Vöhrum. Das Gotteshaus ist mindestens 650 Jahre alt. Zum Pfingstfest wurde das auf besondere Weise unter freiem Himmel gefeiert.

Eigentlich war ein großes Fest rund um die Kirche in Vöhrum geplant, um den Geburtstag des Gotteshauses gebührend zu feiern. 650 Jahre sind ja auch ein stolzes Alter. Vermutlich ist das Gebäude sogar noch älter, aber die erste urkundliche Erwähnung stammt vom 1. Juni 1370.

Da durch die Corona-Krise kein Fest im großen Rahmen stattfinden durfte, hatten die beiden Pastoren Dorothea Wöller und Dirk Hölterhoff kurzerhand zum Freiluft-Gottesdienst auf dem alten Friedhof eingeladen. Bei bestem Frühsommerwetter folgten mehr als 130 Besucher der Einladung. Fleißige Helfer trugen noch unermüdlich Stühle aus dem nahen Gemeindehaus herbei. Zum Glück fanden auf dem weitläufigen Gelände alle Platz, ohne den Mindestabstand zu gefährden.

Auch unter freiem Himmel ist das gemeinsame Singen aber weiterhin verboten. Stattdessen sorgten Renate Mainusch am E-Piano und Pastor Hölterhoff an der Klarinette für den musikalischen Rahmen. Pastorin Wöller sang stellvertretend für die Gemeinde die Lieder.

„Pfingsten. Das Fest des Heiligen Geistes! Das Fest der Ruach. Ruach ist stürmisch und sie ist feurig. Und weiblich. Und: Ruach ist rot. Rot wie Leidenschaft, Liebe, Blut und Glut. Rot wie Energie. Jedenfalls ist das die Farbe, die zu Pfingsten gehört. Vier Kolleginnen riefen Menschen dazu auf, pfingstrote Bilder in sozialen Netzwerken zu teilen. Die Fotos sammeln sich: Bibeln, Verkehrsschilder, ein Tellerrand, Mohnblumen, ein Fahrrad, ein Gartenstuhl oder ein Gabelstapler. Erdbeeren, Kleider, Autos und Nagellack“, berichtete Pastorin Wöller in ihrer Predigt.

Weiterhin verbänden Menschen mit Pfingsten die Sprachverwirrung, bei der nichts mehr so war, wie die Menschen es kannten. Das treffe auch auf die aktuelle Situation zu, denn vieles Vertraute wie Handschlag, Gesang oder fröhliches Tanzen gehen fehle einfach.

„Die Sehnsucht nach dem, was du kennst, ist groß. Aber Not lehrt basteln – nicht nur im Baumarkt. Und neue Formen werden gefunden. Aber große Antworten gibt es gerade keine. Nicht mal von der Kirche, von der viele es erwarten. Für große Antworten ist es kurz nach dem Anfang immer zu früh“, führte die Pastorin aus.

Dafür gebe es aber viel Kreativität, mit der ungewohnten Situation umzugehen. All das Neue sei auch pfingstlich.

Im Anschluss an die Predigt überreichten die beiden Pastoren ein Geschenk zum Dienstjubiläum an Karl Koschel, der auf den Tag genau seit 25 Jahren den Friedhof in Vöhrum pflegt.

„Den neuen Friedhof, denn hier auf dem alten Gelände finden seit 1969 keine Trauerfeiern mehr statt. Das soll sich aber ändern. Wir planen eine Umgestaltung zum Friedpark, werden 25 neue Bäume pflanzen und voraussichtlich ab 2021 wieder Bestattungen hier durchführen“, erklärte Pastor Hölterhoff abschließend.