Peine. Weitere 402 Geflüchtete sollen bis Ende September in den Landkreis kommen – die Kommunen wollen das mit dieser Strategie bewältigen.

Diese Bilder bleiben in Erinnerung: Eiligst hat der Landkreis Peine kurz nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 seine Sporthalle in Groß Lafferde (Lahstedt-Halle) zur Erstaufnahme-Einrichtung für bis zu 200 Flüchtlinge umfunktioniert; später hat die Gebläsehalle auf dem Ilseder Hüttengelände stattdessen als Flüchtlingsunterkunft für bis zu 250 Personen gedient. Bis einschließlich September sollen weitere 402 Flüchtlinge in den Landkreis Peine kommen – eine Erstaufnahme plant die Kreisverwaltung allerdings diesmal nicht. Können die Kreis-Gemeinden und die Stadt Peine die Vertriebenen auch so (problemlos) aufnehmen, und wie wollen sie das schaffen? Unsere Redaktion hört sich in den Kommunen um.

Flüchtlinge – das sagt die Gemeinde Vechelde

Aktuell sind in der Gemeinde Vechelde nach eigener Aussage insgesamt 258 Flüchtlinge in gemeindeeigenen oder angemieteten Unterkünften untergebracht (29 aus der Ukraine und 229 aus anderen Staaten). Zusätzlich seien 102 Ukrainer in privaten Wohnungen im Gemeindegebiet Vechelde wohnhaft (privat untergebracht oder Wohnraum selbst angemietet). Gemäß der Verteilquoten müsse die Ostkreiskommune bis Ende September noch 58 weitere geflüchtete Personen aufnehmen. „Da es sich dabei jedoch um eine Prognose handelt, kann die tatsächliche Zuweisung je nach Entwicklung nach oben oder unten abweichen“, setzt Bürgermeister Tobias Grünert hinzu: „Zurzeit erfolgen nur wenige Zuweisungen.“ Für die aktuellen Zuweisungen halte die Gemeinde „ausreichend Wohnraum“ vor (gemeindeeigen und angemietet). Um das auch weiterhin zu gewährleisten, plant die Gemeinde, „drei weitere Objekte – darunter ein neu angekauftes Gebäude – für die Unterbringung von Geflüchteten herzurichten“, blickt der Verwaltungschef voraus: „Sporthallen oder Dorfgemeinschaftshäuser nutzen wir in der Gemeinde nicht zur Unterbringung von Geflüchteten.“ Nach den festgesetzten Verteilquoten sei dies voraussichtlich auch weiterhin nicht erforderlich.

Flüchtlinge – das sagt die Gemeinde Wendeburg

In der Gemeinde Wendeburg halten sich zurzeit 246 Flüchtlinge auf: Davon kommen 76 Personen aus der Ukraine. „Bis September sind weitere 33 Personen angekündigt“, informiert Bürgermeister Gerd Albrecht. Ziel sei es auch hier bislang und weiterhin, Wohnraum anzumieten und zu erwerben. „Für allein reisende Personen sind noch einzelne Plätze frei“, merkt der Verwaltungschef an. Derzeit nutze die Kommune „keine öffentlichen Gebäude/Sporthallen für Flüchtlinge – daran wird sich auch bis einschließlich September nichts ändern“. Albrecht wird deutlich: „Ich halte die Entscheidung des Landkreises für richtig, unter den derzeitigen Gegebenheiten auf die erneute Einrichtung einer Erstaufnahme in der Gebläsehalle zu verzichten.“

Flüchtlinge – das sagt die Gemeinde Edemissen

170 Flüchtlinge hat die Gemeinde Edemissen momentan einquartiert. „Bis zum 30. September werden wir auf Grundlage der festgelegten Quote 34 weiteren Personen Wohnraum zur Verfügung stellen“, informiert Rathaus-Sprecher Oliver Völkening. Auch Edemissen verfolge schon immer die Strategie der dezentralen Unterbringung in angemieteten oder gemeindeeigenen Wohnungen. „Damit haben wir bei der Integration gute Erfahrungen gemacht“, betont Völkening. Öffentliche Gebäude (Sporthallen/Dorfgemeinschaftshäuser) werde die Nordkreiskommune „nicht – auch vorübergehend nicht – in Anspruch nehmen“. Der Vorbehalt: „So weit sich die Situation nicht wesentlich ändert.“

