Vechelde. Das Thema stieß auf großes Interesse: Ortsheimatpfleger Karl-Gustav Kukoschke referierte über Reichsarbeitsdienst in der Gemeinde Vechelde.

. Mit diesem großen Andrang hatte man nicht gerechnet, Stühle mussten noch zusätzlich aus den Lagerräumen des Vechelder Bürgerzentrums geholt werden. So hörten rund 130 Zuhörer den Ausführungen von Dr. Karl-Gustav Kukoschke zu, der als Ortsheimatpfleger in Vechelade Nachfolger des leider verstorbenen Bernhard Wolters ist.

Der Experte referierte zum Thema „Reichsarbeitsdienst in der Gemeinde Vechelde – die Lager und ihre Nachnutzung“ im Rahmen der von der Arbeitsgruppe Natur und Umwelt der Braunschweigischen Landschaft konzipierten Veranstaltungsreihe „… vom Hohen Tor zum Schloss der Madame“. Kukoschke hatten dabei rund 50 Dokumente – darunter Fotos, Bauten, Luftbilder, Szenen auf dem Appellplatz, Kartenausschnitte – im Gepäck, um den Zuhörern ausführlich über die Geschehnisse zu berichten. Zudem erzählte er eine persönliche Geschichte über das Schicksal Adolf Ronnenbergs, der kurz vor Kriegsende im April 1945 noch den Tod fand. Er hatte hier zuvor seinen Arbeitsdienst abgeleistet und starb mit nur 26 Jahren. „Auf dem Gelände bei Vechelade (heute Osterfeuerplatz) war das Lager mit rund 24 Baracken errichtet worden. Dort lebten etwa 432 männliche Personen. Hinzu kamen einige Funktionsbaracken, Wäscherei, Lagerräume und Küche“, sagte Kukoschke. Der Reichsarbeitsdienst (RAD) sei offiziell ursprünglich für Gemeinschaftsarbeiten eingerichtet worden. Später habe er ohne Zweifel einen Teil des NS-Zwangssystems dargestellt. Die Baracken entstanden im Baukastensystem. „Die jungen Burschen mussten unter anderem die Aue begradigen, das Moorgebiet entwässern und auch eine paramilitärische Ausbildung absolvieren“, verdeutlichte der Referent. Im Gespräch erklärte er, schon von jeher habe ihn die Thematik der Weimarer Republik und des Dritten Reiches sowie die Weltkriege interessiert. Seit 1935 war im NS-Regime der sechsmonatige Arbeitsdienst für männliche Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren Pflicht, später kamen auch weibliche hinzu. Diese Arbeitskolonnen waren in ganz Deutschland verteilt, und es gab sie auch in der Gemeinde Vechelde. Der Dienst bedeutete viel Arbeit und wenig Freizeit. „Es wurde nicht nur körperlicher Sport getrieben, sondern es ging rein in den Krieg. Aus dem RAD wurden nach Kriegsbeginn 1939 sogenannte Baukompanien“, so Kukoschke. In der Region Vechelde habe es sieben RAD-Lager gegeben – darunter Bodenstedt, Wahle (Doppellager), Wierthe, Vechelade (Doppellager) und Sonnenberg.