nicht eingerechnet. Den Bruttoflächenbedarf für die 269 Wohneinheiten gibt die Verwaltung mit 19,8 Hektar an. In allen anderen Ortschaften der Gemeinde sind hingegen nur kleinere Neubaugebiete möglich – für den Eigenbedarf.

Allerdings: Die Erweiterungsmöglichkeiten für die Ortschaft Vechelde sind laut Marotz begrenzt – Neubaugebiete seien eben nur im Westen und Süden möglich. „Im Osten die Aueniederung, im Norden die Umgehungsstraße“, da sei nichts zu machen. „Bei mir hat sich noch nie jemand aus der Altortschaft Vechelde beklagt über die Neubaugebiete“, betont der Ortsbürgermeister. Dies liege womöglich daran, dass „sich Vechelde immer schon als Dienstleistungsort verstanden hat“.

Im Gegenteil: Den Zuzug von Familien hält Marotz sogar für sehr positiv mit Blick auf die Schulen, die Kindertagesstätten (Kita) und die Vereine – er sei eine Voraussetzung beispielsweise für die gute Jugendarbeit in den Vereinen wie den Sportverein Arminia Vechelde. In Zeiten einer älter werdenden Gesellschaft seien die vielen Kinder und Jugendlichen in Neubaugebieten ein Pfund, mit dem man wuchern könne. Marotz ist allerdings auch klar: „Wenn sich die Situation auf den Finanzmärkten ändert, kann die Nachfrage nach Bauland ganz schnell auch wieder drastisch runter gehen.“

Für die Gemeinde ist diese starke Baulandnachfrage allerdings nach Überzeugung des Juristen auch eine Herausforderung: Sie müsse für genügend Kita-Plätze und Grundschulkapazitäten sorgen. Was die sonstige Infrastruktur (etwa Ärzte und Supermärkte) in Vechelde anbelangt, sieht Marotz Vechelde gut aufgestellt: „In unserem Ort würden sich gerne sogar noch weitere Lebensmittelketten niederlassen, aber das ist aufgrund der Vorgaben des Regionalverbands nicht möglich.“

Befragt nach seinen Wünschen für Vechelde, nennt Marotz dies: Im früheren Netto-Markt an der Hildesheimer Straße würde er einen neuen Supermarkt begrüßen, doch das scheitere derzeit an „Ränkespielen“. Hier brauche man „Ruhe und Geduld“, dann werde es sicherlich auch eine Nachnutzung in dieser Richtung geben. Zudem würde sich Marotz über einen Bio-Supermarkt in Vechelde freuen: „Dazu sollte ein Betreiber den Mut haben.“ Zur komplizierten Ansiedlung eines Elektromarkts in der Ortschaft sagt der Sozialdemokrat klipp und klar: „Diejenigen in Vechelde, die sich hier bei uns einen solchen Markt wünschen, sollten ihn dann auch unterstützen – sie sollten dort einkaufen und das nicht online erledigen.“