Flüchtlinge – das sagt die Gemeinde Ilsede

Bis Ende September hat die Gemeinde Ilsede weitere 57 Flüchtlinge aufzunehmen. „Diese Anzahl entspricht in etwa dem Niveau vor der Ukraine-Krise“, vergleicht Martin Diedrich, im Rathaus der Leiter des Fachbereichs Bürgerservice, Soziales und Ordnung. Laut Gemeinde-Homepage halten sich in der Südkreiskommune rund 300 Flüchtlinge auf, dazu kommen etwa 290 geflüchtete Ukrainer. Seit dem 1. April (Festlegung der neuen Aufnahmequote) hat die Gemeinde nach Diedrichs Worten acht Personen aufgenommen, sodass bereits rund 14 Prozent der Quote erfüllt seien.

Das Flüchtlingsheim in Groß Lafferde ist zurzeit das kreisweit einzige, das von einer Land-Gemeinde betrieben wird.
Das Flüchtlingsheim in Groß Lafferde ist zurzeit das kreisweit einzige, das von einer Land-Gemeinde betrieben wird. © Harald Meyer | Harald Meyer

„Gegenwärtig erfolgt die Unterbringung Geflüchteter zum einen in der Gemeinschaftseinrichtung in Groß Lafferde, zum anderen in angemieteten Wohnungen“, beschreibt Diedrich. Die Gemeinde sei stets auf der Suche nach Wohnraum und miete ihn weiter an. Vermieter könnten sich im Rathaus melden. „Durch die stetige Anmietung von Wohnraum ist es nicht erforderlich und nicht beabsichtigt, öffentliche Gebäude und/oder Sporthallen für die Unterbringung zu nutzen“, hebt der Fachbereichsleiter hervor. Die Einrichtung einer Erstaufnahme-Einrichtung durch den Landkreis halte die Südkreiskommune „aktuell nicht für erforderlich“. Gleichwohl verfolgt die Gemeinde weiterhin den Plan, den (umstrittenen) Bau eines Ankunftsorts für Flüchtlinge auf dem Hüttengelände zu prüfen.

Flüchtlinge – das sagt die Gemeinde Hohenhameln

Zurzeit beherbergt die Gemeinde Hohenhameln 263 Flüchtlinge, bis einschließlich September werden voraussichtlich weitere 20 dazukommen (dann 283 Personen). „Alle Geflüchteten bringen wir dezentral in angemieteten Wohnungen unter“, erklärt Andrea Buhndorf, die im Rathaus den Fachbereich Familie/Soziales/Ordnung leitet. Zurzeit und auch zumindest bis Ende September werde die Westkreiskommune keine öffentlichen Gebäude/Sporthallen für die Flüchtlingsunterbringung nutzen. Nach Überzeugung der Fachbereichsleiterin kann der Landkreis daher derzeit auf die (erneute) Einrichtung einer Erstaufnahme in der Gebläsehalle verzichten.

Flüchtlinge – das sagt die Stadt Peine

In den Unterkünften der Stadt Peine leben momentan 416 geflüchtete Personen – unter anderem auf der städtischen Flüchtlingsanlage (mehrere Wohngebäude) am Lehmkuhlenweg. Ende April ist es in einem der Häuser zur Explosion mit Rauchentwicklung gekommen, weil jemand eine Dose Bauschaum im Backofen erhitzt hat. „Das Objekt ist jedoch wieder bewohnbar“, versichert Stadtsprecherin Petra Neumann: „Aktuell sind aber noch Arbeiten im Küchenbereich erforderlich.“ Nach deren Abschluss könnten die Bewohner das Gebäude wieder uneingeschränkt nutzen.

Bis Ende September erwartet die Stadt weitere 131 Flüchtlinge. „Aufgrund der guten Vorbereitungen seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 ist eine Aufnahme dieser Personen in städtischen Unterkünften gesichert“, unterstreicht die Sprecherin. Eine Unterbringung in öffentlichen Gebäuden/Sporthallen sei also nicht erforderlich.

Mehr wichtige Nachrichten aus dem Landkreis Peine lesen:

Täglich wissen, was in Peine passiert: