„Mit Wolfgang Gemba kandidiert eine schillernde Gestalt für den Bundestag, die ihr ,Gefieder’ schon oft gewechselt hat.“

Der Corona-Stresstest bringt die Schwachstellen unserer Gesellschaft wie ein Brennglas ans Tageslicht – etwa im Gesundheitswesen, aber längst nicht nur dort. Denn auch in der Bildungspolitik läuft einiges schief: Lehrer, Eltern und Schüler wissen davon ein Liedchen zu singen. Mal geht es um das Home-Schooling, das längst nicht in jedem Kinder- oder Wohnzimmer (zufriedenstellend) funktioniert. Mal geht es um die Corona-Selbsttests: In der Vechelder Grundschule – und bedauerlicherweise nicht nur dort – stehen diese Tests nicht im ausreichenden Maße zur Verfügung. Das sorgt für Frust und Enttäuschung – die Folge: Politikverdrossenheit.

Gerade in diesem Moment – ein Zufall? – sorgt eine schillernde Gestalt im Kreis Peine für Schlagzeilen: Wolfgang Gemba, jahrelang ein prägendes „Gesicht“ der Landkreisverwaltung, setzt quasi zum Marsch in den Bundestag an. Wobei der 68-Jährige – eigentlich seit fast drei Jahren ein Kreisbaurat im Ruhestand – seine Bundestagskandidatur auch mit der Corona-Politik begründet: Diese erweise sich bei den „Altparteien“ als ein „Entscheidungs- und Kompetenz-Wirrwarr, gepaart mit fehlender Durchsetzungskraft“. Andererseits: Wenn das alles so schlecht wäre, was die Bundesregierung und niedersächsische Landesregierung in der Pandemie veranstalten, warum kommt dann Deutschland vergleichsweise so gut durch die Krise – mit knapp 80.000 Toten bei rund 83 Millionen Einwohnern?