Wedtlenstedt. Der Grund für die Verzögerungen sind die Rübenverladung, Feldhamster und das Land, das die Fördermittel erst später geben will.

. Sie ziehen gemeinsam an einem Strang – die Gemeinde Vechelde und die Großstadt Braunschweig: Für den Bau des Radwegs an der Straße von Wedtlenstedt nach Braunschweig-Lamme haben die beiden Nachbarkommunen die Kosten längst bereitgestellt. „Aus unserer Sicht hätte mit dem Bau bereits vor zwei Jahren begonnen werden können“, stellt Vecheldes Bürgermeister Ralf Werner fest. Allerdings verzögert sich dieses Gemeinschaftsprojekt immer weiter – der Landkreis Peine als Planfeststellungsbehörde (Genehmigungsbehörde) fasst nun einen Startschuss „voraussichtlich erst im Jahr 2020“ ins Auge.

Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Zum einen sind in dem Genehmigungsverfahren Probleme der Landwirtschaft aufgetaucht und das Thema Feldhamster. So befürchten Bauern bei dem Radweg negative Auswirkungen auf die Verladung der Zuckerrüben, die sie auf ihren Feldern an der Straße anbauen. „Auf dem Gebiet der Stadt Braunschweig wird der Abstand zwischen der Straßenfahrbahnkante und der Außenkante des Radwegs zuzüglich Bankett deshalb verringert, so dass eine Rübenverladung uneingeschränkt erfolgen kann“, berichtet Landkreissprecherin Katja Schröder von einer Lösung, die in einem Ortstermin mit den Landwirten gefunden worden sei. „Auf dem Gebiet der Gemeinde Vechelde bestehen dahingehend keine Probleme, da eine Erschließung über vorhandene Wirtschaftswege gegeben ist.“

Eine weitere Hürde: In der Feldmark zwischen Wedtlenstedt und Lamme leben Feldhamster – eine vom Aussterben bedrohte Tierart. „Erfreulicherweise konnten wir zwischen diesen beiden Orten aber auch Flächen finden, durch deren hamstergerechte Bewirtschaftung der Eingriff in den Hamsterlebensraum ausgeglichen werden kann“, berichtet die Kreissprecherin. Zu prüfen sei, ob einzelne Hamster konkret von dem Radweg betroffen seien – um das herauszufinden, kündigt Katja Schröder eine Kartierung rechtzeitig vor Baubeginn an. Zu Not müssen diese Nagetiere auf die dann hamstergerechten Flächen umquartiert werden.

Der offizielle Erörterungstermin im Genehmigungsverfahren, bei dem die Anregungen und Bedenken zu dem Gemeinschaftsprojekt Radweg vorgebracht worden sind, hat bereits stattgefunden. Allerdings wird es noch eine ergänzende Anhörung geben wegen der Planungsänderungen (etwa wegen der Verringerung des Abstands). Erst danach kann dann der Landkreis den Planfeststellungsbeschluss fassen, also die Genehmigung für den Bau erteilen – wann genau das der Fall sein wird, ist jedoch heute noch offen.

Allerdings: Für den knapp 1,4 Kilometer langen Radweg, dessen Gesamtkosten sich laut Landkreis auf etwa 630 000 Euro belaufen, sollen auch Fördermittel aus dem Niedersächsischen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (NGVFG) kommen. Katja Schröder: „Diese Mittel stehen allerdings voraussichtlich erst 2020 bereit.“ Der Baubeginn kann somit auch frühestens dann erfolgen.

Für die Wedtlenstedter ist der Radweg an Straße nach Lamme – etwa zur Hälfte eine Straße des Landkreises Peine und der Stadt Braunschweig – sehr wichtig, etwa um in das Einkaufszentrum in Lamme oder in die Innenstadt Braunschweigs zu kommen. Diese Bedeutung sieht auch die Löwenstadt – deren Pressesprecher Adrian Foitzik versichert: „Die Stadt Braunschweig begrüßt dieses Vorhaben als Verbesserung der regionalen Radfahrinfrastruktur und hat sich im Verfahren auch positiv zu dem Projekt geäußert.“ 270 000 Euro seien im städtischen Haushalt vorgesehen, das sei in etwa die Hälfte des Gesamtbetrags. Allerdings unterstreicht auch Foitzik, dass „der Landkreis Peine und die Stadt Braunschweig mit einer Förderung durch das Land von 60 Prozent der Baukosten rechnen“. Für den Landkreis Peine, der angesichts seiner Finanznot diesen Radweg zumindest nicht zeitnah hätte bezahlen können, übernimmt die Gemeinde Vechelde die Ausgaben im Gemeinde-/Kreisgebiet bis zur Braunschweiger Stadtgrenze – also etwas mehr als die Hälfte der Gesamtkosten. „Wir tun das, weil wir wissen, wie wichtig dieser Radweg insbesondere für die Wedtlenstedter ist“, unterstreicht Werner.